Ich will ans Meer, aber an welchen Strand genau. Okay, nehmen wir den östlichsten Zipfel der Normandie. Haute de France rechts daneben, lass ich weg.
Das sind so ca. 260km, aber der Ritt muss einfach jetzt mal sein. Insgesamt gesehen sind die Straßen in Deutschland wirklich wesentlich besser. Nun vermeide ich Mautstraßen, aber auch unsere Fernverkehrsstraßen sind besser intakt. Ständig trifft man hier auf Baustellen, aber das sieht eher nach Flickschuster als nach Grundsanierung aus. Bei jedem größeren Schlagloch fuhr Luna gestern noch hoch, heute blinzelt sie nur kurz. Auf halber Strecke machen wir Pause. Ein Schild verweist auf: Area de activité oder so. Und Wasser blitzt durch die Bäume. Das ist es! Wir finden ein renaturiertes Tagebaugebiet. Wie gemacht für uns.Und es erinnert mich ans Leipziger Seenland.
Auf der einen Seite gibt es ein Freibad, dort wo wir stehen ist nur Wandern angesagt und die andere Seehälfte gehört den Vögeln.
Wir wandern um den halben See und es ist gut, dass ich Luna an der Leine hab, denn Kaninchen hoppeln, Blessrallen schwimmen und Entenfamilien latschen ihr so nah an der Schnauze vorbei, dass sie sich schon an der Leine kaum bremsen kann.
Auch ein Fotoprojekt gibt es am Wegesrand. Dabei verschimmen die Transparente fast mit der Umgebung und die Tanzenden scheinen echt zu sein.Nur eines gibt es hier nicht: Mülleimer! Und so schleppe ich meinen Hundekotbeutel an Plastikflaschen und Taschentüchern vorbei. Schade eigentlich!
Weiter gehts. Doch ganz bis ans Meer schaffen wir es doch nicht. Um nicht wieder auf so einem tyischen Womo-Stellplatz zu landen entscheide ich mich für das kleine Städtchen Eu. Hier kann man im ehemaligen Schlossgarten campen. 14,- mit Strom! Das klingt gut. Ist es auch! Eine junge Frau empfängt uns freundlich und gibt uns einen schönen Platz.
Ganz idyllisch unter großen Bäumen, hier im Bild das leckere Tres Chocolat Törtchen, dass ich mir sogleich in Eus Innenstadt besorgt habe.
Wir laufen also die paar Meter ins Städtchen, hinter uns der Zeltplatz…
vor uns das Schloss…
… links neben uns die Flusslandschaft der Bresle.An diesem Flüsschen entlang sind es morgen 4km zu Fuß zum Meer. Das ist doch mal ein Plan! Und mit „Outdooractive“ wird gleich ein 14km Wanderweg draus, der Le Treport mit Mers les Bains und meinem Standort verbindet. Ein Lob auf die digitale Revolution!
Aber nun erst einmal Eu. Schon die Römer siedelten hier, auch die Normannen, aber die erste Burg gab es erst im Mittelalter, um 1050. Das Schloss, wie es heute hier steht stammt allerdings aus dem 16.Jhd. und wurde später von Louis Philippe als Sommerresidenz genutzt.Der lud dann auch Queen Victoria hierher ein.
Kaum Besucher tummeln sich im Garten, der heute als Stadtverwaltung genutzten Anlage. Aber hier wie auch andernorts an der heutigen Strecke blühen die Hortensien wunderschön.
Leider ist die im Reiseführer noch beschriebene 500-jährige Buche, der älteste Baum des Parks am Eingang mittlerweile gefällt.
Auf der Schnittfläche ist eine Plastikplatte angebracht und man sieht, wie hohl sie schon war. Schade!
Weitere und damit letzte Sehenswürdigkeit Eus ist die gotische Kirche Notre Dame et Saint Laurent. Außen ziemlich am Ende…
…präsentiert sie innen noch ihre altehrwürdige Größe.
Ob da nach dem Brand von Paris noch Geld für Eu übrig bleibt?
Abends kommen dann die Kühe. Das hatte die junge Frau an der Rezeption schon angekündigt ganz gemächlich trotten sie an unserem Stellplatz vorbei und Luna staunt nicht schlecht. Nach kurzem „kläff!“ bleibt sie aber ganz lieb auf ihrer Decke und beobachtet was die schwarz weißen Riesen da tun. Welch schöner Moment.

Übrigens hatte ich heute ziemliches Glück, denn gerade als ich den LKW überholt hatte und seit einigen Minuten wieder rechts fuhr, lag auf der Überholspur ne Schubkarre!!! 😳 Was man da anstellt wenn rechts voll ist… keine Ahnung!
Glück ist dann heute also,
dass die Schubkarre auf der richtigen Seite lag.
dass ich den tollen Platz im Schlossgarten gefunden hab.
dass es hier so entspannt ist.
dass der Kuchen in Frankreich megalecker ist.
der Moment, wenn mein Hundemädchen so entspannt den Kühen zuschaut.
Genießt den Tag! 😘
Kirche Notre Dame et Saint Laurent
Sehr traurig 🙁