After the rain

Es hat sich gelohnt zu warten. Der Himmel am Morgen ist blau, die Luft frisch, wie gerade gewaschen und wir haben eine wunderbar ruhige Nacht auf dem Parkplatz des Brobacka Naturreservats verbracht. Der Regen hat in der Nacht aufgehört, aber man sieht ganz deutlich, wieviel Wasser heruntergekommen ist. In Grävle an der Ostküste hat es sogar Überschwemmungen gegeben.

Nach dem Frühstück wandern wir los. Eine schmale Klamm verbindet hier den Mjörn mit dem Anten-See und der Pfad führt durch einen kleinen wilden Wald.

Bekannt ist das Gebiet für seine eiszeitlichen Gletschertöpfe, die das Eis in verschiedenen Größen in die Felsen gefräst hat. Manche sind nur halbrund und bis zu 18m im Durchmesser.

Ab und an gibt es einen kleinen Aussichtspunkt und eine alte Soldatenhütte dient heute als Natureum, in dem man sich über die Gegend informieren kann, ist aber heute geschlossen.

Der Wald hat eine Menge Wasser gespeichert, kann aber die Mengen der letzten 48h nicht fassen und gibt sie in kleinen Bächen und Rinnsalen wieder her. Der Weg wird zum Wasserlauf, von der Felsen plätschert und tröpfelt es.

Niemand ist außer uns unterwegs, nur ein altes, zusammengefallenes Zelt liegt auf einem Plateau, völlig verwittert. Wer da wohl mal übernachtet hat? Die Decke und ein Kissen sind auch noch zu erkennen. Luna ist wieder leinenlos glücklich und kann den Wald auf eigene Faust erforschen, zum Glück in völliger Abwesenheit von Hasen und Rehen… oder gar gefährlicheren Waldbewohnern.

Ich fahre weiter nach Borås, einem Zentrum der Textilgestaltung und des Handels. Besonders interessiert mich das Textilmuseum aber zuerst mache ich einen kleinen Stadtbummel. Borås ist auch eine Stadt der Kunst. So finden sich an vielen Hauswänden meterhohe Graffitis und anlässlich ihres 400 Bestehens veranstaltet die Stadt in ihren Straßen eine Kunst-Bienale.

Der Campus der Textilhochschule ist ein ehemaliges Industriegebiet, das nun für den neuen Zweck umgebaut wurde. Gerade startet eine Führung, aber leider nur in Schwedisch. Ich lass mich durch die Hallen treiben und bestaune „Cloned frogs on Galadress“ von William Sweetlove im Eingangsbereich.

Es gibt eine Fashion Gallery, in der Nachwuchsdesigner ausstellen, ein Atelier für Smart Textilien (Innovatives, wie z.B. gestrickte Blutgefäße für Bypass-OPs wird dort entwickelt) und mehrere Bistros. Nur den Eingang ins Museum finde ich nicht. Macht nichts, der Campus war auch Interessant.

Der dritte Stopp soll das Torpa Stenhus werden. In herrlicher Umgebung direkt am südlichen Teil des Åsuden-Sees  liegt dieses alte Herrenhaus.

Im Infoblatt wird es als die besterhaltene mittelalterliche Burg bezeichnet. Erste Gebäudeteile entstanden um 1400 andere um 1500. Aber besonders schön ist die Innengestaltung. Auf allen 4 Ebenen gibt es etwas zu sehen. Der Dachboden und auch die Kellerräumne sind ebenso liebevoll gestaltet, wie die herrschaftlichen Gemächer.

Man hat den Eindruck, die alten Dielen könnten Geschichten verschiedener Jahrhunderte erzählen, und wenn die Figuren gleich zum Leben erwachten, würde mich das nicht wundern.

Alles ist sehr detailreich und sorgfältig eingerichtet. Hier und da brennen Kerzen und das lächelnde Widschwein oder der Elch scheinen gerade vom Herrn der Hauses persönlich angebracht worden zu sein.

Ursprünglich erbaut wurde das Haus von einem Handelsmann. Später allerdings schrieb man hier Geschichte, als kein geringerer als der König Gustav Vasa selbst mit 56 Jahren in zweiter Ehe die 16jährige Tochter Katharina des neuen Besitzers des Reichsmarschalls Stenbock ehelichte. Die Verlobung fand in diesem Saal statt.

Auch eine kleine barocke Kapelle gehört zum Herrenhaus und beschließt meinen Rundgang.

Die mittelalterlich gekleidete, freundliche junge Frau am Einlass hat sich derweil ein bisschen um Luna gekümmert und freut sich, dass mir der Rundgang gefallen hat.

Nebenan gibt es noch ein Café und ich gönne mir eine kleine Pause bei Kaffee und Kuchen. Eigentlich könnte ich doch gleich hier stehenbleiben. Deshalb frage ich die Serviererin, ob das ginge, aber sie hat eine viel bessere Idee für mich. 2km weiter im Naturreservat bei Hovsnäs gibt es einen Parkplatz mit Zugang zum See, ganz ruhig gelegen, mit Vogelbeerbäumen vor dem Fenster und sogar ein Toilettenhäuschen steht gegenüber. Toll, besser gehts nicht. Da diese Gegend von sehr wenigen Touristen besucht wird, sind wir auch wirklich wieder ganz allein. Luna kann in der Wiese schnüffeln, im Wasser baden und ich hole mein Buch raus… also erst, wenn ich hier fertig bin 🙂

„Godnatt!“

6 Gedanken zu „After the rain“

  1. Hallo Marion, ich folge wieder einmal deinen spannenden Bericht und den wunderschönen Bildern über Schweden. Es ist immer wieder schön zu sehen was ihr zwei für ein tolles Team seid. Luna ist einfach ein tolles Mädel. Christine.

  2. Deine faszinierenden Fotos lassen wieder auf einen wundervollen und erlebnisreichen Tag zurckblicken meine Liebe … Ich schicke dir ganz liebe Grüße … 😀😃

  3. Sooooo schöne Bilder und Videos wieder einmal. Hab recht vielen Dank! Die Kunststadt Borås hätte mir auch gefallen… Wir waren heute im Alltagsmuseum DDR. Da kamen viele Erinnerungen auf. Besonders schön finde ich hier überall die herrlichen Backsteinkirchen… Morgen geht’s mit dem Schiff auf die Müritz. Seid ganz lieb gedrückt von Netti und Paul

    1. Oh Alltagsmuseum DDR, da sind bestimmt viele Erinnerungen hochgekommen. Viel Freude und vor allem superschönes Wetter auf der Müritz und „Schiff ahoi!“ 😄

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