Druidin bei der Arbeit

Der Wetterbericht sieht mies aus. Der Ladezustand meines Handys auch.

Und auch das Trommeln auf dem Dach lässt nichts Gutes vermuten. Als es nachlässt, starten wir die erste Gassirunde des Tages durch den Ort und treffen ausschließlich Hunde- und Barbesitzer. Letztere bereiten das Breakfast vor. Auch am SPAR muss nachgefüllt werden, ansonsten schläft alles noch.

Der Parkplatz bietet keinen 3 Sterne-Ausblick und so nutze ich die Gunst der Stunde und parke um. 3km bis zur kleinen Kirche St. Materiana oben auf den Klippen. Da kommt Urlaubsfeeling beim Kaffeeschlürfen auf und die zweite Runde drehen wir über den Kirchhof. Hübsch hier und der Blick!!

Und tatsächlich scheint das Wetter Erbarmen mit uns zu haben und klart auf.

In ca. 4km Entfernung befindet sich die Trebarwith Bucht mit dem „Port William“ Pub. Das ist heute unser gemütliches Ziel. Das Wetter klart nicht nur auf, es wird entgegen jeder Voraussage fantastisch. Etwas windig vielleicht, aber zum Laufen ideal. Gestiefelt und gespornt gehts los, doch wer sitzt denn da gleich neben uns am Tisch? Seltsam sieht sie schon aus … löchrige Tücher umschlingen die schwarze Frau, einen Schirm hat sie über ihre Mitbringsel gestellt: Steine, Karten, Ketten…. ein Handy?? dazu murmelt sie etwas und bewegt ihren Oberkörper vor und zurück… Nach den ganzen Spiritualitäten-Läden im Dorf zu urteilen, könnte das jetzt hier die dazugehörige praktische Ausübung des Ganzen auf urspirituellem Boden mit Blick auf den Heiligen Hügel des Artus sein… vielleicht eine Newage-Druidin… Na dann mal nix wie weg, wir wollen sie ja nicht stören.

Der heilige Felsen von der anderen Seite

Auf dem immer präsenten South West Coast Path laufen wir auf den Klippen und genießen die immer neuen Ausblicke.

Eng schmiegt sie das Youth Hostel an die Klippen. Wenige Menschen sind unterwegs und wenn ist immer mindestens ein Hund dabei. Auch meine Luna fühlt sich pudelwohl. Kein Vergleich zu gestern, als sie sich ihren Weg durchs Menschengedränge bahnen musste.

Die Klippen sehen teilweise ganz schön zerpflückt aus. Wie ein riesiger Zeigefinger streckt sich mittendrin ein Felspickel in die Höhe. Abraumhalden und alte Gemäuerreste sind überall zu entdecken. Hat hier mal jemand gewohnt?

Wie Schiefer sieht das Gestein aus und manche Halde erinnert an abgelegte Schieferabfälle. Auf den National Trust ist Verlass, er lässt und nicht dumm sterben. Wie auf dieser Tafel zu erfahren ist haben sich entlang dieses Küstenabschnitts tatsächlich viele Steinbrüche (quarry) befunden.

Unten am Ufer baute man damals Anlegestellen für die Schiffe, welche das gewonnene Gestein abtransportierten. Heute sind natürlich alle Halden verlassen, aber manch einer scheint immer noch nach etwas zu suchen. Zumindest entdecke ich diese beiden Männer tief unten. Verraten hat sie das Klappern ihrer Hämmer.

In der Trebawith Bucht kommt gerade die Flut zurück. Alle schaffen ihre Liegestühle in Sicherheit und Luna kann mit den vielen anderen Hunden gerade noch 10 Minuten auf dem weichen Sand nach ihrem Ball rennen. Dann verschwindet auch das letzte Zipfelchen im Wasser und es bleibt nur noch Gestein.

Da steigen wir lieber die Stufen zum „The Port Williams“ hinauf und machen ein Kaffepäuschen auf der Terrasse. Das wird allerdings nun doch von einer Husche unterbrochen und Mensch und Hund flüchten nach drinnen – ich bekomme das gemütliche Sofa.

Und schon wird das Wetter besser 🙂

Der ebenso entspannte Rückweg endet so gegen 15:00 am Womo. Doch dort hat sich der Parkplatz merklich gefüllt. Sogar das Feld daneben ist zugeparkt und an der Kirche gibt es einen Auflauf alle mit festlichen Kleidern – hier findet eine Hochzeit statt. Fast 100 Gäste zwängen sich ins kleine Kirchlein und die Glocken läuten ohne Pause. „Die Hochzeit auf den Klippen“, dass könnte doch schon mal der Arbeitstitel für die nächste Pilcherschnulze sein. Und tatsächlich bekomme ich hier in Cornwall noch etwas Romantik am Meer geliefert.

Während sich drinnen die Liebenden das „Ja-Wort“ geben, mache ich mir meine Suppe warm und als sie den Reis- und Blütenblätterregen abbekommen bin ich wieder zu Stelle.

Nun müssen wir aber doch noch mal hinunter ins Dorf steigen: Milch- und Wassermangel hat sich angekündigt. Der kleine Laden ist vollgestopft, die Straßen auch und wir beide atmen auf, als wir dem Getümmel wieder entfliehen können. Nun bieten sich zwei Möglichkeiten: 1. Ich sitze das „No Overnight Parking“-Schild aus… wer weiß schon genau, wann die Night anfängt oder 2. ich bezahle noch eine Nacht auf dem Massen-Parkplatz unten… Ich denke ich werde erst 1 machen und wenns nicht klappt 2. Liebe Grüße in die Heimat. 

4 Gedanken zu „Druidin bei der Arbeit“

  1. Wie du so einen Tag gestaltest und was du alles erlebst, liebe Marion, wunderbar!
    Pass gut auf dich und Lunchen auf!
    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag, liebe Grüße aus Médroux

    1. Wirklich phantastische Bilder wieder, liebe Marion. Und spannend zu lesen, dass es dort an der Küste einst Steinbrüche gab… Die Hochzeit ist natürlich der Knaller. Wahrscheinlich der romantischste Höhepunkt deiner diesjährigen Reise…. Liebste Grüße von der Netti

      1. Danke meine liebe Netti, das war echt schön, oben auf den Klippen. Nur die Braut tat mir etwas leid, der Schleier flog bei dem Wind in alle Richtungen 😅

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