Älter als die Queen erlaubt

Das hat sich doch mal gelohnt!!! Eigentlich spare ich beim Reisen gern die Übernachtungsgebühren, da ich ja eigentlich meistens nur ein Stück Rasen brauche. Aber hier hatte ich ja für mein Geld gleich ne ganze Farm 😉 Kaum Urlauber übernachteten auf diesem riesigen Anwesen und es war fast so still wie im Naturschutzgebiet. Vier, mehr als fußballfeldgroße Areale stehen dem Gast zur Verfügung. Es schließen sich kleine Angelseen und Wanderwege, Felder und weitere freie Areale an… schier unüberblickbar. Auf unserer Morgenrunde genießt Luna die Freiheit, hier kann sie leinlos glücklich sein, nach dem Ball laufen, baden, schnüffeln… herrlich.

Dort ganz hinten, zwischen den Bäumen, da steht der „Dicke“

Gut ausgeschlafen, geduscht und frisch aufgefüllt starten wir in Richtung Arundel. Und was schon nach Gebrüder Grimm klingt, das sieht auch schon von der Straße märchenhaft aus.

Wunderschön, im lieblichen Tal, zwischen weidenden Kühen, kleinen Wasserläufen und Wanderwegen gelegen, ist dieses kleine Städtchen bekannt für seine große Kathedrale und die Burg, die ein Hollywood-Regisseur nicht besser hätte erfinden könnte. Wir fahren zu einem wunderbaren Stellplatz unterhalb der Burg und drehen erst noch einmal eine Runde durch die Wiesen. Bei der Burgbesichtigung möchte ich Luna nicht dabei haben und so kann sie sich noch einmal austoben, ehe sie im Auto warten (schlafen) muss. Die Temperaturen sind bei 19 Grad, das Womo steht im Schatten… also kann Frauchen auch mal alleine los.

Im glasklaren Wasser des Arun, der gleich neben unserem Parkplatz entlangfließt, kann Luna erst einmal ihrer Leidenschaft frönen.

Dann wandern wir weiter durch die Wiesen und ich genieße die traumhaft schönen Blicke ins Land und hinauf zur Burg.

Immer wieder treffe ich Hundebesitzer, die ihre Runde drehen und alle sind freundlich für einen kleinen Schwatz bereit. Besonders lange erzähle ich mit einer Frau meines Alters, die auch an einer Schule arbeitet. Sie kümmert sich dabei aber ausschließlich um die ehemaligen Schüler – Allumnipflege sozusagen. Immer wieder werden Treffen organisiert, Angebote gemacht und erst diejenigen, die schon 10 Jahre von der Schule weg sind, werden gefragt, ob sie diese gern mal unterstützen würden. Sie gibt mir auch noch einen kleinen Tipp. Hinten sei ein See um den man sehr schön laufen könnte, das merke ich mir.

Auch die Kühe kommen auf einen kleinen Small Talk heran, nur Luna gibt Fersengeld… die sind ihr unheimlich.

Nun möchte ich aber doch mal die Burg von innen sehen. Auch wenn sie alt aussieht… sooo besonders viele Jahre hat sie noch nicht auf dem Buckel, denn sie wurde erst Anfang der 20.Jhd. im Stile der Neugotik erbaut. Ein alter Burgfried existiert allerdings an diesem Ort schon länger, wurde aber im Bürgerkrieg bis auf die Grundmauern zerstört. Doch leider muss ich meine Pläne ändern, denn heute ist Montag und das Museum nicht geöffnet.

Nun ja, dann bummel ich ein bisschen durch die kleine Stadt mit ihren vielen Antiquitäten- Geschäften und zwei schönen Gotteshäusern.

Zuerst schaue ich mir die kleine St. Nicholas Church an, die neben ihrer großen Schwester – der Kathedrale of Our Lady and St. Philip Howard (was für ein Name!) fast verblasst.

Die Kathedrale hat aber irgendein Jubiläum und ist hier in aller Munde. Es gibt sogar eine Sonderausstellung.

Besonders ist für mich in den Kirchen dieser Gegend, dass die Orgelpfeifen oft bunt bemalt sind. Unsere deutsche Orgelbau-Tradition kennt das soweit ich weiß nicht und ehrlich gesagt erinnert mich das eher an Zuckerstangen als an Gotteslob.😉

Am kleinen Marktplatz besuche ich noch das Delikatessen-Geschäft. Hach ist das ein genuss. kennt ihr diese Läden gute Weine, erlesene Konfitüren, Brot, Kuchen, gute Öle, eine kleine Obst und Gemüse Abteilung und erst die Käse-Theke: ein Stück vom Taleggio, Brighton Blue und Sommerset Brie wandern in den natürlich handgeflochtenen Einkaufskorb, dazu ein feines Baguette – Tomaten habe ich noch – und als Nachmittagsleckerli fürs Frauchen ein Stück vom satten, saftigen Choclatecake. Da brauche ich kein 5 ***** Hotel mit all inclusive… das hier: das Auswählen und Genießen ist doch viel schöner!

da leider auch das eine oder andere Kalorinchen mit in den Korb gehüpft ist, muss ich nun aber noch die Runde um den See drehen.

Der Tipp der Frau am Morgen war gut. Neben einem hübschen Cafe beginnt unsere Wanderung und führt von der anderen Seite hinauf zum Burgberg. Das Castle ist hinter den Bäumen gut versteckt, man kann aber zu diesem einzeln stehenden Türmchen über weite Wiesen laufen und hat einen Blick hinunter ins Tal.

„Was nun?“, denke ich am Nachmittag. Sollen wir hier bleiben und morgen den Burgberg nochmal besteigen? An der Straße hier schlafen? Ach was… weiter gehts, dann schau ich mir das Schloss eben im nächsten Leben von innen an. Schön wars hier auf alle Fälle.

Nicht weit entfernt gibt es ein Naturreservat: Das Kingley Vale mit angeschlossenem Parkplatz – geeignet zum ruhigen Übernachten. Das Besondere hier: ein uralter Eibenwald. Manche von ihnen sollen zwischen 6000 und 9000 alt sein und somit die ältesten Lebewesen der britischen Inseln. Das hat noch nicht einmal die Queen geschafft und deshalb machen wir unsere Abendrunde durch diesen fantastischen kleinen Wald.

Einige Wanderer sind noch unterwegs und der Wald wird auch gern als Kulisse für Modefotografie genutzt. Dazu benötigt man nicht nur einen Fotoapparat, wie dieses Setting beweist:

Magisch wirken diese Baum-Ahnen und hier kann man sie auch noch einmal als Video anschauen. Sogar im 360 Grad-View.

Zurück am Parkplatz hat der Bauer gerade seine Erntemaschine für den Raps angeworfen und es dröhnt und staubt. Außerdem gibts kein Internet. Ich glaube gegen die Briten gewinnt sogar Deutschland den Kampf um 5G um Längen… das gibts hier fast nie. Außerdem ist der Kühlschrank leer und so fahren wir nochmal ins nahegelegene Bosham. Da kaufe ich ein, schreibe Blog und gegen neun schaukeln wir die 4 km wieder zurück zum Übernachtungsplatz bei den alten Bäumen.

Kommt gut durch die Nacht.

2 Gedanken zu „Älter als die Queen erlaubt“

  1. Susanne und Andreas

    Liebe Schulzi,
    wieder erfreuen uns wunderschöne Bilder und herrliche Berichte über Land und Leute.
    Wir genießen mit dir.
    Liebe Grüße Fam Stör

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