Pauken und Trompeten

Mit Pauken und Trompeten

Ein besonderes Schuljahr ist geschafft. Unsere Schulleitung hat sich etwas sehr Schönes ausgedacht: jedes Team bekommt ein paar würdigende Worte und jeder Kollege ein kleines persönliches Briefchen mit wertschätzenden Worten. Da fühlt sich jeder gesehen und in dem was er tut gewürdigt. Super Geste und tolle Idee. Außerdem gibts noch ein Foto für jedes Team:

Geschafft – ein gemeinsames Jahr mit meinem Dreamteam 🙂

Nun geht es aber los. Papa bringt mir wieder ganz liebenswürdig das Wohnmobil bis vor die Haustür und nach zwei Jahren Abstinenz freue ich mich riesig über den “Dicken” und auf unsere 5 gemeinsamen Wochen. Der Vorsatz, in diesem Jahr ganz bestimmt nicht wieder so viel Zeugs einzupacken, verfliegt augenblicklich und des Abends ist mein Wohnauto vollgestopft wie eh und je. Besser man hat, als man hätte. Meine Nachbarsmädels kommen noch genau auf den Punkt zur Abschiedsrunde mit Luna. Da ist sie noch einmal gut durch bewegt und kann die Fahrt nach Hamburg verkraften.,

Fünf Stunden bis Hamburg sagt Google Maps. Gegen 17:00 startet dort die Geburtstagsfeier eines lieben Freundes und ich freue mich auf den ersten Zwischenstopp in Richtung Rödby. Christiane hatte ich vor ?? 8 ?? Jahren auf einer Fotoreise nach Andalusien kennengelernt und wir mussten – damals unbekannterweise – mehrere unruhige Nächte in einem schmalen Doppelbett und einer (!) Decke verbringen. Letzteres konnte sie mittels beherzten Eingreifens und einer Anmerkung an der Rezeption verhindern. Mittlerweile haben wir schon mehrere Fotofestivals gemeinsam und uns gegenseitig besucht. Es hat sich eine leise, zurückhaltenden aber wunderbare Freundschaft entwickelt, die große Pausen gut übersteht und auch Mann und Kinder einschließt. Auf Fine und Johannes, beide so ungefähr im Alter meiner Tochter, freue ich mich besonders. Fine hat sich entschlossen, in ein polnisches Kloster zu gehen. Die Gespräche mit ihr sind immer sehr inspirierend, berichten aus einer für mich ganz unbekannten Welt und ich freue mich sehr, dass sie genau jetzt ihren kostbaren Urlaub zu Hause verbringt, wir uns sehen und reden können. Aus Johannes ist ein stattlicher junger Mann geworden, der anpacken kann und mit freundlicher Gelassenheit die Wirren des Lebens meistert. Geburtstag hat aber Matthias und ich freue mich darauf, ihn mit ein paar echten Thüringer Bratwürsten und einem Rosenstöckchen für den schönen Garten überraschen zu können. 

Das wird, wie ich nach 2 Stunden Fahrt feststelle, allerdings noch eine Weile dauern. Um genau zu sein: 10 Stunden… so lange brauche ich von Bucha bis Hamburg. Zwischendurch denke ich ab und zu ans Aufgeben und würde gern mein Gefährt einfach rechts im Wald parken, aber nach der letzten, langsamen Blechlawinenherausforderung kurz vor Hamburg erreiche ich mein Ziel dann doch unbeschadet gegen 20:00.

Der Rost brennt, die Dusche steht bereit und ich bin glücklich. Die gemütliche Runde in der lauen Sommernacht entschädigt für alles. Ich lerne Marion und Lars und Susanne kennen. Herzlich nehmen sie mich in die Runde auf und wenig später lädt mich Susanne in das Haus einer Freundin im Süden Schwedens ein. Wow, ich bin begeistert. Dort wird sie in wenigen Tagen selbst hinfahren. Auch meine Namensvetterin und ihr Mann haben Freude am Reisen und einen wunderbaren Blog: www.marieandlee.com

Später kommt noch Johannes dazu, ein Oldtimerfan und Hundeliebhaber. Einfach wunderschön – unsere Runde. Wir reden übers Reisen und die Welt. Wenn ein Journalist, eine Grafik-Designerin, eine Konzertveranstalterin, eine Radiomacherin, ein Musiker, eine Lehrerin, eine Nonne, ein Elektriker und eine Lehrerin am Tisch sitzen, dann ist das eine wirklich illustre Runde und es gehen die Themen nicht aus 😉 Susanne erzählt z.B. von alten Kinderspielen. Manche hatte ich schon wieder vergessen: Gummitwist, Doppel E Verstecken, Schokoladenessen, Ei im Mehlhaufen, … es ist kein Ende und jeder erinnert sich an eigene Spiele ohne PC und vorgefertigtem Spielfeld.  Pünktlich nach der mitternächtlichen Verabschiedung setzt der Regen ein, erfrischt die Luft und tröpfelt mich in den Schlaf.

Am Sonntagmorgen schnappen Christiane und ich die Fahrräder und radeln an ein nahes Baggerloch – oder besser: einen idyllischen Teich. Mit Luna an der Leine und einem fremden Rad ist das für mich nicht ganz so leicht, aber wir meistern es beide mit größter Konzentration. Ab und zu scheint Lunas Zunge den Boden zu berühren, denn halbstündige Trabs ist sie nicht gewöhnt, doch am lauschigen See ist alles vergessen. Sie planscht, schwimmt, wälzt sich im Dreck und schüttelt ihn – penibel darauf achtend, dass auch ja ein Mensch in der Nähe steht – wohlig wieder aus dem Fell. Herrlich 😉

Um die Mittagszeit dämmern wir im Garten: Matthias in der Hängematte, Fine bei der täglichen Lesung, Christiane zupft Gundermann aus dem Rasen und ich schau in mein Schwedenbuch… so geht Urlaub.

