Wolfsklamm

Kein Mensch, kein Tier, kein einziges Geräusch, nur der Regen und unser Schnarchen waren in dieser Nacht zu hören. Auch der Morgen ist ausnehmend friedlich, die Sonne kommt ab und zu raus und Luna vertreibt sich die Zeit im „großen Garten“ mit Buddeln. 

Noch 15km fahren wir um den See auf Schotterpiste, ganz gemütlich durch die herrliche Natur und an der Einmündung auf die Asphaltstraße steht ein Pfarrhaus, ganz so, wie man sich Schweden vorstellt. Jetzt muss nur noch ein Michel oder eine Pippi im Garten rumspringen und das Klischeebild ist perfekt

Nebenan eine Friedhof, bei dem einige der Toten gerade nicht ihre vollste Ruhe haben, denn sie wurden auf den Mauern einer alten Kirche beigesetzt, die heute wieder ausgegraben wird.

Nun gehts nach Tanumshede, dafür liegen noch 90 km vor mir und mindestens die Hälfte davon ist mir das schlechte Wetter auf der Spur. Doch genau über dem bronzezeitlichen Areal klart es auf und blaue Löcher verschönern den Tag.

Die Weltkulturerbestätte um Tanumshede umfasst auf 42 Quadratkilometer 615 verschiedene Orte, an denen Felszeichnungen zu finden sind. Diese stammen aus der Bronzezeit und sind zwischen 3000 und 4000 Jahre alt. Da damals der Wasserstand viel höher stand als heute, saßen die Zeichner wahrscheinlich in Wassernähe und haben sehr viele Schiffe abgebildet. Es gibt einen kleinen Wanderweg, der alle Fundstellen miteinander verbindet und ich fange in Vitlycke am Museum an. Das ist der Platz mit den meisten Zeichnungen.

Und was man da alles sehen kann:

Ein Liebespaar – eng umschlungen – und irgendein Typ, der sie mit der Axt bedroht.

Eine Riesenschlange, die einen Menschen angreift.

Zwei Krieger mit Speere – wer ist wohl der Stärkere?

Mehrere Männer umzingeln einen Stier, aber was sind das für Kreise?

Und Schiffe immer wieder Schiffe.

Selbst auf den Wegen sind noch unbedeutende Zeichnungen zu finden. man läuft einfach darüber hinweg. Diese hier heißt: „Große Kriegerin, die zwei Boote verschluckt hat“ 😉

Dieser Krieger hier ist wohl besonders wichtig, denn er wird auf der Tafel bis ins Kleinste erklärt.

Und dieses prachtvolle Schiff schmückt heute den 50 Kronen Schein der schwedischen Banknoten. 

Ich werfe noch einen Blick in das (kostenlose) Museum und bin begeistert. Wunderbar wird hier vor allem Kindern die Bronzezeit näher gebracht. Anhand einer Erzählung über eine Familie werden die Kinder auf die Sonnensuche mitgenommen.

Der Sohn der Familie wird losgeschickt um diese zu suchen. Und so erfahren wir mit hinreißenden Illustrationen wie das Leben damals so ablief. Spiele, Tastkästen, Filme, Bilder, Modelle… alles wunderschön aufbereitet.

Im anschließenden Museumsshop gibt es dann das Kinderbuch zur Ausstellung mit ebendiesen wunderschönen Bildern – leider nur auf Schwedisch. Ind dann sehe ich noch ein recht vertrautes Objekt aus der selben Zeit. Darauf wird hier im Zusammenhang mit der Sonne verwiesen 🙂

Auch ein kleines Bistro schließt sich an und ich verzichte auf einen Abschlusskaffee, weil Luna schon wieder ganz brav draußen warten muss. Und so verpasse ich leider das sicher sehenswerte Bronzezeitdorf, dass sich hinten anschließt.

Ich schaue mir aber noch eine zweite Fundstelle an. Auch hier wunderbare Zeichnungen und vor allem ein traumhafter Blick ins weite Land.

Kein weiterer Gast wählt diese Runde und Luna ist wieder eins mit sich und der Natur.

