Armer Hund

Caidar Idris sage ich schweren Herzens Ciao, denn leider habe ich kaum etwas von der Schönheit der Gegend gesehen. Nur unser wunderbarer Schlafplatz im Coed y Brenin Forest, 13 km nördlich von Dolgellau wird mir in Erinnerung bleiben. Eigentlich ist der Wald ein Mountainbiker-Paradies, in der Nähe gibt es dafür auch ein Zentrum, doch bei diesem Wetter ist weit und breit niemand auf dem Fahrrad zu sehen. Auch für die nächsten Tage ist hier Regen angesagt und so setzen wir unsere Reise am Abend in Richtung Norden fort. Doch kommen nicht sehr weit, denn am Llyn Trawsfynydd gibt es einen freien Übernachtungsplatz am Wasser. Erst einmal wirkt der nicht ganz so einladend.  Überall liegen die Hinterlassenschaften von  Schafen und Hunden herum, aber bei dem Wetter kann ich sowieso nicht draußen sitzen, stört mich also nicht so ganz direkt.

Ruhig ist es, der See liegt vor dem Fenster und das muss reichen. Doch dann schickt mir der Wettergott zum Abend noch eine Überraschung und es zeigt sich mal wieder, wie treffend der Spruch vom „ins richtig Licht setzen“ ist. Plötzlich verwandelt sich der eher triste Platz in ein schönes Fleckchen Erde.

Die Nacht war super, unsere Nachbarn, die Schafe, mussten das Womo am Abend erst einmal so genau untersuchen, das die ganze Kiste schaukelte und wir mit viel „Mäh“ und Gewackel in den Schlaf gewiegt wurden.

Tour Nr. 9 in dem Wanderteil meines Reiseführers ist der Weg von Nantmor durch das Tal des Flüsschens Aberglaslyn nach Beddgelert. Und tatsächlich hat der Regen aufgehört – bestes Wanderwetter. Es geht über Stock und Stein immer am Ufer entlang und es ist wirklich ein wildromantischer Weg, da hat der Michael Müller Verlag nicht zu viel versprochen. Luna hüpft vor Freude hin und her, nimmt ein Bad, schnüffelt am Wegesrand und ich konzentriere mich auf die glatten Steine oder schaue aufs schäumende Wasser…

Beddgelert liegt mit seinen granitgrauen Häuschen eingebettet zwischen den Tälern mehrerer Flüsse und ist nicht nur das Ziel von Wanderern aus verschiedenen Richtungen, sondern auch eine Haltestation der Welsh Highland Railway.

Ich frage am Bahnhof nach, ob da auch Hunde mitfahren dürfen und im Doggy-Country ist das natürlich erlaubt. Aber leider fährt heute die letzte Bahn genau in die falsche Richtung. Na macht nichts, das wird schon noch.

Da gönne ich mir lieber ein Sandwich zum Lunch und dazu einen Cappuccino mit Ausblick.

Den kleinen Wanderführer habe ich gerade erstanden, sozusagen die Vielfalt des Angebots erweitert und suche mir beim Essen gleich die nächste Runde aus. 

Doch vorher müssen wir natürlich noch den Namensgeber des Ortes besuchen: Gelert, den treuen Hund des walisischen Prinzen Llywelyn. Die traurige Legende berichtet, dass der Prinz, der im 13. Jahrhundert hier in seinem Palast  lebte, eines Tages von der Jagd heimkehrte. Sein Hund Gelert sprang im blutverschmiert entgegen, um ihn zu begrüßen. Als der Prinz bemerkte, dass sein Kind nicht im Bett lag, verdächtigte er den Hund, es getötet zu haben und erschlug ihn sofort. Doch wie grämte er sich, als er kurz darauf den Sohn unterm Bett und daneben einen toten Wolf fand. Llywelyn begrub Gelert an diesem Ort und soll seitdem nicht mehr gelächelt haben. Bis heute wird an den treuen Hund nicht nur mit dem Ortsnamen – Bedd Gelert bedeutet Grab des Gelert – erinnert. Es gibt einen Gedenkstein und gleich daneben ist in den Überresten eines Steinhauses seine Skulptur zu sehen. Luna ist dieser Bronzehund allerdings sehr suspekt.

