Es ist 18:00 und ich packe meine Sachen zusammen. Bis Clairefontaine sind es 58 km und warum soll ich mich morgen durch den luxemburgischen Berufsverkehr quälen, wenn ich es jetzt entspannt haben kann. Die Baustellen in Trier haben mich schon bei der Ankunft gestresst… jetzt allerdings schippere ich entspannt hindurch.

Clairefontaine ist ein altes Zisterzienser Kloster, von dem heute nur noch Ruinen erhalten sind. Ob das 500 Jahre alte Kloster von den franz. Revolutionären niedergebrannt oder einfach von den hier lebenden Bauern als Steinbruch genutzt wurde, weiß heute keiner mehr genau zu sagen. Nur die kleine Kapelle mit Sakropharg, die später gleich neben der Quelle errichtet wurde, steht heute noch.

Vom Parkplatz hinter dem Gelände möchte ich morgen eine Wanderung starten und frage die ältere Frau, die an Krücken aus dem Haus neben der Kappelle gehinkt kommt, ob sie Deutsch versteht. Nein, auch kein Englisch, aber Campingcar ist international und No! auch. Hm, nix von wegen christlicher Nächstenliebe… Ich fahre 3km weiter und finde einen Stellplatz am Dorfrand neben Linienbussen, die da abgestellt sind. Leider rangiert später einer gegen 0:00 seinen Bus ich und auch Luna muss nachts mal raus… sodass die Nacht etwas unruhig wird. Allerdings schlaf ich schnell wieder ein, denn Regen tröpfelt gleichmäßig auf mein Dach.

Das tut er morgens immer noch, deshalb verschiebe ich die Wanderung und fahre vorerst nach Arlon. Dort ist heute Wochenmarkt, so berichtet mein Reiseführer und da will ich meine Vorräte auffüllen. Auf dem Parkplatz unter der Saint Donatus Kirche stelle ich das Womo ab.

Bild Wikipedia

Weil ich so fasziniert vom ersten Marktstand bin, vergess ich doch glatt das Foto (deshalb mal ein geklautes). Gleich neben dem Womo steht ein LKW, davor unzählige Käfige und alle möglichen Haustiere – Hahn und Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen… sogar ein Fasan sitzt im Kasten. Der Händler erinnert in seiner Schürze an einen Metzger und holt mit geschicktem Griff einen Hahn aus dem Kasten, klemmt die Flügel zwischen Daumen und Zeigefinger, entfaltet mit der anderen Hand einen Pappkarton und stopft das arme Tier dort hinein.

Entenkücken zum Mitnehmen 6,- Euro das Stück . Luna stupst ein Hasenjunges durch die Gitterstäbe neugierig mit der Nase an.

Auf dem Marktplatz haben gewöhnliche Händler ihre Waren ausgebreitet und ich decke mich mit Obst, Käse, Brot und Kuchen ein.

Die Butter schenkt mir die Bäckersfrau zum Kuchen dazu.

Nun sollte ich doch mal meinen Roaming Schalter bedienen, denn ich habe mich schon gewundert, warum ich hier nirgends Internet habe. Und siehe da: Post aus der Heimat.

Mein Mazda ist frisch geputzt, gut verpackt und vor Marderspuren geschützt für die Urlaubszeit in der Wohnmobil-Garage untergekommen.

Und auch Post vom Tierarzt ist da: der Bluttest sagt: nicht schwanger! Zum Glück 😊

Aber warum fühlt sich meine Hundedame dann so schlapp? Sie schleicht durch die Gassen und ist total müde. Ich ändere den Plan und wir fahren nach Habay, der zweiten Möglichkeit für eine Wanderung. Dort legen wir auf dem ruhigen Parkplatz eine Pause ein, schlafen fast zwei Stunden und als wir wach werden, scheint die Sonne.

Neben uns steht eine Schule und dort übt gerade eine Band, als wir zur Wanderung aufbrechen.

Es ist wirklich eine sehr schöne Strecke, die uns der Wanderführer vorschlägt: „Schmieden und Schlösser im Forêt d’Anlier“, so nennt sich Tour 19

Immer entlang an den Ufern zweier Stauweiler führt unser Weg. Der erste hat kein Wasser mehr, aber es lebten wohl einige Muscheln darin:

Zwei kleine Schlösser passieren wir, wovon eines aufwendig saniert und wahrscheinlich in ein Hotel verwandelt werden soll. Das andere dient zu sommerlichen Theateraufführungen.

