Vom Ogwen zum Idwal

Wir sind nicht die Einzigen. Womos, Kastenwagen, Dachzelt… alles ist dabei und die kostenlosen Parkbuchten sind gut gefüllt. An unserem See haben wir gut geschlafen und lassen es auch am Morgen gemütlich angehen. Luna ist morgens nicht mehr so ängstlich und liebt es dafür, noch ne Runde zu kuscheln.

Am Modell im Info-Zentrum kann man gut erkennen, was wir heute vorhaben. An der Straße oberhalb des Llyn Ogwen, dort wo die kleine grüne Halbinsel reingeht, da ist unser Stellplatz. Am rechten Ende befindet sich das Ogwen Cottage mit Info-Raum und dort startet auch unser heutiger Wanderweg hinauf und um den Llyn Idwal herum (rote gepunkteter Wanderweg).

Blick zurück zum Startpunkt

Ein mit großen Steinen befestigter Weg führt in leichter Steigung hinauf und wieder sprudelt und plätschert es überall. Luna muss an die Leine – alles voller Schafe und wir laufen gemütlich mit ein paar anderen Wanderern den roten Weg hinauf, bis sich der herrliche See auftut und wir dieses wunderbare Panorama vor uns haben.

Nun kann man den Weg rechts oder links herum laufen und dort gegenüber sieht man schon, wo es zum Aussichtspunkt oder, für die die genug Kraft haben, auch noch über den Kamm hinaus zum nächsten See geht.

Das Wetter macht mit, ab und zu öffnet sich mal ein Sonnenloch und ich genieße die herrliche Umgebung. Als dann der Weg ansteigt muss ich Luna doch mal ableinen und es dauert keine 5 Minuten und sie will schon wieder ihren Job machen: die armen Schafe!

Eigentlich hat sie den Aufstieg mindesten 3 mal hingelegt und kommt auch ganz schön außer Puste, genau wie das Frauchen… und die armen Schafe. Manche hat sie sogar mit lautem Gebell eingeholt, aber damit ist sie dann auch irgendwie zufrieden und sieht so aus, als wüsste sie nun gar nicht, was sie mit den Fellbüscheln jetzt anfangen soll.

Von oben eröffnet sich ein grandioser Blick und ich bin froh, dass ich nicht den einfachen Weg am Wasser genommen hab.

Beim Absteigen treffen wir noch eine Familie – drei Erwachsene mit drei Kindern – die die Felswand hinauf klettern. Papa steht oben und steigt vor, Mama sichert von unten und die Kleinen haben ihre Freude in der Wand.

Das war wunderschön und noch schöner ist, dass der Wettergott heute ein Herz für uns hat, sobald wir das Womo wieder betreten, öffnet er die Schleusentore und wir können im Trockenen unsere Mittagsruhe genießen.

Am Nachmittag gehts dann noch nach Conwy, eine der nördlichsten Städte in Wales. Immer an der Küste entlang schlängelt sich die Straße auf den letzten Kilometern und dann liegt der Anblick vor mir, den ich als Titelbild meiner Wales-Reise gewählt habe: Conwy-Castle. Leider spielt das Licht hier nicht ganz so mit, aber es ist schon eine wirklich imposante Burg.

Die Castle selbst darf man nur ohne Hund besichtigen und das erspar ich mir. Es gehört zum sogenannten „Eisernen Ring“, einem Gürtel von Burgen, die englische Könige zur Unterwerfung und Beherrschung der aufmüpfigen Waliser errichten ließen. Conwy, Harlech und Caernafon gehören heute zum UNESCO Weltkulturerebe und wurden von einem Architekten erbaut.

