Neben der direkten Fähre vom europäischen Festland in Roscoff (Frankreich) gibt es mehrere Routen nach Irland über Großbritannien.

Da man um nach Roscoff zu kommen schon mal 3 Wochen Nordfrankreich-Urlaub dranhängen kann, wähle ich die Route Hoek-Harwich und dann Fishguard-Rosslare. Die ca. 600km auf der britischen Insel dazwischen sind nicht von Pappe, deshalb gibts gegen 23:00 auf der Hälfte einen Stopp. Der Straßenverkehr in UK unterscheidet sich nicht nur in puncto Straßenseite von dem zu Hause. So scheinen PKW hier viel seltener dafür zu dienen, das eigene Ego aufzupolieren, alle fahren recht entspannt – haben sich an die geforderte Höchstgeschwindigkeit von umgerechnet 115kmh gewöhnt und finden die mit deutschen Exclusivautobahnen verglichen doch eher bescheiden wirkenden Motorways wohl ganz in Ordnung. Tank- und Rastplätze gibt es eher selten, dafür hatte aber hier einer ne Geschäftsidee, die dem einen oder anderen LKW-Fahrer sicher den wohlverdienten Nachtschlaf raubt: 2h darf man kostenlos parken (und den völlig überteuerten Kaffee bei Starbucks schlürfen) dann kostet es. „There are cams all arround!“ ,weist mich der freundliche Tankwart auf die Überwachung hin und kassiert 1.30 💷 pro Liter Diesel. Als es noch hell war, kostete der an den Tanken am Londoner Ring noch 1.13 ?! Nehmen die hier Nachtzuschlag? Das durchschaue ich nicht, aber da die gelbe Lampe im Display leuchtet, muss ich blechen.
Jetzt aber links raus, 2km weiter rechts in die Büsche schlagen und dann ist da ein schöner ruhiger Platz im nachtschwarzen Nirgendwo. Prima!
Am nächsten Morgen begutachte ich meinen Campingplatz: nicht schlecht für den Anfang. Aus dem Fenster beobachte ich das morgendliche Wildlifespektakel: drei Rehe, zwei Hasen, ne ganze Schar Tauben und ein Eichhörnchen im Holunderstrauch zollen dem riesigen weißen Kasten, der da im Maisfeld steht kaum Aufmerksamkeit. Viel spannender ist da das angrenzende Kornfeld, dass sie anscheinend alle ernährt. Ich frühstücke in herrlicher Ruhe und schaukle durch die Heckenwege zurück zur Autobahn.
Gegen 13:00 erreiche ich das verregnete Fishguard und habe noch bis 23:45 Zeit. Da hier nix los ist außer Hafen, das Wetter grau vor sich hin muffelt und mit Wind und Regen nicht gerade zum Outdooradventure einlädt, verschiebe ich meinen Spaziergang auf später und gönne mir nach einer Kocheinlage am Womoherd erst mal ein Nickerchen. Die Nacht wird wieder lang! 4:00 Ankunft und dann noch Platzsuche… da muss ich ausgeschlafen sein! Den Rest der Wartezeit schaff ich locker mit Schreiben, Lesen, Laufen, Musik hören … nein! ich bin schon einen Schritt weiter: heute läuft Gregory Porter 😊
Dann, bei einer winddurchschüttelten Runde am Strand sehe ich das eigentlich geplante Ziel meines 10stundenaufenthaltes hier an der Küste: den Prembroke Nationalpark. Eigentlich ein wunderschöner Küstenabschnitt – heute nur ein grauverwubeltes Etwas im Hintergrund. Na beim nächsten Mal!
Ich kämpfe mit Wind und Regen bis die Brille Milchglasscheiben hat und denke: „Jep! Die Regenjacke hält dicht!“ Schön zu wissen, wenn das jetzt 5 Wochen so weiter geht!
Auf dem Rückweg entdecke ich noch das Ergebnis wahrscheinlich tagelanger Puzzelei:
Da hat sich eine sehr viel Mühe gegeben und 100m weiter auch gleich noch ein wahrscheinlich kollektives Trauma verarbeitet – die Franzosen haben es gewagt… und zwar genau das, was die Briten sich auch des öfteren gewagt habe…
… und 200m weiter gleich nochmal: Ach Mensch so langsam hab ichs!
Zurück ins Womo und aufwärmen, Tee wäre gut. Und dann stelle ich mich schon mal vorsichtshalber an, um morgen früh gleich zuerst von der Fähre zu kommen… da finde ich bestimmt noch ein Plätzchen auf dem Stellplatz, den die WOMo Reihe Band 29 empfiehlt… und dann hoffentlich ohne dieses graue Landbridge-Wetter.

Nachtrag 21:55 Uhr:
Ich wärme mir gerade mein Abendessen auf, da gehen vorn die Schranken hoch und es geht los. In einem Schuppen mit Durchfahrt gibt es sogar echte Kontrollen. Der Kleintransporter vor mir muss das Heck öffnen, auch in die Fahrerkabine wird geschaut. Dann ich! Ob sie rein kommen darf, fragt mich die nette Uniformierte. Ich öffne die Tür: „Hello, come in please!“ Das tut sie auch und bemerkt: Oh lecker! Leute kommt rein hier gibt es Pasta! Und dann stehen 3 Grenzer und ich im Küchentrakt des Womos und sie finden ich sollte nochmal ne Runde Pasta kochen 😂😂😂😂 Dann schauen sie noch in einige Schränke, bewundern mein kleines Zuhause und wünschen eine glückliche Reise! Vielleicht wäre die Mauer mit ner ordentlichen Portion Nudeln ja auch schon mal eher gefallen…. (okay ich weiß: der Vergleich hinkt!)
Nachtrag 23:05 Uhr:
… und dann verschluckt uns das große, gelbe Maul!!
