Wo Luke Skywalker die Einsamkeit suchte.

Nicht jeder Tag ist ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Manchmal ist der Stellplatz nur so mittel gut.

_DSC4757
Gleich neben dem Friedhof Portmagee – ruhig aber keinesfalls hübsch

Auch das Wetter spielt nicht immer mit.

IMG_2950
trübe und regnerisch

Und Schlafstörungen, die ich sonst nicht kenne, plagen mich auch schon ab und zu mal. Vor allem wenn ich ein bisschen nervös bin, was als nächstes passiert…

_DSC4750

Erst einmal hängt ein Nebelschleier über dem Hafen und auch die „Trinity“ am Pier hat schon bessere Tage gesehen.

_DSC4753

Punkt 9:00 wird unsere kleine Nussschale wir mit 12 erlebnishungrigen Touristen beladen. Zwei Familien und ein älteres Paar und ich Glückliche, die durch Zufall die letzte Karte bekommen hat … Um die ältere Frau kümmert sich einer unserer Bootsmänner (der Nette, der da genau hinter ihr steht und sich um sie sorgt) sofort: sie hat keine Regenjacke an (allerdings ein Cape im Beutel), Stoffschuhe, ein Henkeltäschchen und sieht auch sonst nicht so aus, als würde sie gut vorbereitet nach Skellig Michael starten. Na dann! Meine Angst, legt sich ein bisschen… ich bin gut vorbereitet.

IMG_2964

Wir bekommen alle Schwimmwesten und los geht die Reise. Der Atlantik sieht friedlich aus, doch als wir den schützenden Hafen verlassen, tanzt das Boot doch ganz schön auf und ab. Eine Stunde dauert die Überfahrt und bei Little Skellig, der kleineren der beiden Inseln, die nur von Vögeln betreten werden darf, ist mir schon einigermaßen schlecht. Das hätte ich nun doch nicht erwartet!!! Seekrank werde ich auch noch!!! Trotzdem beeindruckt mich dieser Felsen mit der zweitgrößten Basstölpel-Kolonie. Die größte hatte ich ja erst letztes Jahr auf dem Bass-Rock in Schottland bewundern können.Da war ich nur nicht so nah dran und konnte den Geruch nicht wahrnehmen – der ist für meinen Magen gerade gar nichts!!!!

_DSC4768
_DSC4774

Neben uns sind noch  andere Boote in gleicher Größe unterwegs. Man kann mit unterschiedlichen Anbietern fahren, es dürfen aber am Tag nur 15 Boote mit je 12 Passagieren an Land gehen.

_DSC5007

Und da liegt sie vor uns, die schroffe 217m hohe Felseninsel, die nach dem Erzengel Michael benannt ist. Hier lebten vom 6. bis 12. Jahrhundert christliche Mönche und heutzutage ist das Eiland zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden.

Als unsere Nussschale an Skellig Michael anlegt, ist es für mich höchste Zeit. Noch zwei Minuten und ich hätte einen Beutel gebraucht. Das scheint man mir auch deutlich anzusehen… eine Mitfahrerin erkundigt sich ob „Everything okay?“ wäre. Nö! aber das wird schon. Und tatsächlich: nach kurzer Zeit festen Bodens unter den Füßen findet auch mein Magen das Leben wieder prima. Jetzt haben wir 2,5 Stunden Zeit das Archipel zu erkunden.

_DSC4795
_DSC4799

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung am Fuße der 670 Stufen (auf der gesamten Insel haben die Mönche übrigens über 1200 solche Stufen in den Inselgrund gehämmert) geht es nun mutig hinauf zum „Klostergarten“. Die Dame mit den Stoffschuhen gibt lieber auf, was auch wärmstens empfohlen wird. Trotz der Personenbeschränkung ist der Aufstieg anfangs sehr gedrängt, aber das verteilt sich im Laufe der Höhenmeter. Besonders deshalb, weil die Papgeientaucher (puffins), die die Insel bewohnen und vor Besuchern keine Angst haben einfach zu süüüüüß sind:

Manchmal landen sie mit drei kleinen Sprotten im Maul und verschwinden ganz schnell zum Füttern in ihren Wohnhöhlen, die sie in die Erde zwischen die Steine gegraben haben. Es gibt sogar drei Leute, die mit Teleobjektiven die ganze Zeit versuchen diese putzigen Dinger im Flug zu erwischen. Mir ist mal einer ins Bild gesegelt – das sieht echt zum Brüllen aus, wenn die fliegen/flattern: Flügel breit, Schwimmflossen zur Seite gereckt und losgeflattert…

_DSC4918

Da können die zwei sich nur wundern:

_DSC4920

Immer weiter und steiler winden sich die Treppen hinauf … und … nein, ich hab keine Angst. 😀 Die Knie sind fest und der Magen ist auch wieder fit!!! Ich kann diese magische Insel aus vollen Zügen und auch fotografisch genießen – ein absolutes Highlight!!!

_DSC4809
_DSC4833
Stairway to heaven

Am Ende des erlaubten Weges stehen die jahrhundertealten Klostergebäude. Hier auf dem 150m hohen Sattel haben die 12-15 Mönche also zur inneren Einkehr gefunden… Kleine bienenkorbartige Hütten und Oratorien sind bis heute ebenso erhalten wie das Wassersystem, kleine Gärten, der Friedhof und das eindrucksvolle Fundament des Ganzen, das am und in den Abhang hinein gebaut wurde.