Am Abend spielen wir mit viel Spaß ein Runde Twix … oder so … auf alle Fälle ein wunderschön illustriertes Assoziationsspiel und gegen 20:00 mach ich mich dann wieder auf den Weg.

Von Stau hab ich die Nase voll und hoffe, dass der gegen Abend keine Chance hat. Und so zuckeln wir gemütlich an Lübeck vorbei nach Puttgarden zum Fähranleger. Unterwegs sehr ich die erste Elektrifizierungs-Teststrecke… da kann man über 2-3 km seinen Akku wieder aufladen… cool, also quasi gleicht man dann einer Womo-Straßenbahn… Ob das eine Zukunft hat und was das kooostet…

In der Ferne über Dänemark wird es dunkel und das “Hygge-Land” begrüßt uns mit Pauken und Trompeten – also einem kräftigen Gewitter. Tatsächlich rolle ich fast ohne Zwischenstopp in den Bauch des Schiffes. Nur zum Überweisen der der Gebühr von immerhin doch 112,- und für ein kurzes Brötchen muss ich anhalten. In meiner Parkspur angekommen, verkrieche ich mich mit Luna auf der Wohnmobilcouch und bin nach 45 Minuten – so gegen 23.30 in Dänemark. Das ging flott. Die Fähre ist – zumindest bei den Wohnmobilen – nicht einmal halb voll. Das kann so bleiben!

“Park4Night” schlägt mir einen ruhigen Parkplatz am Stadion von Rödby vor und nach weiteren 20 Minuten liegen wir unter Bäumen in unserer Koje. So mag ich das!!! Ein weiterer Wohnmobilist stellt sich 30 Minuten später dazu, aber auch hier sieht es nicht aus wie Hochsaison. 

So haben wir eine ruhige Nacht. Pauken und Trompeten gibt es aber am nächsten Morgen gleich nochmal. Da hier auf dem netten Areal keiner unterwegs ist, will ich mit Luna auf den anliegenden Fußballplatz zum Frisbee-Werfen gehen – ohne Leine. Da begegnet mir an der engsten Stelle ein Mann mit Hund. Mein beherzter Griff in Lunas Fell und eine Entschuldigung scheinen ihn nicht zu beeindrucken. Mit Pauken und Trompeten schimpft er in gebrochenem Deutsch auf mich, den Hund und die Deutschen. Hach diese Männer in den besten Jahren haben’s schon manchmal schwer… Und Lunchen kann ja keiner Fliege was zuleide tun – ge Luna???

Dafür wartet beim Frühstück eine nette Mail in meinem Postfach. Meine Namensvetterin wünscht mir gute Fahrt. Wie schön 🙂 Der Tag ist gerettet.

Heute steht die Öresundbrücke an und dann ab nach Schweden. Ich hoffe nach der stürmischen Eröffnung auf ein liebliches Cantabile, bei dem der Komponist die summenden Mücken und schwirrenden Bremsen möglichst selten einbezieht. Pauken und Trompeten kann er gern komplett weglassen.

Bleibt gesund und seid ganz herzlich gegrüßt.

7 Gedanken zu „Pauken und Trompeten“

  1. …..ach Marion, ich könnte stundenlang weiterlesen. Das mit dem Dänen hat mich nicht gewundert.
    Habe ich doch gerade einen Radiobeitrag einer deutschen Kinderbuchautorin und Übersetzerin gehört, die dort seit Jahrzehnten lebt und dänische Kinderbücher schreibt. Sie beklagte sich über den schlimmen Rassismus der Dänen, der sich seit dem Einzug der Rechten in die Regierung schlimm etabliert hat. Selbst sie, die mehr als ihr halbes Leben dort verbracht hat und dänische Kinderbücher schreibt, wird nicht eingebürgert. Ich wünsche dir von nun an, viele fröhliche und bereichernde Begegnungen in der Heimat von Astrid!
    Liebe Grüße, Ruth und Rosa

    1. Oh, ehrlich, das hätte ich gar nicht vermutet, denn Skandinavien klingt ja immer recht liberal. na ja, manchmal sind es einfach auch die Charaktereigenschaften, die nicht so ganz stimmen. Deine Hortensie blüht ja wunderschön. ALs ich losgefahren bin, war meine noch nicht soweit. Aber “You & me together”-Hortensien schaffen das 🙂 Sei lieb gegrüßt und ein paar schöne letzte Ferientage für dich wünscht Marion… nun in Schweden.

  2. Soll ich dir was gestehen, ich habe schon richtig darauf gewartet deine Reiseberichte zu lesen. Ich und Ina haben heute dein erstes Kapitel, sozusagen, gelesen. Freu mich schon auf die Fortsetzung, erlebe viele tolle Dinge, eindrucksvolle Erlebnisse und vor allem unglaubliche schöne Momente mit tollen Fotos. Sei gegrüßt deine alten Pilatesfrauen

    1. Liebe Kathleen und liebe Ina, ja meine alten Pilatesfrauen, wir haben lange nichts voneinander gehört, aber nun geht der Informationsfluss wenigstens in eine Richtung wieder los 🙂 Habt viel Spaß dabei und auch selbst einen inspirierenden Sommer. Liebste Grüße und bleibt schön gesund!!!

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