… nur schlafen ist verboten

Das hat geklappt. Kein Krach, kein nächtliches Klopfen an der Tür, kein Platzverweis – mitten in Salisbury haben wir vorzüglich übernachtet. Allerdings starte ich lieber schon mal beim ersten Erwachen gegen 06:00 Uhr, denn da ist es auf dem Platz noch nicht so eng und ich komme vor dem Berufsverkehr durch die schmalen Gassen aus der Stadt hinaus. Wir machen uns auf in Richtung Jurassic Coast.

Dieser Küstenabschnitt am Ärmelkanal ist nicht nur besonders schön anzuschauen. Hier hat man auch eine Menge Fossilien gefunden. Unser Ziel: Lulworth. In diesem Ort gibt es einen großen Parkplatz und man kann in beide Richtungen immer an den Klippen entlang wandern. Allerdings geht es – wie ja auch im Buch „Der Salzpfad“ anschaulich beschrieben – meistens nicht nur geradeaus. Die Anstiege sind knackig und kommen oft. Wenn man die vielen anderen Touristen mal ausblendet, die heute die gleiche Idee hatten, dann ist es auch richtig schön hier. Beim Blick aus dem Fenster hatte ich ziemlichen Respekt vor der augenscheinlichen Hitze – aber – weit gefehlt: ein frisches Lüftchen zaubert perfektes Wanderwetter.

Wir stellen den Dicken in den Schatten, nehmen eine Tageskarte und stapfen los, den Berg hinauf nach Westen zum Durdel Door, einem magischen Felsentor. Hier allerdings mit angeschlossenem weiteren Park- und Zeltplatz, mehreren Fressbuden und ner Menge Urlauber – und es sind hier noch nicht einmal Schulferien… aber ich wollte es ja ausblenden.

Weicht man ein bisschen links und rechts vom Wege ab, dann ist man auch ziemlich schnell wieder allein. Und außerdem hat das auch einen großen Vorteil: Hier gibt es tatsächlich Eis für Hunde. Das kann man in der Einsamkeit nicht herbeizaubern. Und natürlich spendiere ich Lunchen eine Runde Eis.

Im Bogen laufen wir zurück und kommen nun zur fast kreisrunden Lulworth Cove, die gleich hinter unserem Parkplatz am beschaulichen Dörfchen liegt. 

Kleine Boote starten, untermalt von Kinomusik aus „Fluch der Karibik“ zu Rundfahrten. Viele Gäste baden, nutzen die Stand-Up-Paddel- Bretter, die sie vorher mit sehr viel Lärm durch ihre tragbaren Kompressoren aufgepustet haben oder wandern ein bisschen um die Bucht. Beschauliches Urlaubsfeeling sagen die einen – „Leider nicht ganz so einsam, wie ich es möchte.“, denkt die andere. Aber dann nutzen wir doch auch mal die Vorteile und lassen es uns gut gehen. Ich entdecke ein kleine Pizzeria und voller Erstaunen stelle ich fest, dass kein Mensch in dem herrlichen Gartenbereich sitzt. Mit Blick in die Bucht kann man hier speisen. Wunderbar!

Fußlahm aber satt stapfen wir durchs Dorf …

… kommen am Womo an und ich überlege, ob ich den Tipp des Parkeinweisers nutze: „Parken darf man hier über Nacht – nur nicht schlafen.“ , hatte er mit einem Augenzwinkern gesagt. „Aber wer kann denn das schon unterscheiden…“, setzte er dann noch hinzu.

Eigentlich ist der Tag ja noch jung, erst 17:00 Uhr. Außerdem will ich mir nicht anschauen, wie einer nach dem anderen Staub aufwirbelnd an mir vorbeifährt. Deshalb sattle ich noch einmal meinen „Dicken“, alle Stricke festgezurrt – und los gehts in Richtung Isle of Portland / Chesil Beach. Hinter Weymouth führt eine schmale Landzunge auf die Insel Portland und an dieser Verbindung gibt es einen besonderen Strand.

Weymouth ist hübsch, aber überfüllt. Ich bin froh, dass ich da heil durchkomme, denn entweder gibt es hier keine Umgehungsstraßen, oder ich muss mein Google-Maps mal umprogrammieren… wieso muss ich denn immer mitten durchs Zentrum??? Im Stau hätte ich mir aus dem Fahrertürfenster ein Eis kaufen und mit dem Außenspiegel den Touris die Strohhüte vom Kopf pfeifen können, so eng ist das manchmal.

Auch bis zur Landzunge bleibt der Verkehr dick, aber angekommen auf dem Parkplatz kehrt Ruhe ein. Neben einem Cafe, direkt an der bis zu 12m hohen und 200m breiten Düne finde ich einen Platz an der kleinen Lagune dahinter.

Fantastisch! Und tapfer bezahlen wir unsere Parkgebühr bis 02.35 Uhr… mehr geht nicht… nun ja, immerhin kann mich hier um 10 keiner wegschicken 😜

Das Besondere an der Düne ist, dass sie komplett aus rundgeschliffenen Kieselsteinen besteht: 50 Millionen Tonnen Handschmeichler … wer sowas wohl ausrechnet? Die Lagune dahinter ist geschützt, denn hier leben und brüten seltene Vogelarten. Ein Beobachter mit Fernglas steht schon bereit. Auf der anderen Seite der Straße erstreckt sich die Bucht von Weymouth und hinten, auf der Insel Portland liegen die geschmacklosen Hotelburgen, die es auf diesem Planeten wohl fast überall gibt, wo sich westliche Touristen amüsieren wollen.

Herrlich, das ist unser Platz. Nach einer kleinen Pause starten wir zum Abendspaziergang und beobachten die Angler und Kitesurfer am Strand.

Dann ziehen wir uns brav zurück ins Womo, wir wollen ja nicht auffallen… und Luna schaut in den Sonnenuntergang, während ich euch von unserem Tag berichte…

Kommt gut durch die Nacht.

4 Gedanken zu „… nur schlafen ist verboten“

  1. Hallo Marion, wie immer sind deine Berichte sehr vergnüglich zu lesen. Unser gemietetes Womo ist auch gepackt und morgen geht es los Richtung Norden. Ich bin gespannt, ob wir morgen noch wissen, was wir in fast 2 Stunden Einweisung alles gesagt bekommen haben. Hab weiter eine tolle Zeit, ich bleibe dabei! 😊Liebe Grüße Kordula

  2. Liebe Kordula, ich wünsche euch ganz viel Freude bei dieser Art zu reisen – für mich die beste 😃 Lasst es langsam angehen, ich muss mich auch jedes mal erst „eingrooven“ 😉 Erholt euch gut und grüßt mir den Norden!!! Beste Wünsche und: „Womo ahoi!“ ♥️🙋🏻‍♀️🐶

  3. Gute Nacht,
    bonne nuit
    and have a good night, liebe Marion, ein schöner Tag mit Meer, Städten und noch mehr wunderschönen Eindrücken!
    Luna träumt sicher vom leckeren Eis! Hmmm😂😝, deine Médrouxer Freunde

  4. Ich hätte an dem Steinstrand gar nicht mehr weg gehen können. Und wahrscheinlich mit etlichen Handschmeichlern im Gepäck…
    EIS FÜR HUNDE… Eine echte Marktlücke, finde ich! Liebste Grüße…

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