_DSC4871
_DSC4869
_DSC4839
_DSC4834
_DSC4878
_DSC4890
_DSC4910
_DSC4904
_DSC4899

Im Blick von oben stets zu sehen – die Vogelinsel Little Skellig. Auch wenn man hier nie allein ist und immer aufpassen muss, dass kein buntbefrackter Besucher ins Bild rennt, ist dieser Ort etwas ganz Besonderes!!! Das dachten sich auch die Filmproduzenten aus Hollywood und erwählten ihn als Location für „Star Wars“. Seitdem entwickelte sich die Insel vom Geheimtipp zur Pilgerstätte. Auch auf meinem Boot saßen drei Jungs mit Star Wars T-Shirt.

Nun der Abstieg: zum Glück auch nicht so schlimm wie befürchtet, nur Trittsicherheit ist wichtige Voraussetzung.

_DSC4927
_DSC4935
_DSC4936

Pünktlich holt uns der Skipper wieder ab und ich bin schon wieder am tief  Ein- und Ausatmen, aber die Rückfahrt hält noch Interessantes bereit… da bin ich abgelenkt und überstehe sie besser als die Anreise.

Wir umrunden die Insel und entdecken noch weitere steinerne Stufen, die bis zum Wasser hinab führen:

_DSC4942

Zwei Leuchttürme stehen auf der anderen Seite der Insel. Der neuere wird mit Solarenergie betrieben, ist also an Tagen wie heute nich in Betrieb… komisch, gerade wenn es bewölkt ist braucht man doch ein Leuchtfeuer, das die Richtung angibt??

_DSC4957
_DSC4978
Rechts in weiß der Neue – links oben unscheinbar grau der Alte
_DSC4981
schroff und unwirtlich… freiwillig hier wohnen? eher nicht!

Nun gehts wieder zurück und die Inseln werden immer kleiner in der Heckwelle unserer Nussschale.

_DSC4999

Und dann gibt es noch zwei wunderbare Begegnungen. Eine davon ist dokumentiert:

_DSC5011
_DSC5019

Die andere ist zu kurz… drei Delphine zeigen sich neben unserem Boot an der Oberfläche. Der Skipper fährt auch sofort langsamer, aber sie haben heute keine Lust zum Spielen, meint er gleich. Schade! Aber Delphine in freier Wildbahn erleben… das ist schon irgendwie super!!!

_DSC5026
Bye, bye Skellig Islands

Portmagee liegt immer noch im Nebel, aber ich hatte einen magischen Ausflug. Da passt das doch irgendwie…

_DSC5045

Nun meldet sich aber der Hunger… im kleinen Lebensmittel/Post-Laden kaufe ich erst mal frische Zutaten für ein schnelles Lunch (es ist immerhin 16:00 Uhr), schicke meinen einzigen postalischen Urlaubsgruß an Sonja und Dietmar ohne Internet in Milda und  nachdem ich erstaunlich viel verspeist habe (Tomaten, Krautsalat, Brot, Käse Joghurt und Schokolade!!! – mein Magen ist wieder fit!), schaue ich mir noch das Skellig-Experience-Centre an.  Wenn man auf der Insel war, kann man sich das allerdings sparen – denke ich.

Und dann kommt noch das Bonbon des Tages: Der „Mannix Point“ Campingplatz!!  13 km von Portmaggie entfernt finde ich dieses Schmuckstück. Der supernetter Opi an der Rezeption gibt mir, weil ich aus Deutschland komme gleich den Stellplatz mit Atlantikblick in Richtung Valentia Island No. V17. „Den habt ihr da ja nicht so oft!Den Atlantikblick ;)“ Außerdem gibt es hier neben „Alles was der Camper so braucht“ auch noch wunderbare Räume, die jeder benutzen darf. So z.B. der Aufenthaltsraum mit Kamin, Musikinstrumenten (Klavier, Gitarren, Mandolinen…), Büchern, Spielen, Sofas…

IMG_2967
IMG_2971

Außerdem eine überbordend mit Blumen geschmückte Terrasse, einen Waschsalon, freies WLAN…

IMG_2969
IMG_2970

Das Camper-Paradies schlechthin…. So viel Glück kann man ja kaum fassen. Ich buche eine Nacht und überlege ernsthaft, ob ich morgen hier einfach noch einen Tag länger bleibe. Jetzt sitze ich erst mal am Kamin, der übrigens brennt, mit lesenden, spielenden, surfenden, schwatzenden und Gitarre spielenden Menschen schreibe Blog und erfreue mich an meinen Fotos und meinem Leben. Leckerer Essensduft dringt aus der angrenzenden Küche herüber und gerade kommen zwei junge Leute an, die auf dem Kerry-Way wandern.

Welche Macht wohl heute mit mir war?? Jedenfalls war es eine, die es gut mit mir meint!! Eigentlich doch ganz wie aus dem Bilderbuch! Und ich glaube diese Nacht schlafe ich besser. Träumt was Schönes!

MerkenMerken

0 Gedanken zu „Wo Luke Skywalker die Einsamkeit suchte.“

  1. Hallo, ich verfolge deinen Abenteuertripp mit viel Interesse. Tolle Bilder und noch tollere Erlebnisse…?, das freut mich sehr. Hier zu Hause haben wir einen launischen Sommer. Gerade gewittert es nach großer Hitze . Dazwischen graue Tage. Deine Nachbarn müssen also nur mäßig gießen. Genieße die Zeit und nimm den Regen gelassen hin. Ich freue mich auf deinen mündlichen Reisebericht. Viel Spaß noch und eine gute Heimkehr.

Schreibe einen Kommentar zu Anne Große Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert