Wo Lady Bantry ins Land schaute…

Es wäre zwar schön, wenn ich ein bisschen länger schlafen könnte, aber andererseits sind die Morgenstunden schon etwas Besonderes… Kurz nach 9:00 stehe ich am Ticketschalter meiner Blue Pool Ferry in Glengarriff , um nach Garinish Island überzusetzen, aber die öffnen erst um 10:00. Hm! Da bietet sich doch ein kleiner Spaziergang am Blue Pool an. Und dieser kleine Naturhafen ist wirklich wunderschön:


Draußen in der Bucht schaukelt die Fähre ganz einsam auf dem Wasser und wartet auf ihren Einsatz.


Ich schau mir das noch verschlafene Städtchen an und treffe auf Mac Carthys Bar. Ist das die von dem Buch ?? Ein Bierfahrer rollt die Fässer für den abendlichen Ausschank mit dem Fuß über die Strasse und die Frauen im Andenkenladen dekorieren ihre Auslagen.

Ich entdecke noch den kleinen Lebensmittelladen, in dem ich später meine Vorräte auffüllen kann  und bin pünktlich wieder am Schalter. Für 8,- werde ich mitgenommen.


Vorbei gehts an gemütlichen Robben, die an die blauen, tuckernden Schwimmkähne schon gewöhnt sind und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Angekommen auf der Insel kann sich der interessierte Besucher ganz dem italienischen Garten hingeben, denn den ließ ein Geschäftsmann aus Belfast ab 1910 hier anlegen. Die ganze Insellandschaft wurde dafür umgestaltet, das besonders milde Klima tut sein Übriges und so wandelt man hier durch eine zauberhafte Umgebung.

Ab und zu kommt auch mal eine kleine rot gelockte Prinzessin vorbeigehüpft:


Plötzlich dringen wütende Stimmen durch das verwunschene Blütendickicht. Steht doch da ein deutsches Pärchen Ende 50 und wirft sich wüste Beschimpfung an den Kopf… „Ruhe ihr zwei! Ich kann den Blödsinn verstehen!!! Ihr seid nicht so unbelauscht wie ihr denkt! Wieso muss man an einem solchen Wunderort derartig ausfallend werden? Spart das Geld für die Reise doch lieber und gönnt euch ne Paartherapie!“ Nein das habe ich nicht gerufen, hätte ich aber gern…
Ich biege um die Ecke, bin außer Hörweite, genieß  die schönen Blümchen 😊 und denke… Alleinreisende haben andere Sorgen, aber die schon mal nicht!


Sehr groß ist das Inselchen nicht und bald geht es wieder mit der Fähre zurück. Im Kopf die Farben und Düfte. Neben mir an Bord der Blue Pool Ferry drei junge Frauen, die auch schon auf der Hintour dabei waren. Wir schwatzen ein bisschen… wie schön das doch war… hach die Robben… herzallerliebst… Plötzlich spricht eine der drei in nicht akzentfreiem aber sehr gutem Deutsch weiter. Sie sei Lehrerin in Wien, stamme aber aus Seattle und arbeitet an einer internationalen Schule. Jetzt habe sie mit ihren Freundinnen eine Woche Urlaub. Flugzeug und Mietwagen, ja klar, sonst wäre die Woche ja schon mit Hin- und Rückfahrt gegessen. Da bin ich mit 5 Wochen echt luxuriöse ausgestattet!, denke ich und genieße den Luxus.

Nach Anbordnahme notwendiger Lebensmittel rolle ich keine 2km weiter ins Glengarriff Nature Reserve. Hier gibt es neben fantastischen Picknick-Plätzen auch verschiedene Wanderwege. Picknick klingt gut. Und heute speise ich nicht allein.


Dann wandere ich los. Am Flüsschen entlang – da steht plötzlich ein Graureiher… ist der aus Gips?… huch… jetzt hat er sich einen Fisch aus dem Bach geschnappt und flieg davon als er mich entdeckt… – unter alten, knorrigen, moosbewachsenen Eichen hindurch und über die urigsten Wiesen, die schon seit hunderten Jahren nicht mehr bearbeitet wurden… so erzählt das Schild am Weg. Herrlich!!!! und wieder nur wenige Menschen, die das hier genießen wollen…



Eigentlich sieht das eher nach Harz aus… und ähnelt kaum dem Bild auf der Kerry Gold Butter.

Ich wollte doch zum Lady Bantrys Lookout!  Aber den Abzweig habe ich wohl verpasst… Also nochmal zurück. Da!


Wer in einem so schönen Haus gewohnt hat (siehe gestern) liebte bestimmt auch schöne Ausblicke. Schon der Weg zum Ausguck ist romantisch.


Und auch nach dem Aufstieg werde ich nicht enttäuscht: Links die bunten Häuschen Glengarriffs und rechts die Bantry Bay. Spitze!


Nach einem Liegestuhlpäuschen am Picknickplatz starte ich zur Fahrt auf dem Ring of Beara, dem kleinen und weniger touristischen Bruder des Ring of Kerry nebenan. Die Sonne steht schon tief und taucht alles in schönes Licht. Es gibt allerdings kaum Plätze zum Anhalten… So fahre ich einfach mal eine schmale Stichstrasse zum Ufer hinab, vorbei an zwei verwunderten Bauern, die sich an ihrer Heugabel festhalten und halte für ein Abendbild:

oder zwei:


Kurz darauf bietet sich mein heutiges Nachtquartier mit grünen saftigen Wiesen und direktem Blick auf die Bantry Bay an. – Ein Golfplatz mit Herz für Womofahrer. Da kann ich nicht „Nein!“ sagen.


Und während die Upload-Geschwindigkeit der Bilder heute zum „Mäuse melken“ langsam ist, vertreibe ich mir die Zeit mit Stativ und Kamera vor dem Wohnmobil auf dem Golfplatz.

Oidhche mhath! Gute Nacht!

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