Bayeux ist die Stadt, die von den Alliierten zuerst und kampflos befreit wurde, weshalb die alte Bausubstanz gut erhalten ist. General de Gaulle rief hier schon am 7.6.1944 die Befreiung von den deutschen Besatzern aus. Was für ein Glück:

Wenn man hier morgens gegen 8:00 durchbummelt, ist man nahezu allein. Bei Carefour habe ich meine Einkäufe erledigt. Jetzt suche ich noch einen Bäcker. Den finde ich nicht, aber dafür die herrliche gotische Kathedrale, die auf das 11.Jhd. zurück geht.

Ich wage, wie in alle Kirchen nur einen kurzen Blick hinein, weil ich Luna draußen anbinden muss und da immer irgendwie unruhig bin.

Das sieht schon toll aus, aber was mich noch viel mehr beeindruckt, ist die alte Platane im Kirchhof. Es braucht nicht mehr viel und sie hat die Höhe des Mittelschiffs erreicht.

Eine Recherche im Netz auf der Seite „Monumentaltrees“ergibt die Fakten:

Alter 230 Jahre

Höhe 33m

Stammumfang 6m

https://www.monumentaltrees.com/de/fotos/67605/

Das ist mal ein Baum und im August gibt es hier ein „Platanenfest“ Dabei wird der Baum wunderschön angestrahlt.

Quelle:www.normandie-tourisme.fr Außerdem ist die Stadt berühmt für einen Teppich. 70 m lang und 50cm hoch ist diese Tapisserie und gehört zum Weltdokumetenerbe. Man kann nämlich in 58 Episoden die Schlacht von Hastings aus dem Jahre 1066 darauf anschauen.

Natürlich wieder ohne Hund und diesmal nix für mich. Schauen wird doch mal im Netz: Ja, riesig!

Einen Bäcker finde ich immer noch nicht, aber das Brot von gestern tut es auch noch. So frühstücke ich gleich auf dem Parkplatz unter Bäumen und mache mich dann auf in Richtung Omaha Beach.

Kennt ihr die Geschichte vom Soldat James Ryan. Mit Tom Hanks in der Hauptrolle wurde sie 1998 verfilmt. Welche wahre Geschichte dahinter steckt, wusste ich bisher nicht. In der U.S. Army gab (gibt?) es die Tradition, den letzten Sohn einer Familie vom Kampf freizustellen, wenn die anderen gefallen waren. Tatsächlich nahmen 3 Brüder der Familie Niland an der Invasion in der Normandie teil, der vierte galt als vermisst. Als nun zwei am D-Day umkamen wurde nach dem letzten lebenden der Brüder gesucht und er wurde evakuiert. Diese Geschichte erzählt der Film nach. Im wirklichen Leben tauchte auch der vermisste Bruder wieder auf und die Familie konnte zwei Söhne in die Arme schließen. Robert und Preston Niland liegen allerdings hier auf dem Soldatenfriedhof in Colleville-sur-mer, auf dem die Verluste greifbar werden. Eine Szene des Hollywoodfilms wurde hier gedreht. An 4500 Tote und ca. 500 nie gefundene amerikanische Soldaten wird hier gedacht.

Weiße Kreuze, von denen einige oben als jüdischer Stern enden, sind in schier unendlichen Reihen aufgestellt.

Die Anlage ist streng bewacht. Als ich nach einer Strandwanderung hier ankomme und noch nicht so richtig durchsehe, werde ich erst einmal nach allen Regeln der Kunst von einem Uniformierten zusammengefaltet. Hund geht hier nicht! Keine Ahnung!!! Was zum Strand?? Gehts hier nicht! Ach du kommst vom Strand??? Ist mir egal! Schaff ihn auf den Parkplatz!!! Meine Güte, wie war der denn drauf?! Schon bin ich ein bisschen traurig und fast hätte ich den Ort abgeschrieben, da sehe ich am Parkplatz einige Hundebesitzer mit ihren Tieren sitzen. Ob die wohl auch auf Luna ein Auge haben würden? Ach klar, sagt die Frau mit Mischling, mein Mann macht gerade seine Runde und dann bin ich dran, nehmen Sie sich Zeit, wir passen auf! Na zum Glück gibts auch genug freundliche Menschen 😊

Hier ist ganz schön was los. Neben Mont Saint Michel, ist das der meist besuchte Ort der Normandie. Einige Reisegruppen mit sehr alten Menschen sind auch unterwegs und ich kann mir bei dem ein oder anderen vorstellen, dass er selbst dabei war. Eine Gruppe bringt einen Kranz und zwei oder drei haben amerikanische Flaggen dabei. Auf einer Platte, hinter der sich ein künstliches „Meer“ erstreckt, sind die Kampfgebiete von damals aufgebracht. Wie eine Perlenkette reihen sich Sword-, Juno-, Gold- und Omaha-Beach aneinander.

Quelle:GeoEpoche

Der erbittertste Kampf fand am Omaha Beach statt. Nur einer von zehn Soldaten der Alliierten hat bei den Kämpfen dort überlebt. Innerhalb von 24h starben am 6.Juni 3000 Soldaten! Das muss man sich mal vorstellen! Einer von zehn! Was für ein Opfer!

