Elchk****

Nachtrag zu gestern:

Ich mache tatsächlich noch einen kleinen Spaziergang zur Rösterei. Der Garten ist gefüllt und ein lauschiges Plätzchen wäre auch noch frei. Sogar die Porsche-Fraktion ist schon weg. Allerdings kein Kaffee, es gibt Pizza.

Das kleine Restaurant ist sogar im Internet für seine hervorragenden Pizzen bekannt, doch nach Kaffee-Rösterei sieht es hier nicht aus. Nach einer 180-Drehung stehe ich allerdings genau davor. Nur leider ist die seit 16:00 – ein Blick auf die Uhr – also seit 5 Minuten geschlossen. Naja, dann soll’s nicht sein und ich wandere zurück zum Kirchlein. 

Der Tipp meiner Wanderbegegnung, der Brattfallet, liegt auf halber Strecke zum Fulufjället-Nationalpark und soll mein nächstes Ziel in Richtung Norden sein. Mittlerweile benutze ich öfter Google Maps als mein Navi, weil Google einfach alle Plätze kennt und mich TomTom neulich schon in die Weißrussische Förderation schicken wollte… ganz schaffen wir es nicht bis da hin, ich finde aber einen wunderbaren Übernachtungsplatz neben einer Badestelle, ca. 70km vor dem Ziel. Eine herrliche Wiese für Luna zum Stöbern und nach 22:00 stellt sich noch ein zweites Wohnmobil ganz leise daneben. Sehr rücksichtsvoll! Und Luna ist geschafft:

Am nächsten Morgen

Wir starten gegen 8:00 und sind vor dem Ansturm am Wasserfall. Das ist sehr schön, denn so kann Luna auch ein bisschen frei herumlaufen und keinen stört es. Ob meine Wasserratte kapiert, dass sie hier lieber nicht ins Wasser springt? Ganz vorsichtig tippelt sie den Pfad entlang und schnüffelt neugierig an der Stromschnelle in Ufernähe.

Hier wäre reinspringen noch kein Problem…
…da schon.

Der Wasserfall stürzt mit eindrucksvollem Getöse in seine 10m tiefe Schlucht. Wie schon in den letzten Badeseen ist das Wasser rostrot und so auch der Schaum.

Ein Stück laufen wir noch am Fluß entlang und biegen dann zum roten Wanderweg ab. Der Boden ist mit Moosen, Blaubeeren, rotblühender Heide und vielen verschiedenen Gräsern bedeckt. Vor allem beim Weißmoos muss ich immer an Ronja Räubertochter denken. Hier hätte sie davon genug, um die Wunden aller Birk Borkasons dieser Welt zu verarzten. 

Auch ein paar Pilze gibt es, allerdings noch keinen, den ich als essbar definieren würde. Die Gegend ist sehr sumpfig. Ab und zu sind die Wege unter Wasser und man muss einen Umweg suchen. Manchmal gibt es auch einen Steg und neben uns erstreckt sich eine wunderschöne Sumpfwiese. 

Luna ist begeistert. Sie nimmt Anlauf und springt in die Pfützen, flitzt die Wege entlang und wartet ganz brav an jeder Gablung. Hier weiß sie anscheinend nicht, wo die Rehe/Rentiere/Elche ihr Quartier aufgeschlagen haben. Und dann finden wir ihn, den Elch … kot. Okay, einen ganzen Elch nicht, aber so sieht der Kot aus… ich habs gegooglet 🙂 Und übrigens ist Elchkacke angeblich Gold wert. Aufgrund des hohen Zelluloseanteils stellt der Besitzer einer Elchfarm bei Öresund Papier daraus her. Aber auch Schmuck aus getrockneter Elchkacke (vor allem die harte des Winters sei empfehlenswert 🙂 ) soll es geben… naja, wer’s mag.

Ich wandere weiter, nasche Blau- und Himbeeren und beobachte in der Ferne eine Frau mit einem Blaubeerrechen. ja, so machen die das: Rechen schwingen und genießen, nicht wie ich: Wurstfinger auspacken und jede dritte Blaubeere zerquetschen oder verlieren.

Bis zum Fulufjällett sind es noch 200km und ich habe so gar keine Lust, aber was soll’s, hier fährt es sich ja super. Straßen gerade und keiner da.

Neben mir schlängelt sich der Fluß Västerdalälven – ein breiter, wasserstrotzender Strom und auf der halben Strecke machen wir eine Pause. Mich fröstelt beim Aussteigen. Es wird merklich kühler.

So 20km vor dem Ziel wird’s seltsam. Die Navigation schickt mich nur noch über Schotterpisten. Bin ich hier noch richtig? Später stellt sich heraus, dass ich Asphalt nur mit 50km Umweg bekommen hätte – nun gut, dann eben so. 3km vor dem Nationalpark ein wunderbarer kleiner Stellplatz gleich am Fluß. Man nimmt sich einen Briefumschlag, steckt umgerechnet 10,- rein, fertig. Auf dem Platz zwei Womos mit Apoldaer Nummernschild – „Ach was”, sage ich, “Apolda auf Reisen!“ „Weimarer Land!!!“, tönt es mir fröhlich entgegen. Fünf Frauen sitzen am Tisch, ein Hund ist auch dabei und so kommt man schnell ins Gespräch. Sie fuhren gerade über Öresund hierher und schaukeln so langsam in Richtung Heimat. Höher wollen sie nicht, da wird’s zu kalt. Oh ja, das merkt man hier schon.

Ich suche mir einen gemütlichen Platz am Wasser – da hinten parkt der “Dicke”, allerdings sieht das nur auf dem Bild so aus, als wären wir alleine. Neben mir steht eine niederländische Familie mit drei Kindern, wenn jemand weiß, was das bedeuten kann. Die hier sind aber ganz verträglich. Dann drehe ich noch eine kleine Runde mit meinem von der Schotterpiste durchgeschüttelten Hund. Ein altes, zefallenes Mini-Wasser-Kraftwerk steht am Flüsschen und sieht ganz traurig aus.

Dann kommt sogar noch die Sonne raus und ich sitze mit dem Rücken zum Womo und dem Gesicht zu Sonne und Fluss – Uuuuurlaub.

Noch ein letzter Schnappschuss – Ines schau mal, ich glaube, ich brauche doch noch eine zweite Flasche für 4 Wochen…

Gute Nacht

2 Gedanken zu „Elchk****“

  1. Ach herrlich, diese wunderbaren Bilder. Und du kommst gut voran. 👍Wenn es kälter wird, brauchst du gewiss mehr als eine Flasche Wein… Gestern waren wir in der Filmarena. „Nomadland“ müsste dir gefallen. Ich habe da oft an dich denken müssen… Liebste Grüße aus der Heimat und dicken Knuddler an Lunchen.

  2. Liebe Schulzi,
    habe wieder alles mit viel Freude und einem Schmunzeln gelesen.
    Freue mich, dass Astrid Lindgrens mitreist.
    Wein wärmt nicht so gut,Rum wäre besser.
    Lass es dir weiterhin gut gehen und schreibe fleißig weiter.
    LG Susi

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