Wenn man an die Toskana denkt, dann hat man meist bestimmte Bilder im Kopf. Und genau die will ich heute sehen: gefällige, leuchtend grüne Hügellandschaften mit Zypressenalleen und terrakottafarbenen Dörfern oder Höfen auf den Hügelkuppen. Der Startpunkt soll allerdings erst einmal das Kloster Monte Olivietto Maggiore in der Crete Senesi sein. Der wuchtige Ziegelsteinbau in einer grünen Wald-Oase ist die bedeutendste Abtei des Landes.

Ein Adliger aus Sienna zog sich an diesen Ort im Jahre 1313 mit zwei Freunden zurück und suchte die Einkehr und Stille. Dieser Mann gab sich den Namen Bruder Bernardo (nach dem Heiligen Benedikt) und bald entstand hier eine Mönchsgemeinde, benannt nach dem Namen des Areals (Monte Olivieto – Ölberg) waren das die Olivetaner. Es ist eine Art Benediktinerorden mit dessen Regeln, wie z.B. dem Eigentumsverzicht. Nur die Gewänder sind weiß und nicht schwarz, wie es bei den Benediktinern üblich ist.

Auch unser Piccolomini Papst Pius II (der von gestern) unterstützte den Orden. Zwischen dem 14. und 18.Jahrhundert entstand so ein großer Bau, der auch einige Kunstschätze aufweisen kann. Zum Beispiel einen herrlichen Freskenzyklus der maler Sodoma und Luca Signorelli im Kreuzgang, der das Leben des Heiligen Bendikt darstellt. Aber ehe ich noch den Kreuzgang finde, höre ich aus dem Inneren der Kirche Orgeltöne. Einige wenige Besucher treten ein – es ist 10:30 und ein Mönch zündet die Kerzen an.
Ich glaube gelesen zu haben, dass hier um 11:00 ein Ostergottestdienst beginnt. Da das Kloster aber 12:00 bis 14:30 Uhr schließt, schleiche ich mich wieder hinaus und stehe nun doch staunend vor den Fresken. Das sind ja für mich unfassbare Leistungen. Immer wieder versuche ich zu verstehen, wie man so etwas anfertigen kann. Gib mir Papier und Bleistift und ich male dir ein Strichmännchen. Aber hier hat der Künstler nur so lange Zeit, wie der Putz feucht ist und muss am nächsten Tag neu ansetzen… ich stehe und staune.

Die Bilder selbst sind zu lesen wie ein Comic. Mein Reiseführer erklärt alles ganz genau und ich verfolge mit Interesse so manches Detail.
Hier steigt der junge Benedikt auf sein Pferd und verlässt mit seiner Amme (!) das Elternhaus zum Studium in Rom.

Da versucht die Sinnesfreude (natürlich eine „böse“ Frau mit Seidenschleier) ihn zu übermannen und da hilft nur noch ein „Bad“ im Dornenstrauch.

Drei Anschläge sind auf Benedikt verübt und hier dargestellt worden. Der erste mit vergiftetem Brot, der zweite mit einem vergifteten Trank und drittens werden ihn versuchende
Botticelli-Schönheiten gesendet, vor denen er mit dem Esel flieht. Tapferer Benedikt!!!



Witzig ist auch dieses Detail, auf dem ein Mönch dem anderen ganz „unauffällig“ das Brot stehlen will.

In meinen Betrachtungen werde ich kurz gestört, denn der nette Museumswärter bittet mich ein Stückchen zurückzutreten und den Gang freizumachen. Warum? das seht ihr mit einem Klick auf das Video.
Die Mönche geleiten das Kreuz, die Bibel und den Priester mit Weihrauch und Gesang einmal um den Kreuzgang herum und in die Kirche hinein. Ein wirklich besonderer und berührender Moment.
Das sollte ich mir doch nicht entgehen lassen, meint der Museumsmann (kein Mönch) und zeigt hinüber zur Kirche. Das Museum könne ich hinterher noch in Ruhe besichtigen – vor 13:00 Uhr schließen sie heute nicht und auch ohne Italienischkenntnisse sei der „Service“ ein Erlebnis. Und das ist er! Diesen Ostergottesdienst werde ich nie vergessen. Nun ist die Kirche voll und im Vergleich zur reformierten Kirche geht das hier schon seehr hierarchisch zu. Der mit dem wahlweise goldenen oder roten Hut und dem goldenen Stock wird hofiert, nicht mal seinen Predigtzettel muss er selbst tragen. Mit Weihwasser läuft er durch die Gemeinde ehe es richtig losgeht. Feierlich ist das allemal und es lässt mich nicht unbeeindruckt. Die meditativen Priestergesänge, das Murmeln und Bekreuzigen der Gemeinde, der Weihrauch, die wunderschöne Barockkirche, das ist ein sehr festlicher Beginn für einen Ostersonntag.


Ich bedanke mich bei meinem Museumswärter für den Tipp und schaue mir nun noch den Rest des Gebäudes an. Da gibt es eine alte Bibliothek mit einer wunderschönen Treppe davor. Eine weiter Treppe führt zu einer Art kleinen Apotheke.