Gleich drei Brücken spannen sich über die Mündung des Conwy River. Neben der Autobrücke von 1958 gibt es noch eine Eisenbahnbrücke von 1848 ganz rechts und dazwischen die Suspension Bridge von 1826. Bei dieser Drohnenaufnahme von David Howells kann man das gut erkennen:

Der berühmte Brückenbaumeister Thomas Telfords erhielt den Auftrag zum Bau der Hängebrücke nach einem tödlichen Unfall auf dem Fluss. Zu Weihnachten 1806 starben dort nämlich 13 Menschen beim Kentern der Ruderfähre die bis dato 600 Jahre lang an der Stelle betrieben worden war. Die Brücke machte den Fährmann nun arbeitslos, was der aber bei einer Entschädigung von 6315 Pfund nicht bereute. Die Summe entspräche heute der saftigen Abfindung von 415.000 Pfund, behauptet jedenfalls mein Reiseführer – eigentlich fast unglaublich, wie der das wohl verhandelt hat…

Bis vor Kurzem nahm der National Trust, der die Suspension Bridge heute verwaltet, bei Überquerung Brückenzoll, doch heute ist das Zollhaus vernagelt. Das lohnt sich bestimmt nicht, denn nur wenige Menschen nehmen diesen Weg, wenn daneben der Bürgersteig der Autobrücke kostenlos zu benutzen ist.

Mehr Leute tummeln sich im Hafen. Kinder und Erwachsene stehen mit Käschern bewaffnet am Kai und ziehen Krebse aus dem Wasser.

Vielleicht ist das Tradition, samstägliche Familienroutine oder einfach Krebssaison, aber hier sind alle ziemlich beschäftigt und die Eimer gut gefüllt.

Alle anderen – und das sind viele – bummeln durch die Straßen. Und wie schon in anderen Walisischen Städtchen wird die Bummellaune wieder mal dadurch beeinträchtigt, dass sie auch hier von verkehrsberuhigten Innenstädten noch nichts gehört haben. Auch ich musste mich mit dem Dicken auf dem Weg zum Parkplatz durch ein XS-Brücke quetschen und vorsichtig fahren, um den Fußgängern nicht meine Seitenspiegel um die Ohren zu klatschen. Das ist für alle Beteiligten nicht so schön, gerade wenn die Deutsche immer noch zuerst nach links guckt und dann erst merkt, dass der Bus auf ihrer Seite der Straße von rechts schon da ist…

Weil auch Luna eher nicht so ein Fan von Städten ist, sind wir hier schnell durch und machen uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Ich hätte mich wieder mal mit einem Zeltplatz angefreundet, aber auch heute schreckt mich das in Linie stehen ab. Bei einem Platz probiere ich es wirklich und was sehe ich: Alles perfekt gekiest und in jeder Bucht sitzen die Camper vor ihrem Mobil und starren auf ihr Handy. Ruhe, keiner bewegt sich und augenscheinlich ist auch keine Bucht mehr frei… wir fahren getrost weiter bis an den Parkplatz der Lachsfischer von Dolgarog. Die ziehen laut Schild im angrenzenden Bächlein irgendwie Lachse auf. Hier stehen wir geschützt unter Bäumen, nebenan ist ein Hundewanderweg für morgen früh … wieder mal mit Schafen … und wir haben es morgen nicht weit bis zu unserem nächsten Ziel – lasst euch überraschen.

Luna hat sichs schon mal gemütlich gemacht und ich wünsche euch auch: Kommt gut durch die Nacht.

2 Gedanken zu „Vom Ogwen zum Idwal“

  1. Welch ein wunderschöner Tag in einer märchenhaften Landschaft!
    Ich wünsche dir und Luna einen erlebnisreichen Sonntag, passt auf die Schafe auf😱!
    Take care for you, love deine Bretagnemamie

  2. Ich kann Lunchen verstehen. Ist eben ein Hüterin…. Herrlich! Aber ich glaube dir auch, dass das ziemlich anstrengend manchmal ist. Schön jedenfalls, dass Luna morgens nicht mehr so ängstlich ist. Wahrscheinlich träumt sie nachts von Schafen. 😅 Der Panoramablick war jedenfalls wunderschön! Liebste Grüße!

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