Morgen, Vita, 10:00 Uhr am Tor… !!!

Nathaniel Lloyd war 46 Jahre alt und seit fünf Jahren verheiratet, als er 1910 für 6000 Pfund ein altes Haus aus dem 15.Jahrhundert sowie dazugehörige Nebengelasse und Farmland kaufte. Er wollte sich aus seinem Druckgeschäft zurückziehen und lieber Golf spielen.

Mithilfe des bekannten Landhaus-Architekten Edwin Lutyens baute er das Haus um, entwarf den Grundstock der umliegenden Gärten und zeugte noch 6 Kinder. Das jüngste wurde 1921 geboren und hieß Christopher. Er wurde einer der bekanntesten Gartendesigner Englands und lebte bis zu seinem Tod 2006 auf Great Dixter – dem Anwesen der Familie, das ich heute besichtigen will.

Leider gehört es nicht zum National Trust – ich muss also einen stolzen Eintritt berappen. Wir kommen schon gegen 8:00 Uhr am zum Glück offenen Parkplatz an und haben noch genügend Zeit für einen Spaziergang in der herrlichen Umgebung.

Luna fühlt sich pudelwohl und stromert über die Wiesen, ich genieße die Ausblicke und freue mich daran, dass sogar die Farmer einen kleinen Wanderweg über ihre Felder einräumen…

…doch leider war der falsch und sobald stehen wir vor einem Hindernis. Nicht für Luna – drüber und weg. Ich brauche da länger: Schuhe aus und hinein in den Matsch.

Doch das Problem wartet auf der anderen Seite. Alles ist seifig, glitschig und ich finde kaum Halt – also volle Konzentration und durch. Dass mich die Brombeerbüsche auch noch piesacken, merke ich erst beim Weiterlaufen.

Ziemlich durchgeschwitzt kommen wir am Womo an und es bleibt gerade noch Zeit für eine kalte Dusche. Auf dem Weg zum Kassenhäuschen treffe ich den Endgegner:

Zum Glück verläuft sich alles im weitläufigen Gelände und nur ab und zu begegne ich den älteren Damen mit geblümten Kleidern und Sonnenhüten, die der Bus ausgespuckt hat.

Great Dixter ist ein Traum in bunt. Hier kann man alles an Farben, Formen, Texturen und Größen finden, was die Natur zu bieten hat. Christopher Lloyd und später sein Chefgardener Fergus Garrett haben ihr ganzes Wissen, Ihre Experimentierfreude und Leidenschaft in diesem Projekt zum Strahlen gebracht. Die Grundlagen, die Lloyds Vater gemeinsam mit Lutyens gelegt hatte, fanden in ihrer Arbeit die krönende Erweiterung. 14 verschiedene Gärten sind harmonisch vereint. Immer wieder liegen Wildblumenwiesen dazwischen und kleine gemähte Wege führen hinüber ins nächste Areal.

Der Exotic Garden mutet an wie ein Dschungel, man muss sich bücken, winden, schlängeln, um hindurch zu kommen. Riesige Brennnesseln (die aber nicht brennen) mischen sich mit Palmen und Bananenstauden.

Ein großer Maulbeerbaum bildet den Übergang zur Long Border – einem fantastischen Staudenbeet und im High Garden wachsen die Blumen in den Himmel.

In einer unscheinbaren Ecke gedeihen Orchideen und immer wieder eröffnen sich Blicke zum Haupthaus.

Ganz liebreizend ist die Nursery – die Gärtnerei. Hier kann man Pflanzen aus der eigenen Zucht kaufen – mehr als 80% stammen aus den Gärten von Great Dixter.

Auch das angeschlossene Café lädt zum Verweilen ein und weil ich mir keine Pflanzen auf meine Reise mitnehmen möchte, wandern 3 Samentütchen in meine Tasche.

Der alte Teil des Hauses kann besichtigt werden, der neue ist privat und so schlendere ich durch die große Halle. Da hängt ein Bild des Gartengenies und seine Trophäen sind darunter angeordnet.

Unzählige Gartenbücher findet man in seinen Bücherregalen und so lebte Mister Lloyd so, wie es Cicero empfahl: „Hast Du einen Garten und eine Bibliothek, dann hast Du alles, was Du brauchst.“

Fast zwei Stunden wandle ich durch dieses Paradies und zum Glück steht das Womo unter einem großen Baum im Schatten – so hats auch Lunchen gemütlich. 

Kaum 20km weiter und wir sind bei den Sackville-Wests in Sissinghurst. Doch irgendwie bringt mir dieser Ort kein Glück. Im letzten Jahr fand ich keine passende Übernachtungsstelle und bekam hier einen Platzverweis. Heute steht ein junger Mann an der Einfahrt und lässt uns nicht rein – alle Parkplätze belegt! In einer halben Stunde sollen wir wiederkommen, aber wohin mit dem Dicken in dieser Zeit. Nirgends ein Platz zum Verweilen. Wir fahren ein bisschen übers Land und als wir wieder am Tor stehen das selbe Spiel: alles voll.

Zum Glück hatte ich auf dem Weg das Dörfchen Benenden gesehen und dort an einer riesigen Wiese einen kleinen gemütlichen Parkplatz. Dorthin fahren wir und finden unter Bäumen eine Rast. Wandernd, lesend, schlafend, essend verbringen wir den Nachmittag und Luna trifft noch mehrere Freude, z.B. Hunde, Kaninchen, Eichhörnchen und diese Madame hier:

… und einen Feldweg gibt es natürlich auch wieder…

Morgen dann 10:00 Uhr am Tor, Vita und wehe ich komm nicht rein!!!!

4 Gedanken zu „Morgen, Vita, 10:00 Uhr am Tor… !!!“

  1. Guten Morgen, meine liebe Marion, was für ein erlebnisreicher Tag für euch! Great Dixter muss wirklich ein Traum sein, ich wäre den ganzen Tag dort geblieben! Sooo schön! Hätte noch gerne gewusst, ob alles noch in Familienbesitz ist. Du wirst uns wieder jeden Tag mit so wunderschönen Orten und deren Geschichte verwöhnen.
    Passt gut auf euch auf, hab schon mit einem weinenden Augen deinen Rückfahrthafen registriert, nicht Dinard oder St.Malo! Viel Freude, Sonne und viele liebe Menschen um euch herum, das wünsche ich euch, deine Bretagnemamie

  2. Oh, was für ein Traum!!!! Da würde ich am liebsten einziehen. Diese Stauden, diese Farbenpracht. Den Exotic Garden finde ich mega spannend. Brennnesseln, die nicht brennen… Wahnsinn!!! Ich sende euch liebe Grüße aus meinem Dschungelgarten….

    1. Ach ja meine Beste, die Gärten hier sind ein Muss, ich kann mich kaum sattsehen 🥰🥰🥰 Eine Gartentour könnte man bestimmt auch mal im Frühling einplanen 👍

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