Nur ein Hund vor der Tür

Das wird heute nix mehr mit der Sonne. Den ganzen Tag 100% Regenwahrscheinlichkeit und tatsächlich gönnt uns der Wettergott kaum eine Pause. Schon in der Nacht donnern nicht 100 sondern Tausend Wasser aufs Womodach – aber das stört unseren Schlaf nicht. Als es allerdings auch morgens noch Blasen regnet, fällt die Brobacka-Wanderung wohl buchstäblich ins Wasser.

Luna geht nach dem Frühstück gleich wieder in einen gemütlichen Schlummer über, ohne auch nur ein Pfote vor die Tür gesetzt zu haben. Auch ich bummle so durch den Morgen und überlege, was mit so einem Tag anzufangen ist. Ganz in der Nähe gibt es eine Schlossruine mit weitläufigem Park, vielleicht kann man sich ja dort mit Schirm ein wenig die Beine vertreten. 

Aber vorher möchte ich noch eine kleine schwedische Geschichte des Autofahrens teilen.

Schon dreimal bin ich an seltsam langsam fahrenden Autos ohne Nummernschild und mit einer Art aufgeklebten Warndreieck auf der Rückseite vorbeigefahren. Immer saßen am Steuer sehr junge Fahrer, die aus meiner Sicht noch keine 16, geschweige denn 18 waren. Das musste ich doch mal recherchieren und heute an so einem Regentag passt das doch super. Tatsächlich werde ich fündig, die „Süddeutsche“ hat darüber berichtet.

In Schweden ist es Jugendlichen ab 15 erlaubt, mit gedrosselten PKW oder Pickups etc. Zu fahren und zwar höchstens 30km/h. EPA-Traktor nennt sich der Trend. Er stammt aus den Jahren, als die schwedischen Bauern sich ihre Traktoren selber bauten, anstatt die teuren zu kaufen. In den 40er wurde das mit Auflagen legalisiert: Warnschild am Heck und max Geschwindigkeit 30. Diese Langsamkeit wurde nun von den Jugendlichen neu entdeckt und mit Genuss zelebriert, können doch die allmächtigen Erwachsenen so wunderbar ausgebremst werden. Der schwedische Fotograf Johan Bävman hat darüber sogar eine Serie gemacht.

Zur Seite von Johan Bävman klick aufs Bild

Nun weiß ich auch woher in manchen Gegenden Schwedens die Unmengen schwarzer Reifenspuren auf dem Asphalt herkommen.

Die Schlossruine Gräfsnäs ist 11km entfernt und schnell sind wir dort. Zwei Womos stehen schon da und versuchen auch tapfer, den Regenfluten zu widerstehen. Die Parkgärtner sitzen in einer Hütte und trinken aus dampfenden Tassen ihren Kaffee – sie lächeln über die bekloppte Deutsche, die den armen Hund bei diesem Wetter durch den Park scheucht.

Aber zumindest ich bin gut angezogen und so stapfen wir unerschrocken durch die kleine Anlage mit alten Bauernhäuschen. Die Wassermassen würden heute glatt für 6 Mühlen reichen.

Auch am Ufer des Sees sieht es nicht gerade einladend aus und die Gräfin guckt bedröppelt in die Welt.

Nun sind wir einmal durchgewässert und ich fahre nach Alingsås. Lunchen im „Wetlook“ neben mir geht schon wieder in den Schnarchgang über. Wahrscheinlich war ein solcher Pausentag doch mal notwendig für den gestressten Urlaubshund.

Das ist der nächste Ort, da kann man leere Kühlschränke auffüllen, frischen Fisch kaufen und evtl. einen kleinen Stadtbummel machen. Ich finde einen tollen Parkplatz mit riesiger Wiese zum Toben für Luna ganz in der Nähe des Zentrums und der Regen hat sogar fast aufgehört. So bummelt es sich doch ganz gut durchs wenig spektakuläre und kaum besuchte Städtchen. Nur ein Laden ist einfach wunderschön. In einer Passage gelegen, erstreckt er sich über mehrere Räume in einer Flucht und man kann von Kinderspielzeug über die wunderbare schwedische Innenausstattung und Seifen bis hin zu Papetteriewaren ziemlich alles kaufen. Und ganz wunderbar ist alles arrangiert.

Als ich rausschaue sitzt mein Lunchen immer noch brav vor dem Laden und wartet, aber es hat schon wieder zu schütten begonnen. Die Arme!!!! Schnell zurück ins Womo geflitzt und den frischen Fisch in die Pfanne gehauen. Luna wird im Bademantel trocken gerubbelt und bekommt auch ein kleines Stück vom guten Mahl.

Ausgerechnet heute braucht Sarah meine Hilfe, man das passt ja super – ich hab da gerade massenweise Zeit – es regnet ja schon wieder Bindfäden. Sie bewirbt sich gerade um ihre erste Stelle nach dem Master und alle die das jetzt hier lesen: Einmal fest die Daumen drücken und positiven Gedanken an die Mitarbeiter der Uni Leipzig schicken, da stehen nämlich gerade drei Stellen zur Auswahl. Und eine davon könnte doch mein Töchterlein bekommen. Oder?!

Nachher werde ich noch mein Strickzeug auspacken und den Ruhepausentag genießen.

Und was macht Luna? Die träumt ihren Hundetraum neben mir:

6 Gedanken zu „Nur ein Hund vor der Tür“

  1. Ach, herrlich! Träumende Hunde, Regen, gebratener Fisch und schwedische Geschäfterl, wobei Letzeres definitiv nichts für Mama und mich sind. Zu groß die Gefahr, da stääääääändig etwas Schönes zu finden. Rosa hat einen kleinen Hundebademantel, den könnte Luna heute in groß gut gebrauchen. Eine kuschelige Angelegenheit für durchnässte und „frottierte“ Hunde. Heute Mittag haben wir Lunas Zwilling gesehen 😮😮😮🤭🤭🤭🤭, echt, ihr Double! Schwimmt nicht weg und macht‘s euch schön! Liebe Grüße, Ruth und Rosine

  2. Tja,so unterschiedlich sind die Welten.
    Ich würde leidenschaftlich durch solch ein Geschäft bummeln und mich vor allem an dem schönen Spielzeug erfreuen.
    Wir hatten gestern auch „Gießkannenwetter“ und ich war froh, dass ich einen Riesenschirm hatte.
    LG und weiterhin viele tolle Eindrücke.
    Susi

  3. Hallo meine Liebe … trotz des Regens sah dein Tag wieder toll aus. Ich wünsche euch BEIDEN heute einen schönen Tag mit besserem Wetter und ganz viel Glück für die Bewerbung, mit hoffentlicher Einstellung deiner Tochter in Leipzig …. 😀😃 …

    1. Danke meine beste Gabi, für das nette Feedback und fürs Daumendrücken. Ich hoffe du bist gesund und munter und hast dich auch über dein schwedisches Double gestern gefreut… 😀 Ganz liebe Grüße und bis bald 👋

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