
Der Regen drischt auf die Frontscheibe, das Wasser strömt und die Scheibenwischer haben Mühe, die Sicht freizuhalten. So hatte ich mir einen romantischen Tag in Florenz zwar nicht vorgestellt, aber für die Uffizien müsste es gehen. Der für 50,- € und 26 Stunden gemietete Parkplatz ist schon mal die erste „Attraktion“



… durch enge, noch engere und ganz enge Gassen kämpfe ich mich Schritt für Schritt bis zur angegebenen Adresse vor, nehme mich vor Fußgängern, doppelreihig parkenden Autos und Vespa-Herden in Acht, ständig darauf gefasst, wahlweise Vespas oder Fußgänger mit dem Außenspiegel zu touchieren. Dann, linkerhand eine größere Tür und eine Halle im Erdgeschoss, in der PKWs dicht an dicht wie bei Tetris einsortiert sind. Für einen Euro übermittelt dann der Wächter mein Kennzeichen der Polizei und nun ist mein Auto berechtigt, sich hier im „inneren Kreis“ Firenzes bis morgen aufzuhalten. Ansonsten hagelt`s Strafzettel, was irgendwie über den Scan von Nummernschildern läuft. Eigentlich logisch, denn andernfalls würde das Zentrum von Florenz wahrscheinlich von einer Blechlawine zermalmt, total verstopft und hemmungslos lahmgelegt werden.
Im Parkgeschoss werde ich mit einem Schwall Italienischenglisch belehrt, dass ich morgen unbedingt 13:00 Uhr wie gebucht abreisen müsste, keinesfalls später. Über Ostern sei hier der Teufel los. Außerdem ist es notwendig, den Schlüssel aufs Armaturenbrett zu legen und ich könne zwischendurch auch nicht an mein Fahrzeug – also nichts vergessen. Ich nehme mir Zeit an alles zu denken und als Luna und die Taschen an mir verzurrt sind, mache ich mich auf die Suche nach meinem Zimmer. Und das geht dann ja mal ganz schnell. Als ich aus der rückwärtigen Tür der Garage trete, stehe ich genau vor der Nr. 20. Nun noch fünf Stockwerke in die Höhe steigen und ich lande in einer Art Hostel. Alles ist hier sehr einfach ausgestattet, mit Gemeinschaftsbad und-Küche. Ich bin die Älteste – mit Abstand, aber der Blick ist fantastisch.


Zu dem Prasselregen ist nun auch noch Wind gekommen, aber Luna muss jetzt mal noch ne Runde raus, ehe ich 14:00 Uhr meinen Zeitslot nutzen und in die Uffizien huschen kann. Die sind nur 7 Fußminuten vom Hostel entfernt und so hüpfen wir von Stein zu Stein, von „Insel“ zu „Insel“ über die Florenzer Pfützenlandschaften. So richtig wohl fühlt sich die Hundedame nicht und das liegt neben Regen und Wind, Pfützen und neuen Gerüchen auch an den Menschenmassen. Genau mein Ding 😖, aber da muss ich durch. Als es zu hässlich wird stellen wir uns mit anderen im Palazzo Vecchio unter. Nur der David steht nackt im Regen.


Ziemlich durchnässt kommen wir wieder im Hostel an und ich genieße ein kleines Mittagsmal mit Ausblick.

Um nicht Schlange stehen zu müssen, habe ich die Karte vorgebucht und werde zwischen 14:00 und 14:15 eingelassen werden… nachdem ich an zwei Schlangen anstehen musste… Nun ja, die insgesamt 30 Minuten sind wahrscheinlich nix gegen Spontanbesuchsversuche in diesem Museums.
Ich habe mir vorgenommen, mich zu konzentrieren, eine Auswahl zu treffen und ansonsten tapfer wegzulassen. Und das ist wahrscheinlich wirklich der einzige Weg, aus diesem Monstermuseum etwas mitzunehmen. Man wird hier förmlich unter Kunst begraben. Plastik fällt schon mal weg. Mittelalter ist mir zu flach. Und weil wir ja nun mal in der Toskana sind, konzentriere ich mich auf die Renaissance.

Aber das erste Gemälde, das mich innehalten lässt, zählt wohl noch zur Gotik und ist die prachtvolle „Anbetung der Könige“ von Gentile da Fabriano. Wie in einem Comic kann man hier ganze Geschichten, kleine Nebenhandlungen und manch witziges Detail entdecken. Aber besonders der Detailreichtum und der überbordende Einsatz von Goldfarbe lässt mich staunen. Eigentlich ein dicker Angeberschinken für einen superreichen Auftraggeber, aber schaut doch mal die Farben, da ist nix dunkelbraun, wie bei manchem Rembrandt oder Dürer…


Filippo Lippi ist einer der Maler der Frührenaissance, die mir sehr gefallen und seine Werke findet man auch gleich in den ersten Räumen des neu gestalteten Rundgangs. Diese zarten Frauenbildnisse finde ich einfach wunderschön und die Farben leuchten, als wären sie gestern erst aufgetragen worden.