Und natürlich darf der Weinkeller nicht fehlen. Im angeschlossenen Laden darf man verkosten und kaufen. Auch meinen neuen Lieblingswein haben sie hier: Vermentino Abbazia di Monte Olivietto Maggiore.




Zum Schluss werfe ich noch einen Blick ins Refektorium – den Speisesaal der Mönche.

Haach, das war ganz nach meinem Geschmack und nun noch ein bisschen Toskanafeeling einatmen. Luna hat ganz tapfer im Auto ausgeharrt und so ist jetzt in Chiusure, einem zauberhaften Örtchen etwas oberhalb des Klosters erst einmal laufen angesagt. Hier hält sich der Tourismus zurück und das bei diesem Blick… auch wenn es heute wieder sehr diesig ist – ob nun wegen des Saharasandes oder des Wetters, weiß ich nicht zusagen. Der Blick auf das Kloster ist trotzdem wunderbar.







Dann gehts weiter in Richtung Pienza, aber ein Zwischenstopp am berühmten Panoramablick der Crete Senesi muss natürlich sein. So wird dieses Gebiet neben dem Val d`Orcia bezeichnet, dass durch haldenartige, erodierte Hügel geprägt ist und wenig von den typischen grünen Kuppen des Val d`Orcia hat. Störend am Fotospot sind aber die asiatischen Großfamilien, die mit lauter Musik, Kindergeschrei und Riesenpicknick die zauberhafte Stimmung zunichte machen.




Auch San Giovanni d`Asso liegt am Weg – im Herbst das Eldorado der Trüffelsuche. Besonders der weiße Trüffel wird hier gefunden und bringt je nach Ergiebigkeit zwischen 2 und 3000 Euro pro Kilo ein Mit Trüffelsuchhunden geht es dann los, nur die geheimen Ecken werden natürlich nicht preisgegeben.


Wir fahren weiter und machen vor Pienza noch einen Stopp zum Genießen des Ausblicks und der herrliche Zypressenalle des Monasterio de Santa Anna in Camprena. Einsam liegt dieser Ableger des Klosters am unteren Rand der Crete Senesi. Seit 1995 ist es ein Agriturismo mit Kunst-und Sprachschule darin untergebracht. Leider ist die Kirche geschlossen, aber der Blick rundherum ist wunderschön.


Nun gehts weiter durch die traumhafte Landschaft, die trotz des trüben Wetters ihren Zauber hat und es wird wieder voller. In Pienza selbst ist anfangs kein Parkplatz mehr zu finden, aber dann habe ich Glück und es tut sich eine Lücke gleich am Stadttor auf, aus der sich gerade ein PKW hinausschiebt.

Erst laufen wir rechts vom Stadttor den Berg hinab zu einem weltberühmten Filmspot. Ridley Scott schickte hier seinen „Gladiator“ nach getaner Arbeit nachhause und diese letzte Filmszene hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt: den Weg zum Spot kann man nicht verfehlen: einfach den anderen hinterher.


Da uns heute wegen der Zeitumstellung eine Stunde geklaut wurde, ist es bald soweit, den Rückweg anzutreten. Pienza ist wirklich hübsch und auch hier stoßen wir wieder auf den Pius II – der größte Palazzo ist ein Piccolimi-Eigenheim… logisch, er wurde hier geboren.



Allerdings ist die Zahl der versammelten Menschen eindeutig zu hoch für Hund und Frauchen. Wir treten den Rückzug an und halten nur noch einmal an der Kapelle der Madonna de Vitaleta für ein Foto.


Das war eindeutig zu wenig Zeit für dieses Fleckchen Erde. Hier kann man sicher auch mal eine Woche verbringen und die Gegend genießen, die übrigens seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Neubauten werden heute nicht mehr genehmigt und so bleibt es hoffentlich noch lange erhalten, dieses Märchenland aus grünen Wiesen und Terrakotta-Dörfchen.

Kommt gut durch die Nacht.
Danke für diese wunderbaren Impressionen. Ich denke, dass die Toskana auch zu meinen nächsten Zielen gehören wird, denn Dank deiner Bilder und Worte bin ich jetzt wirklich richtig neugierig geworden… Schön, dass Lunchen so brav mitspielt. Hier werde ich an jeder Ecke an Freddy erinnert. Überall herum streunernde Katzen. Zum Teil ganz klein und bunt… Fühlt euch lieb gedrückt!
Das kann ich mir vorstellen, früher gab es da auch ganz viele freie Hunde. Ja, die Toskana ist schon immer eine Reise wert, allerdings kennst du ja mein Problem mit Menschenmassen und gerade mit Hund sollte man dann die Hotspots meiden. Doch ganz schnell findet sich in den Nebengassen ein stilles Plätzchen. Schön auch deine Impressionen aus Kreta. da war ich noch nie, vielen Dank dafür. Liebe Grüße und bis bald. Sicher gibts dann viel zu berichten 🙂