Der gestrige Tag klingt noch lange nach. Wie ein Wirbelsturm ist alles vorübergezogen und nun muss der Staub sich erst legen. Deshalb lassen wir es heute langsam angehen. Nach Morgenrunde und Frühstück fahre ich noch einmal zum Anwesen der Churchills. Besonders das Wohnhaus und das Atelier interessieren mich. Doch als ich 10 Minuten vor 09:00 am Tor stehe, ist das noch verschlossen. Aber ich passe in die Einfahrt, warte 5 Minuten und schon ist die Frau vom National Trust da, schließt auf, lässt mich rein – Perfekt! Wir sind die ersten auf dem Parkplatz. Das Museum öffnet erst eine Stunde später und so haben wir auf dem herrlichen Gelände noch ein bisschen Zeit zum Baumeln lassen der Seele.

Da fällt mir ein, dass ich euch noch gar nicht von meinem Lachflash in der St. Georgs Chapel gestern erzählt habe. Ich singe doch ganz gern und schon gar in Gemeinschaft. Nur sind mir die englischen Kirchenlieder nicht ganz geläufig. Versuchte ich vom Blatt zu singen, war der Text wieder weg und außerdem sangen wir tatsächlich genau das Lied, mit dem auch Mister Bean schon so seine Probleme hatte. Und das fiel mir natürlich genau in diesem Moment ein. Hier könnt ihr also eigentlich mich sehen, wie ich versuche, in den Gesang der Gemeinde einzusteigen – original so war es und deshalb konnte ich mir das Lachen kaum verdrücken:
Nun aber öffnen sie hier in Chartwell die Türen und ich betrete den Familiensitz der Churchills durch diese imposante Tür mit einer fantastischen Holzverkleidung.

Er hatte das Anwesen 1922 gekauft und bewohnte es bis zuletzt. Hier sieht man ein Porträt seiner Frau Clementine, das er selbst gemalt hat.

Die Churchills hatten 5 Kinder. Zwei starben allerdings noch vor ihrem Vater und Clementine musste sogar noch eines mehr zu Grabe tragen. Immer wieder stehe ich wortlos vor solchen Schicksalen, die uns heute als überaus schrecklich erscheinen, vor Zeiten aber augenscheinlich gar nicht so ungewöhnlich waren.

Neben der Politik war Sir Winston auch an der Kunst interessiert. So malte er gern, kaufte aber auch Gemälde oder bekam sie geschenkt. So schenkte ihm sein Literaturagent diesen Monet da rechts über dem Sekretär. „Charing Cross Bridge“ ist sein Titel.

Das Gästebuch der Churchills ist ein wertvolles Zeitdokument und wird deshalb unter Glas gelagert. Dreimal pro Jahr blättert hier jemand um und so wird deutlich, wie viele historische Persönlichkeiten zu Gast waren. 1931 z.B. Charlie Chaplin.

Churchill ist ja für seine Hüte bekannt, kaum ein Bild, auf dem er sie nicht trägt und so ist ein Raum seinen Hüten und Uniformen gewidmet.



Zwei Arbeitszimmer befinden sich im Haus. Das eine diente der Recherche, in dem anderen schrieb er seine Reden und Bücher. Dieser ist der älteste Raum im Haus und vor den Churchills gab es im Dach noch eine weitere Etage, die herausgenommen wurde. So sieht man die alten Balken, die teilweise aus dem frühen 16.Jahrhundert stammen.

Der kleine Speiseraum neben der Küche ist wenig mondän, eher bescheiden, aber sehr schön gestaltet. Rundherum hat man einen Gartenblick und kann auch hinüber zum „Studio“ schauen, dem Atelier. Das sind kleine rote Backsteinhäuschen, die zum Malen dienten


Auch hier scheint dieses Energiebündel viel geleistet zu haben. Die Qualität der Bilder wage ich nicht zu beurteilen, aber immerhin hat er mit einem davon einen Wettbewerb gewonnen, zudem das Bild anonym eingesendet wurde.


Hier sieht man den Arbeitsplatz des Meisters. Links auf dem Tischchen ein Glas Brandy und auf einer silbernen Ablage die Zigarre.

Nun noch ein letzter Blick in den Garten, vorbei an dem Teich mit vier schwarzen Schwänen, die auch schon Churchill hier gern fütterte und an der riesigen Japanischen Zeder, die vom Vorbesitzer 1852 gepflanzt worden war.

Als wir vom Parkplatz rollen, ist der überfüllt. Eine junge Dame stopp mich, denkt ich käme erst an und stellt bedauernd fest, dass kein Platz mehr für mich sein. Zum Glück kann ich zufrieden davonrollen und es schließt sich ein wundervoller Spaziergang in Emmetts Garden 2km weiter an. Auch hier sind viele Familien auf den Beinen, nutzen mit ihren Kindern die fantastischen Angebote des kids-Summer oder machen einfach ein Familien-Picknick.




Wir lassen uns die laue Luft um die Nase wehen, genießen ein Sandwich und eine letzte Doggies Ice-creme und schauen den Familien beim Spielen zu. Immer wieder tun sich neue, wunderschöne Blickachsen auf und ich merke, dass ich mich an diesen englischen Gärten gar nicht sattsehen kann.

Nun sind wir bereit für einen größeren Ritt und kommen ohne Zwischenfälle gegen vier an der Kanalküste in Deal an. Park4Night hat uns einen Tipp gegeben. Sackgassenende an einem kleinen Park, gleich am Meer zu Freistehen. Ich habe es zwar zum ersten Mal geschafft, meine Gasflasche in den vergangenen vier Wochen zu leeren und kann deswegen morgen weder Kaffee kochen noch warmes Wasser zum Waschen produzieren, aber auf Zeltplatz hab ich trotzdem keine Lust. So muss ich mit Kaltwäsche vorlieb nehmen. Und für den Kaffee hat wieder einmal ein kleines Wunder gesorgt. Hier in der Sackgasse steht ein lustiger Truck. Da gibts morgen ab 09:00 Frühstück. Danke 🙂

Kommt gut durch die Nacht.

Ich glaube, liebe Marion, eure wunderschöne Reise neigt sich dem Ende zu, gute Fahrt und werdet nicht seekrank!
Wir denken an euch, die Médrouxer 👵🏼👩🐕🐕
Genau, morgen Abend geht die Fähre ⛴️ Es war wieder eine tolle Reise und ich lasse heute am „Wandertag“ alles nochmal sacken ☺️