Botticelli, Da Vinci, Caravaggio, Tizian, Bronzio, Dürer, Rubens, van Dyck… alle sind hier versammelt und ich genieße zwei Stunden lang die Pracht der Bilder. Manchmal finde ich es ein bisschen Schade, dass es kaum Marienbildnisse gibt, die Freude ausstrahlen, Freude am eigenen Kind, Mutterfreude halt. Verklärung, Ernsthaftigkeit, auch Abwesenheit kann ich in den Gesichtern erkennen – aber Freude? Ich sehe und staune, entdecke und betrachte, erkenne und vergleiche, genieße und bewundere … bis ich nicht mehr kann.












Auf dem Balkon der Cafeteria sehe ich: der Regen hat aufgehört und der Himmel reißt auf. Das passt super und so beende ich meine wunderbare Zeit mit den alten Meistern und laufe noch ein Stück in Richtung Dom. Die bemusterten Fassaden tauchen wie aus dem Nichts am Ende einer Gasse auf und die Fülle erschlägt mich, zumal rundherum so eng die Häuser stehen, dass man gar nicht weit genug zurücktreten kann, um die Pracht zu genießen.




Leider ist das Tor schon verschlossen und so bestaune ich einfach die fantastischen Außenfassaden und den Campanille… wisst ihr noch: der Giotto hat das Erdgeschoss nicht überlebt.
Ich bummel fußlahm und voller Eindrücke zurück zum Lunchen und gönne uns ein kleines Powernapchen. Dann raffen wir uns zur Abendrunde nochmal auf und gehen – wahrscheinlich mit 1000 anderen Touristen noch die 2km bis hoch zum Piazza Michelangelo mit einem fantastischen Blick über die Stadt zum Sonnenuntergang.

Hier wird gesungen, getanzt, viel gelacht und Luna erhält massenweise Streicheleinheiten von völlig Fremden. Dann gibt es noch ein Abend-Panini auf unserer Terasse mit Blick auf den nächtlichen Dom ☺️ Kommt gut durch die Nacht.


Du bist nicht“kleinzukriegen“, unglaublich, ich sag‘s kurz: Powerfrau!
Da kann ich nicht mehr mithalten, ich glaube, wir R,C und ich bleiben doch lieber in Frankreich!
Danke, liebe Marion, für die tollen Fotos, ob Parkhaus, Landschaften, historische Gebäude und dann die traumhaften Museumsfotos, und du nimmst dir für all dies Staunendswerte Zeit! Und Lunchen wartet in Ruhe im 5. Stock auf ihr Frauchen.
Und während ich hier schreibe, hast du heute schon wieder Vieles entdeckt, gesehen und bestaunt! Und wir freuen uns schon wieder auf den Tagesbericht.
Bleib stark und pass gut auf euch auf, deine Bretagnemamie
Hach, naja… ich denke man sollte einfach losfahren und vor Ort die Ruhe bewahren- dann klappt das schon. 😃 Heute kommt bestimmt deine Ruth und ich wünsche euch eine fantastische Zeit und ein wunderschönes Osterfest. Nachdem mir in der Nacht jemand einen Turnschuh geklaut hat, bin ich ab heute nur noch in Wanderstiefeln unterwegs 😅 Villa Borghese in Boots – was für ein Spaß 😅 Liebste Grüße und dicke Umarmung 🤗🤗🤗
Meine liebe Marion, da hast du eine anstrengend, schöne Zeit hinter dich bringen können. Aber: die kluge Frau sorgt vor. Stell dir vor, du hättest das mit dem Parkplatz nicht gebucht… Wir sind hier auch schon die zweite Nacht mit Gemeinschaftsbad. Ist eigentlich okay. Dafür lieber was Tolles erleben und einen herrlichen Blick genießen… Aber wie Ruth schon schreibt, du bist nicht klein zu kriegen… Danke für die wunderbaren Impressionen aus den Uffizien. Wirklich wunderbare, farbenprächtige und detailverliebte Gemälde. Aber mit der Freude hast du Recht. Die konnte man tatsächlich nur bei dem Bild mit dem kleinen Kind und dem Vogel in der Hand erkennen. Und ob man als kleines Kind wirklich Freude empfindet, 6wenn man die ganze Zeit zum portraitieren still sitzen muss und einen Vogel in der Hand hält, tot oder lebendig, bleibt fraglich. Aber dennoch- wunderschön! Dass du den vielen Menschenmassen standgehalten hast… Meinen Respekt! Ich wünsche dir noch eine phantastische Zeit und weitere schöne Erlebnisse! Liebe Grüße von der Netti
Ja meine Beste, du weißt, was Massenansammlungen für mich bedeuten 😅 aber wir haben es überstanden und erholen uns in Erwartung der nächsten…(Rom) Ich wünsche auch dir eine tolle Zeit und wie es aussieht, seid ihr ja vor Menschenmengen verschont 🤗🤗🤗