Hitze

Es ist geschafft. Ein weiteres, besonderes und anstrengendes Schuljahr liegt hinter uns. Nachdem wir unsere Hauptschüler am vergangenen Donnerstag ins „echte Leben“ entlassen haben, können wir uns nun selbst in die Ferien entlassen – im Schulhaus war ein tiefes Aufatmen durch die Flure zu hören und mit einem Handeis wurden wir von der Chefetage in den Urlaub geschickt.

Mein Dreamteam 🥰

Seit Tagen schon hat es nicht geregnet. In Südeuropa brennt es. Sogar Großbritannien bereitet sich auf eine besondere Hitzewelle vor. „Alarmstufe Rot!“ panikt das Internet. Marietheres schreibt aus Medroux – „42 Grad, Kleinafrika“. Auch in meinem Wohnmobil ist es warm aber ich fahre gemütlich bei 90 km/h und offenem Fenster gen Nord-Westen. Da hat Luna zum Glück die Sonne im Rücken und nicht direkt auf dem Beifahrersitz. Als würde sie täglich nichts anderes machen, hat sie wieder ihren Stammplatz eingenommen und beobachtet kritisch den Verkehr. Ab und zu zucken die Ohren beim Rumpeln der Brückenverbinder oder wenn einer der Reifen einen Rüttelstreifen überrollt, aber ansonsten mimt sie die Expertin: Es geht wieder los. Schottland wir kommen.

Die Jahre in denen ich mit Freuden die Sommer in der Toskana oder Andalusien verbracht habe sind nun Geschichte. Mich zieht es in kühlere Gefilde, also nördlich. Doch wenn man den Prognosen Glauben schenkt, hat die Himmelsrichtung in den nächsten Tagen nur bedingt Einfluss auf die zu erwartenden Temperaturen. 40 Grad in Schottland… – ich hatte mit Mücken, Regen, Nebel, Kälte gerechnet – aber damit nicht.

Nun lassen wir mal alles auf uns zukommen und zuckeln gemütlich die A4 in Richtung Eisenach, dann auf der B7 über die Dörfer des Hainichgebiets nach Eschwege, Kassel und weiter bis zum Mönichsee. Nette Fachwerkhäuschen und eine sommerliche Hügellandschaften säumen den Weg. Mehr als einmal würde ich ich gern anhalten, aber ich habe ja einen Plan… Doch kurz hinter Kassel gibt es dann doch einen Mittagsstopp am „Heiligen Hain“ – was für ein Name. Das ist ein kleines Naturschutzgebiet mit einem P&R Platz für Kassel-Touristen. Wir lassen uns ein Drei-Gänge-Menü schmecken (Möhrensalat, Linsendal, Erdbeeren mit Kokosyoghurt) das Brot dazu haben mir meine lieben Nachbarn noch frisch aus dem Steinofen geholt und nebst selbstgemachtem Eierlikör als Reiseproviant mitgegeben. Leeecker! Danach wandern wir um den nahegelegenen Hundsberg. Der Himmel grüßt mit der schottischen “Doppelflagge“.

Gegen 15:00 blitzt der Mönichsee durch die Bäume. Die zu ihrer Entstehungszeit 1913 größte Stauanlage Europas galt im 2. Weltkrieg als Wasserspeicher des Ruhrgebiets. Um die deutsche Wehrmacht empfindlich zu treffen, entwickelten die Briten extra Rollbomben, die in riskanten Tiefflügen über dem Wasser abgeworfen wurden. Sie hüpften dann förmlich über die Oberfläche und konnten somit den schützenden Torpedonetzen ausweichen. Im Mai 1943 traf dann wirklich eine der Bomben die Staumauer und riss ein 80m breites Loch hinein. Die 7 Meter hohe Flutwelle riss im Möhnetal alles mit, richtete sogar im 80km entfernten Ruhrgebiet noch Schäden an und forderte auch dort viele Todesopfer.

https://www.reisefuehrer-moehnesee.de/sehenswuerdigkeiten/moehnetalsperre/#after_full_slider_0

Heute kann man am beschaulichen Wasser baden, Standup paddeln, Schiffahrten planen und leckeres Eis essen. Wir ruhen uns nach einer willkommenen Erfrischung im kühlen Nass ein wenig am Strand aus. Luna schläft, ich lese mal ein etwas anders geartetes Buch und beobachte die Wasserratten.

Unser Stellplatz ist ein Wanderparkplatz am nahegelegenen Aussichtsturm. Für eine Wanderung da hin ist es selbst 17:00 Uhr noch zu warm. Deshalb besuchen wir lieber die Eisdiele “La Luna“ mit ihrem reichhaltigen Angebot und verbringen den restlichen Nachmittag im Schatten.

Gegen 20:00 Uhr wird es kühler und wir starten zu einem kleinen Abendspaziergang. Gleich neben dem Parkplatz gibt es eine Fußgängerbrücke über den See. Im Abendlicht genießt junges Volk die Stimmung am See und ein bisschen kommt Schwedenfeeling auf.

In die andere Richtung führt der Weg zum Turm. Auch hier haben die letzten Sommer ihre Spuren hinterlassen aber ein Baumpatenschaftsprojekt sorgt für Wiederaufforstung. In der Abendsonne blinkern die Schilder der Paten und auf großen Schildern sind ihre Namen vermerkt.

Der Turm ist für uns beide eine Herausforderung. Mit seinen Gitterstufen aktiviert er bei mir sofort den Höhenangstknopf und auch Luna traut diesem seltsamen Untergrund nicht über den Weg. Wir kehren beide um: sie nach vier Stufen – ich nach vier Treppenabsätzen. Trotzdem erhasche ich noch ein bisschen Abendstimmung durch die hölzerne Verkleidung.

Der Rückweg lässt ab und zu einen abendlichen Blick auf das Wasser zu und ich sehe das Womo gemütlich unter Bäumen stehen.

Die erste Nacht in diesem Sommer hat schon mal 5 Sterne:

* Natur

* Ruhe

* eigene Bank

* Seenähe

* Wanderstrecke für die Morgenrunde

PERFEKT 🙂 Wenn mich jetzt das Ordnungsamt noch in Ruhe lässt, dann fängt das alles hier schon mal sehr gut an!!

5 Gedanken zu „Hitze“

  1. Liebe Marion, ich wünsche dir eine gute Reise und werde sicher deine Route verfolgen und freue mich wieder auf spannende und amüsante Reiseberichte von dir. Liebe Grüße von Kordula

    1. Meine liebe Kordula, das freut mich sehr, wieder in deiner Begleitung zu reisen und ab und zu von dir zu hören. Bestimmt habt auch ihr wieder eine schöne Reise geplant. Da freu ich mich schon auf deine Bilder. Ganz schöne und vor allem erholsame Ferien wünsche ich dir von ganzem Herzen. Sei lieb gegrüßt 🙋🏻‍♀️🐶🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿

  2. …..nur Schönes, Gutes und Glück sollen euch beiden begleiten.
    Eine gute erste Nacht!
    Ick hör euch fast schnarchen!

    Nachtiiii, ihr beiden!

    Ruth und Rosa

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