Fat Mats

Gestern Abend

Bis zu meinem Termin um 12:30 Uhr ist noch Zeit, als wir wie immer pünktlich erwachen. Der See ist spiegelglatt, vereinzelt steigt Dunst in die morgendliche Luft und das einzig hörbare Geräusch sind meine Schwimmzüge im frischen Wasser.

Die Holländer-Dachzeltfamilien haben sich ein wenig in die Uferböschung verzogen und schlafen noch. Luna allerdings findet nur einen einzigen Platz in der ganzen weiten Natur um ihr großes Morgengeschäft zu erledigen: genau vor deren Zeltausstieg. Ich schleiche auf leisen Sohlen durch den Sand, versuche, mit der Tüte kein Knistergeräusch zu machen und entferne den peinlichen Haufen. Da steht plötzlich eines der blondbezopften Holländermädchen im Schlafanzug noch völlig schlaftrunken vor mir – auf dem Weg vom Bodenzelt der Kinder zum Dachzelt der Eltern. Langsam nehme ich den Zeigefinger vor den Mund: „Schschsch“ zische ich leise und wir lächeln verschwörerisch. Ich ziehe weiter, sie ins Bett der Eltern.

Nach langem Frühstück und ein paar Reiserecherchen zuckeln wir los und ich lasse doch – wie ich später merke – den schönen Fressnapf stehen, den mir meine 10er letztes Jahr zum Abschluss geschenkt haben. „Luna“ steht da in großen Buchtaben drauf und ich ärgere mich sehr, dass ich es nicht eher gemerkt habe, sonst wäre ich zurückgefahren. Schade!

Eigentlich hatte ich vor, an der Dalhalla noch eine Runde zu wandern, aber nun kommt mir 5km vorher der Abzweig „Naturreservat“ unter und ich wähle dann doch diese Variante.

Ostbirke Naturreservat

Ein Minireservat, auch nicht sehr gepflegt und überhaupt nicht besucht… so eine Art vergessenes Reservat. Beinah verpasst man die kleine Einfahrt. Aber für eine Runde vor der Besichtigung reicht es. Wir kraxeln einen kleinen Abhang hinunter und plötzlich stehe ich auf einer Rotkappenlichtung.

Da stehen zwölf Rotkappen verteilt über eine kleine Wiese! Krass. Ich flitze sofort zurück zum Womo und hole einen Korb. Leider sind einige schon zu alt, um noch lecker zu sein, aber als dann noch ein Birkenpilz und ein paar andere dazukommen, dürfte es für eine Pilzmahlzeit reichen. Dann hat sich der Abzweig doch gelohnt.

Kleiner Spaß am Rande des Weges: Hochstand für Frostbeulen… mit Heizung 😁

Pünktlich stehe ich mit 10 anderen Gästen am Eingang der Dalhalla und ein junger Mann begrüßt uns freundlich. Das wird dann aber für die nächsten 45 Minuten fast das Einzige sein, was ich verstehe, außer vielleicht Meteorit, Artist, Manu Diao und … ja ich glaube das wars.

Trotzdem ist es ein eindrucksvolles Erlebnis, diese besondere Spielstätte so intensiv betrachten zu können. Rings an den Abruchkanten sind riesige Netze gespannt, die das lockere Gestein zurückhalten. Ein tiefblau leuchtender See schließt sich an die Bühne an und ringsherum gibt es Bars, Restaurants, VIP-Longes und andere Gebäude.

Der Blick hinunter auf die Bühne – beeindruckend. Gestern habe ich schon geschaut, wann das nächste Konzert ist, aber die Saison neigt sich auch hier dem Ende entgegen und außer einem Termin im September ist nichts mehr zu haben. Das wäre natürlich das Sahnehäubchen gewesen: hier ein Konzert sehen.

Aber dafür dürfen wir uns noch den besonders schönen Backstagebereich anschauen. Hier chillen dann die Künstler in den Pausen und schauen aufs Wasser – oder springen rein?

Zum Schluss darf ich dann sogar noch auf die Bühne – klasse!

Nach 45 Minuten haben wir die Runde beendet und Luna freut sich sehr, mich wiederzusehen.

Nun auf zum Vida-Blick in Rättvik. Da gönne ich mir einen letzten Blick auf den Silja und ein fürstliches Mahl mit Pilzen und allem PiPaPo.

Ziemlich ruhig hier oben. Ein Aussichtsturm, eine verblichener Minigolfplatz, eine Wanderhütte und ein „Restaurang“ würde für Urlaubsstimmung sorgen, aber nur wenige Leute finden den Weg hier hinauf.