Nur geht das heute ziemlich miefig aus, denn als sie mal wieder bei mir vorbeikommt ist auch meine K…grenze erreicht: ein frischer Kuhfladen, gleichmäßig eingearbeitet in Rückenfell und Geschirr. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH. Da hatte ja mal wieder jemand mega viel Spaß beim Wälzen.

Das ging nicht ohne kräftiges Shampoonieren und eine Heißwäsche fürs Geschirr ab. da ich eure K…grenze nicht strapazieren will, zeigt ich euch lieber das Bild danach im Bademantel…

Nun ist Fjällbacka an der Reihe – ein beliebtes Küstenstädchen – und der Touriindex steigt. Zum Glück finde ich noch einen Parkplatz am Rand des Ortes und lasse Luna im Auto, um mich mal umzuschauen. Ingrid Bergmann liebte diese Gegend und besaß auch eine Hütte auf einer der Schäreninseln. Ein Büste und eine Fotowand, bei der man sogar deutsche Beschreibungen über QR-Code im Netz finden kann eröffnen die Runde. 

Dann gehe ich weiter in die Kungsklyfta, eine Schlucht gleich am Hafen, die ebenfalls Filmgeschichte geschrieben hat. Diese Schlucht ist nämlich tatsächlich einer der Drehorte von „Ronja Räubertochter“ und tritt dort als „Wolfsklamm“ auf.

Ich kraxele durch die Schlucht und finde auf der anderen Seite eine hölzerne Treppe aufwärts. fast wollte ich vorbeigehen, aber ich muss doch mal schauen, was es da noch zu sehen gibt.

Welch atemberaubende Aussicht sich da oben bietet, habe ich euch hier mal als kleinen Film eingespielt… lieber das Bronzezeitdorf verpassen – aber das hier ist ein Muss für jeden Besucher – Hammer! Nur der Wind pfeift so, dass ich kaum das Handy halten kann.

Wieder unten im Trubel widerstehe ich der deutlichen Aufforderung zum Shoppen, die Astrid Lindgreen von Shirt aus zu senden scheint,

Los geh rein! Kauf!

freue mich über Hundehütten,

kaufe ich mir bei „Fiskaffär“ eine schöne Portion Fish&Chips und ein paar leckere Fischcremes,

die ich dann genussvoll mit Luna im Womo teile.

Eigentlich reicht es mir für diesen Tag und heute müsste ich mir mal wieder einen Campingplatz gönnen, denn nach langsam ist Frischwasserzu- und Grauwasserabfuhr nötig.  

In Rörviks Camping werden wir für 280 SEK fündig. Nun ja, wenn ich es nicht müsste, brauchen würde ich’s nicht…

Der Wind pfeift ums Wohnmobil, gerade flog dem Nachbarn die Markise weg und wir gönnen uns ne Pause. Liebe Grüße in die Heimat.

1 Gedanke zu „Wolfsklamm“

  1. Große Kriegerin, die zwei Boote verschluckt hat … Herrlich, das hätte auch eine Überschrift sein können. Danke, liebste Marion, für diese wieder absolut wunderbaren Bilder und Zeilen. Es macht wirklich Spaß, regelmäßig zu lesen… Das haben die Schweden wirklich gut eingerichtet, dass es immer wieder so schöne Erklärungen oder Anderes wie beispielsweise Gärten für Kinder gibt… Und irgendwie hast du es in diesem Urlaub besonders gut raus, Touris zu entfliehen, dafür leckeres Essen zu finden (Schokobrot😋) und Lunchen zu bespaßen. Sie wollte bestimmt nur mal ihren schmucken Bademantel vorführen. Und manche Dinge, die auf dem Boden liegen, findet sie soooooo lecker wie die Sachen, die du auf dem Teller hast…. Aber dich bringt gerade nichts aus der Ruhe. Das ist phantastisch, denn der Urlaub wirkt bei euch beiden… Habt heute einen schönen Tag und bis ganz bald! Liebste Grüße (noch) aus der Heimat, bevor es in den Urlaub geht. Dort habe ich kein WLAN, aber deinen Blog muss und werde ich unbedingt weiterlesen. Dicken Drücker!😘

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