Auf dem Rückweg schauen wir noch in den Tunnel einer alten Kupfermine, Luna findet einige Spielkameraden und ich freue mich, dass es heute mal nicht regnet.

Weiter gehts in Richtung Norden am Llyn Gwynat entlang, der sich malerisch ins Tal schmiegt, bis hoch hinauf zum Aussichtspunkt, von dem man den höchsten Berg Großbritaniens, der außerhalb Schottlands liegt, sehen kann – Mount Snowdon oder Yr Wyddfa. Ziemlich unspektakulär von hier aus, aber gerade verschließt ein begeisterter Wanderer mit großem Rucksack seinen Van und springt in den Zubringerbus. Sieben verschiedene offizielle Aufstiegsrouten gibt es und die Highland Railway fährt auch hinauf zum 1085m hohen Berg. Ich habe dafür kein Interesse und koche mir erst mal einen Kaffee für eine kleine Pause mit Bergblick.

Weiter gehts zum Llyn Ogwen, einem See, der am Ogwen Cottage in ein wunderschönes breites Tal mit dem kleinen Flüsschen Nant Ffrancon übergeht.

Und als wir am späten Nachmittag ankommen, öffnet sich der Himmel. Die Sonne kommt! Wir drehen noch eine Runde. Was für ein Genuss!!! Seht selbst.

Hier ist noch ganz schön was los, denn verschiedenste Wanderwege gehen vom Cottage ab. Viele erschöpfte Wanderer kommen zurück, einige gehen so spät erst los?? Das machen wir morgen und ziehen uns mit ein paar anderen Campern in die Parkbucht am Ogwen zurück. Die Sorge, dass es an der Straße zu laut werden würde, hat sich spätestens ab 19:00 Uhr erledigt, denn hier fährt nur entlang, wer wandern will und das macht man ja üblicherweise nicht nachts.

 Herrlich strahlt das letzte Abendlicht und nach den Tagen voller Grau genießen alle die Sonne. Die nassen Sachen trocknen im lauen Wind und wir freuen uns auf unsere Tour morgen früh.

Euch ganz liebe Grüße in die Heimat und kommt gut durch die Nacht

3 Gedanken zu „Armer Hund“

  1. Traumhafte Landschaft, kein Regen, sogar etwas Sonne! Kaffee, Sandwich und einen glücklichen Hund: la vie est belle! Wieviel km wirst du heute wieder zurücklegen, liebe Marion oder vielleicht doch eine Fahrt mit der alten Dampflok?
    Gerlets Geschichte ist traurig, nach hunderten von Jahren sind wir berührt, ja, unsere Vierbeiner!
    Einen erlebnisreichen Tag, Sonne, gute Laune und alles, was glücklich macht, deine Marie

    1. Das mit der Dampflok würde ich gern noch machen – mal schauen. Das wäre doch lustig… Die Hundegeschichte ist wirklich traurig und zeigt, wie schnell ein Mensch skeptisch wird. Das würde ein Hund nicht tun, der ist einfach treu – das wissen wir Hundeliebhaber. meine Luna ist allerdings immer nur so lange treu, bis ein Schaf kommt, dann muss sie „arbeiten“…
      Sei herzlich gegrüßt und umarmt, dicken Knuddel für Lucky und dich natürlich.

    2. Oh, endlich wieder Sonne! Das habt ihr euch verdient…. So eine wunderschöne Landschaft! Einfach phantastisch! Ich drücke euch die Daumen, dass es wettertechnisch so bleibt und dass ihr noch eine Fahrt mit der Dampflock machen könnt… Was für eine traurige Geschichte mit dem Hund. Er hat das Kind gerettet und wurde als Dank dafür von seinem Besitzer erschlagen. Verständlich, dass der Prinz nicht mehr lachen konnte…
      Da hat es Lunchen besser. Ihr seid ein super Team! Fühlt euch gedrückt!

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