Wie es wohl an diesem Strand ausgesehen haben muss, wo heute Familien ihren Sommerspaß haben?

Robert Capa, der berühmte Kriegsfotograf war an diesem Tag auch im Kugelhagel dabei, um die Invasion fotografisch festzuhalten. Die spannende Geschichte der 11 erhaltenen Bilder kann man hier lesen: KLICK

Eines der 11 Bilder
mauritius images / MGPhoto76 / Alamy

1,5 Mio. alliierte Soldaten haben es geschafft, die Westfront zu eröffnen, was das Ende des Krieges besiegelte.

Insgesamt verloren bei der Invasion in der Normandie ca. 80.000 Alliierte und rund 200.000 Deutsche ihr Leben. Was für Zahlen!

Der Friedhof ist wirklich sehr beeindruckend und super gepflegt. Kein Wunder, denn nicht selten schauen hier VIPs vorbei, wie der amerikanische Präsident, so erzählt der Fremdenführer.

Dann werden auf dem Rasen Teppiche ausgerollt und der ist dann nach wenigen Tagen gelb. Mittlerweile hat er sich aber wieder erholt, nur wir dürfen nicht drauf. Nur kann man die Namen, die auf den Kreuzen stehen so nicht lesen.

Überall findet man Erklärtafeln, es gibt eine Art Wandelhalle und ein Museum. Daneben liegt noch ein Park, den aber keiner nutzt.

Operation „Overlord“ – für viele Menschen der sichere Tod. Irgendwie kommt man sich als Deutsche hier immer noch komisch vor.

Ich laufe mit Luna am Strand zurück- Hunde sind erlaubt! wie schön, außerdem leer hier und keiner, der nölt. Ich hänge meinen Gedanken nach.

Jetzt brauche ich nur noch einen gemütlichen schattigen Platz zum Ausruhen. Den finde ich in einem süßen Restaurant mit kleinem Hotel.

Irgendwie hab ich das mit den Zeiten hier noch nicht gerafft. Als ich gegen 15:00 komme sind alle am Essen, aber nach 15Min ist der Laden leer und ich werde erst mal ignoriert. Ach so! Essenszeit fürs Personal. An einem langen Tisch gibts große Schüsseln und alle greifen zu. Das sieht aus wie in diesen Liebes-Filmen über Köche 😜. Die Gäste sind da natürlich erst mal zweitrangig. Aber später gibts auch für mich noch was 😊

Zweites Zeitproblem: Es gibt hier Discounter, die öffnen erst um 13:00??? aber sonntags haben manche auf… andere nicht! Irgendwie seltsam. Man weiß nie, was einen erwartet. Na ja, Gott sei Dank gibt es noch nationale Unterschiede. Schlimm genug, dass alle den gleichen Joghurt essen!

Ganz am westlichen Ende des Omaha Beach sind die meisten Leute. Dort gibt es ein Mahnmal mit dem Titel „Les Braves“ – Die Tapferen. Außerdem kann man noch ein D-Day Museum besuchen. Mein Bedarf für heute ist aber erst einmal gedeckt. Außerdem hat meine Haut genug Sonne bekommen und braucht Abkühlung.

3km ins Land hinein gibts einen 10,- Stellplatz auf einem Bauernhof. „Le Ferme du Lavoir“. Die produzieren Cidre und Calvados. Beides ist nicht so interessant für mich, aber der Platz ist nett.

Der Besitzer empfängt mich freundlich, kann aber nur französisch sprechen. Macht nix, er zeigt mir schnell alles. Unser Platz ist schnell gefunden und Lunchen erkundet die Umgebung. Kurz darauf kommt sie wieder:

„Guck mal, wen ich kennengelernt habe“. Der scheint hier zum Inventar zu gehören, denn in der Camperapp ist er auf jedem zweiten Bild zu sehen. Er frisst erst mal den Napf leer, säuft das Wasser aus, spielt ne Runde mit Luna und zwitschert wieder ab. Lektion gelernt? Na dann, habt einen schönen Abend!

0 Gedanken zu „Guck mal, wen ich mitgebracht habe!“

  1. Hallo liebe Marion. .ich glaube da hast du viel zu erzählen wenn du wieder da bist. Den Film haben wir schon öfter angeschaut, ist schon interressant wenn man vor Ort ist.
    Wünschen Dir noch eine schöne Zeit.
    Christine und Fred.

    1. Es ist wirklich ein Privileg, solche ausgedehnten Reisen machen zu können. Dafür bin ich echt dankbar! Und meist ist es so, dass ich selbst staune, was ich erlebt habe, wenn ich den Blog später lese😊 Seid lieb gedrückt! Schön dass ihr für mich da seit!!

  2. Ach Marion, man kennt ja eigentlich das ganze Desaster des Krieges. Aber wenn man dann vor den Tatsachen steht, ist das gewiss ernüchternd und fürchterlich erschreckend… Wenigstens durfte Lunchen mit an den Strand… Das mit dem Cider hätte mich total interessiert… 😂 Ich bin in Gedanken auf jeden Fall ganz sehr bei euch ❣

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