Im Hintergrund ein Grollen und auch die Farbe des Himmels ist eindeutig – hier ist ein Gewitter im Anmarsch. Ich packe zusammen und finde neben meinem Parkplatz… einen stehengelassenen Hundenapf – nicht zu fassen! Meiner wäre mir zwar sehr viel lieber, aber der hier tuts auch.

Nun gehts in Richtung Falun, berühmt für das Falun-Rot, mit dem so ziemlich jedes richtige Schwedenhaus angestrichen wird. 

Seit dem 13.Jahrhundert wird hier Kupfer abgebaut und zeitweise war dies die größte Grube der Welt, heute ist sie UNESCO Weltkulturerbe.. Falun lieferte zu seinen besten Zeiten zwei Drittel der Weltproduktion an Kupfer. 

1697 wurde es dem Berg zu viel und er stürzte in sich zusammen. Wahllos hatte man ihn durchlöchert, sodass er instabil wurde und die heute zu sehnende gigantische, 600m tiefe Grube entstand. Bis 1991 baute man Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold sowie die rostrote Eisenfarbe ab, mit der die Häuser nicht nur gestrichen, sondern auch konserviert werden. Diese wird bis heute hier hergestellt.

Mittlerweile hat sich ein großes Areal mit Museum, Besucherzentrum, Restaurants, Cafés und Läden auf dem ehemaligen Werksgelände entwickelt. Man kann in die Grube einfahren und sich über alles genauestens informieren.

Sogar einen Hundesalon gibt es

Mittlerweile sollen sich Eulen im alten Tagebau niedergelassen haben und durch die Fernrohre, die man hingestellt hat, kann man mit viel Glück und ein bisschen Kleingeld welche beobachten.

Eigentlich wollte ich am nahe gelegenen See übernachten und erst morgen hierher fahren, aber der Badeplatz ist mir dann doch zu busy. Ständig kommen Autos, fahren ab, Jogger, Radfahrer, Jugendliche und Familien sind unterwegs. Deshalb fahre ich direkt zur Grube, nachdem ich gelesen habe, dass es dort auch einen Stellplatz geben soll. Dem ist so und es gibt sogar eine Dusche. Perfekt!

Nun gibt es heute zum Abschluss mal eine kleine Geschichte aus der Faluner Grube, die Geschichte über Fet-Mats.

Im Jahre 1719 fanden Bergarbeiter in einem fast vergessenen Stollen einen jungen Mann, der aussah, als wenn er schliefe. Als man den Toten ans Tageslicht brachte, kannte ihn niemand. Nur ein altes, greises Mütterchen kam und behauptete, das wäre ihr Verlobter, der vor 42 Jahren verschwunden sei. Und tatsächlich lag da der junge Körper von Fet Mats, der seit dieser Zeit vermisst und im Stollen umgekommen war. Das in der Grube vorkommende Kupfervitrol hatte seinen Körper konserviert. Doch noch immer fand er nicht seine letzte Ruhe, den die Faluner stellten ihn noch 20 Jahre lang als Werbung für die konservierende Wirkung des Schwedenrots aus. Die Geschichte vom wiedergekehrten Bräutigam fand auch in der Literatur vor allem der Romantik einen Widerhall und wer noch mehr darüber wissen möchte, kann hier nachlesen.

Wir jedenfalls beenden unseren kleinen abendlichen Rundgang über das Faluner Werksgelände und verkriechen uns im Womo. Gute Nacht

5 Gedanken zu „Fat Mats“

  1. Hallo Marion, die Pilze erinnern auch sehr an die Angelurlaube meiner Männer. Bei den Fischen war die Ausbeuten nicht so groß, aber Pilze haben sie in Schweden immer massenhaft gefunden. Wir sind zur Zeit auf Usedom und genießen die Ruhe hier abseits der Touristenhochburgen in unserem Ferienhaus. Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß.

    1. Liebe Kordula, schön, dass ihr in Usedom zur Ruhe kommen könnt, der Stress wird uns noch zeitig genug wiederhaben. Eigentlich hatte ich noch gar keine Pilzerfolge zu vermelden, aber die Rotkappenwiese war wirklich toll 🙂
      Lasst es euch gut gehen und ich freue mich auf unsere Testproben 🙂

  2. Guten Abend meine Liebe … das war wieder eine toller Bericht eines wundervollen und sicher erlebnisreichen Tages … :):):)
    Schlaft gut … 👍

  3. Meine beste Marion, sooooo tolle Bilder wieder… Und du durftest in Dalhalla sogar auf der Bühne stehen. Welche Performance hast du denn zum Besten gegeben?😉 Spaß! Eine tolle Geschichte von Fet Mats…. Habt einen schönen Tag und bis zum nächsten Blogeintrag…😘

Schreibe einen Kommentar zu Kordula Dieban Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert