Tiefschwarz, so dunkel wie Teer und spiegelglatt liegt der Lac du Huelgoat am Morgen. Gleich hinter unserem Wohnmobil plätschert ein Bächlein hin zum See und Luna interessiert sich vor allem für die beiden weißen Gesellen, die schnell ihre Flügel aufstellen und meine Fellnase in die Flucht schlagen.
Es ist gegen 8:00 Uhr, als wir starten und am Ufer wird der Wochenmarkt aufgebaut.
An der „Moulin du Chaos“ beginnt der heutige Wanderweg entlang des Silberflusses und gleich zu Beginn durchquere ich ein imposantes Steinlabyrinth, durch das sich das rauschende Bächlein schlängelt.
In der Grotte des Teufels stürzt das Wasser in die Tiefe und verschwindet für eine Weile unter den Steinen. Ich treffe eine junge Frau, die mir von der Magie des Ortes vorschwärmt. Sie zeigt mir ihren Lieblingsort zwischen den Steinen. Man spürt und hört das Wasser, sieht es aber nicht. Sie erzählt, dass sie sehr oft herkommt und empfiehlt mir ein kleines Musikevent, am Abend, zwischen den Steinen, ein Freund spielt etwas… und jetzt muss sie mal „Pi“ und verschwindet im Gebüsch. Der Patschuligeruch ihres Parfüms bleibt in der Luft und wenig später, ich bin schon weiter gebummelt, höre ich Flötenklänge von der Stelle zwischen den Steinen.(Klick aufs Bild)
Der Weg führt immer am Bach mit dem pechschwarzen Wasser entlang, doch wenn die Sonne auf die Kiesel im Flussbett scheint, wirken diese golden.
Hier haben die Orte märchenhafte Namen: Ponte rouges:
King Arthurs Cave:
La Mer aux Feès
Mare aux Sanglieres (Wildschweinbad)
und auch wenn es keine Namen gibt, sieht es doch hier überall aus wie im Märchen. In der King Arthurs Cave haben zwei junge Leute campiert, die aussehen wie Spielleute. Eine Gitarre und eine Trommel haben sie im Gepäck.
An der durch Wind und Feuer zerstörten Stelle komme ich gar nicht vorbei. Herrlich! Vor allem finde ich einen Wald vor, in dem Nässe, Wasser, Moose zu sehen und zu spüren sind. In vielen Wäldern zu Hause ist das durch die trockenen Sommer gar nicht mehr so! Bei dieser Wanderung merke ich den Unterschied.
Auf halber Strecke kann man die Reste einer Blei- und Silbermine entdecken. Eine junge Frau mit Kind hat hier übernachtet, sie hat ein Akkordeon dabei. Große Abraumhalden und verfallene Gebäude erinnern daran. Außerdem führt ein kilometerlanger Kanal da hin, an dem ich fast den kompletten zweiten Teil des Weges entlang laufe.
Den schwingenden Stein „La Roche Tremblante“ habe ich am Anfang verpasst und besuche ihn zum Schluss. Das ist ein riesiger Brocken, den der Zufall so gelagert hat, das man ihn durch geschicktes Drücken zum Schwingen bringen kann.
Ganz leise und langsam fängt er dann an, eine kleine Auf- und Abbewegung zu vollführen, was von den Zuschauern wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Dahinter befindet sich ein kleines Waldfcafé. Total romantisch und ganz einfach.
Man sitzt auf wackligen Stühlen unter roten Schirmchen, aus dem hinteren Garten dringt Harfenmusik und es gibt… na?! Richtig! Crêpes. Wenn man ein Menue bestellt ist der Hauptgang Crêpe herzhaft und die Nachspeise Crêpe süß.
Luna macht sichs unter den riesigen „Rhabarber“-Blättern gemütlich und ich schlürfe meinen Kaffee und lausche der schönen Harfenmusik. Doch als wir weiter wollen, merke ich, dass dies gar keine findige Idee des Restaurantbesitzers war, eine Box im Garten zu verstecken. Am Wanderweg hinterm Garten sitzt tatsächlich einer und spielt Harfe.(Klick aufs Bild)
Im Vergleich zum Morgen haben sich am Ausgangspunkt viele Touristen versammelt und lauschen eine Weile andächtig, so auch ich. Heute scheint der Tag der Musik zu sein. Allein auf der Wanderung hatte ich heute schon Flöte, Akkordeon, Gitarre, Trommel und nun Harfe.
Zurück am Wohnmobil packe ich fix zusammen und starte in die kulturhistorische zweite Tageshälfte.
Enclos paroissial
Noch nie gehört! Übersetzt: Umfriedete Pfarrbezirke. Das sind ganz typisch bretonische Kirche mit den dazugehörigen Friedhöfen. Allerdings gibt die Tradition bestimmte Bestandteile vor: Triumphtor, Mauer, Friedhof und Beinhaus, Kalvarie (Darstellung der Passion Christi) und natürlich die Kirche.
Besonders im Tal des Elorn, eigentlich tiefste Provinz gibt es eine Menge besonders schöner dieser Kirchen. Vorher aber noch ein Abstecher in die Steinzeit.
Die Allèe Couvert in Mougan Bian ist ein langes Steingrab aus verschiedenen Einzelplatten. Viele solche Dolmengräber aber auch Monolithen, Menhire gibt es in der Bretagne – eines reicht mir. Wie schon in Schottland kann ich auch hier nicht viel damit anfangen.
Besser gefallen mir da schon die Pfarrbezirke:

Auch hier gibt es wieder drei Altäre, die besonders farbenfroh verziert sind. Auffällig dabei scheint mir die einfache, naive, manchmal fast grobe, bäuerliche Darstellung der Figuren.Da die Friedhöfe nur ein begrenztes Terrain hatten, benötigte man Beinhäuser. Darin wurden die Beerdigten später umgebettet. Besonders gefällt mir das Beinhaus in Sizun.
Diese steinerne Gruppe in Sizun zeigt besonders deutlich, wie herb und wenig gekünstelt die Personendarstellungen damals waren.
Zum Schluss halte ich noch in La Martyre an, denn da sollen die Bretonen die Kirchengeschichte beim Bau ihres Pfarrbezirks nicht ganz so eng gesehen haben und kräftig mit mythologischen Elementen gemixt haben. So verwendeten sie hier eine altgriechische Karyatide – eine Pfeilerdame mit stützender Bedeutung
… der Engel hält eine Inschrift über die „kalte Hölle“, was eher aus der keltischen Mythologie stammt
… und an Gevatter Tod erinnert hier auch der ein oder andere Fingerzeig.
Für heute soll es erst einmal genug sein. Wir ziehen uns zurück… nach Saint Servais, dort gibts einen Stellplatz. Nach einem langen Tag steht dort passender Weise ein Pizzaauto! Sehr gute Idee und sehr gute Pizza! Die besteht zu 99%aus Käse 😂
Na dann guten Hunger!
Also, der musikalische Märchenwald ist ja wirklich unbeschreiblich schön. Da wäre ich wirklich auch gerne dabei gewesen. Dazu noch leckere Crêpes…. Ich gönne euch das von Herzen und umarme euch aus der Ferne. ☺