Ganz besonders gut gefällt mir De la bleue Maisson mit der alten Wasserregulierung der Stauseen. Schade, geschlossen.

Im gerade zu restaurierenden Schlösschen lebte einst die Marquise von Pont’dOye. Ihr verschwenderischer Lebensstil führte dazu, dass sie ihren Lebensabend in einem Bauernhäuschen fristen musste. Bauernhäuschen… so im Fachwerkstil?! eigentlich gar nicht übel 😀

Luna spielt im Wasser, ich atme tief ein und genieße die Ruhe. Unterwegs begegnen mir genau 2 Menschen. Jetzt weiß ich was mir gefehlt hat.

Zurück am Womo gibt es ein Päuschen und eine Stärkung, dann fahre ich weiter zum Kloster Orval.

Das ist ein ziemlich großer Komplex aus uralten, alten und moderneren kirchlichen Gebäuden. Hunde sind hier nicht erlaubt und ich habe noch 45 Minuten bis die Türen geschlossen werden. Das reicht für einen Rundgang und die flüchtigen Eindrücke seht ihr hier:

In diesen Teil aus den 1920-40 Jahren (Eröffnung 1948) kommt man nicht rein… also ich habs nicht geschafft. Da wird noch aktives Klosterleben betrieben und ein gutes Bier gebraut.

Der große Baum im Klostergarten hat es mir wirklich angetan. Luna wartet derweil im Womo und ist superlieb 😌 Für einen Tag war das ne ganze Menge und deshalb verkrümeln wir uns links der Straße in den Wald! Hoffentlich meckert keiner … Gute Nacht!

0 Gedanken zu „Die verschwenderische Gräfin“

  1. Herrlich!!!!!!
    Ich lese deine interessanten Beschreibungen aus Frankreich während über den Bordfunk die Informationen für die französischen Passagiere,natürlich in Französisch ,gegeben werden.
    Welch ein schöner Zufall.
    Genieße deine Zeit in Frankreich
    wir tun es in Russland
    LG Susi und Andreas

  2. Hallo Schwesterlein…wie ich sehe geht es euch richtig gut 😁. Ich lese dieses Mal alles in deinem Blog und bin begeistert …schon jetzt. Schreib irgendwann ein Buch über deine Touren!!!!!
    Ich frag den Tierarzt nochmal wegen Lunchens Müdigkeit.Vielleicht gibt es eine Lösung….
    Ansonsten wäre ich gern mit Euch auf Tour 😣😣😣.
    Ich wünsche Euch eine schöne Weiterreise ,viele interessante Orte ,nette Gespräche und Begegnungen die diese Reise besonders machen.
    Viele Grüße aus der Heimat.

    PS.typisch Paps ….verpackt das Autochen.🤣

  3. Hallo Marion, schön schreibst du wieder. Übrigens mein Hund ist auch so müde. Ich war deswegen ebenfalls beim TA. Blutwerte in Ordnung. Ich denke, das Wetter hat Schuld. Erst zu warm und jetzt wieder ganz anders. Ich hoffe, unsere Lieblinge werden bald wieder normal. Ich wünsche dir noch viel Spaß . Fühl dich umarmt.

    1. Danke meine liebe Susi 😊 Es freut mich immer, wenn es euch beim Lesen Spaß macht. Luna war heute auch schon wieder etwas fitter, aber das war schon sehr auffällig. Ganz liebe Grüße nach Altlobeda. Hoffentlich hast Du Deine Feier gut überstanden und auch ein bisschen genossen. 😊

      1. Danke Marion, ja die Feier war schön. Wir hatten sogar mit dem Wetter richtig Glück. Um 2 Uhr sind wir dann ins Bett gefallen. Meiner Malie geht es auch wieder besser. Für Luna war es sicher eine Umstellung nicht zu Hause zu sein und dann noch dazu den ganzen Tag zu laufen. Hunde schlafen ja sehr viel. Sie wird sich jetzt langsam daran gewöhnt haben. Genieße deinen Urlaub. Viele schöne Erlebnisse noch. Ich verfolge das sehr gern . LG Susi

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