Die Nacht war super. Am Anfang kamen noch ein paar Jugendliche mit lauter Musik, aber denen war es wohl schnell zu kalt. Dann schien der Vollmond ins Fenster und machte alles hell. Luna war wohl auch irritiert und knurrte ab und zu in der Nacht, aber ich habe herrlich geschlafen.

Nach entspannter, nicht ganz so kalter, aber dafür bedeckter Morgenrunde und einem ausführlichen Frühstück stehen wir 10:15 Uhr am Burgbauprojekt Guedelon. Und das leider nicht allein: 27 Busse mit Schulklassen und 18 Womos nebst mehreren Autos sind schon da. Ich bin sprachlos… Was soll das im Sommer werden. Jetzt ist doch hier überall „tote Hose“, was ich bisher genossen habe. Allerdings sind das hier hauptsächlich Schulklassen. Die fallen dann ja weg. Ich überlege kurz… gehe dann aber doch mit Luna das Wagnis ein.

Meine Befürchtungen gingen ja ein bissl in Richtung Disneyland… aber zum Glück wurden die nicht bestätigt. Hier wird eine Burg des 12. Jahrhunderts wirklich so gebaut, wie man es damals machte. Und nebenbei bekommen die kids ein bisschen fantastischen Geschichtsunterricht zum Anfassen.

In der Broschüre ist der Platz abgebildet, den der Gründervater Michel Guynot 1997 fand und hier seine Idee verwiklichen wollte.

Außerdem sind zwei zur Drucklegung abgeschlossene Bauphasen und zwei Zukunftsvisionen dokumentiert.

Wir kommen also ziemlich gegen Ende der geplanten Bauzeit von 20 Jahren und haben diesen Eindruck:

Rings herum sind die verschiedensten Gewerke zu bestaunen. Die Handwerker sind auf esuch eingestellt und geben bereitwillig Auskunft. Bei den Steinmetzen ist auch das Fernsehen dabei. Außerdem befindet sich praktischerweise gleich neben der Baustelle der Steinbruch, in dem die Steinarbeiter sehr beschäftigt sind. Außerdem gibt es die Holzbearbeiter für Dachziegel und Balken – erstaunlich, wie lange man damals brauchte, um einen geraden Balken zu bekommen. Aber auch Seiler, Töpfer, Ziegelmacher, Gärtner und vieles mehr kann man bestaunen, befragen und das handwerk ausprobieren.

Beim Woodman scheint eine Praktikantin zu arbeiten. Vielleicht 10 Mal versucht sie, die schmale Holzschindel zu spalten… nix. Handwerk will also gelernt sein. Der Gärtner im Permakultur-Ambiente ist für einen Schwatz am Gartenzaun gern zu haben und ein freundlicher älterer herr baut einen neuen Gemeinschafts-Backofen, so wie wir in Bucha 😉 Aber als die Kinder kommen, lässt er die Mörtelkelle liegen und erklärt alles genauestens.

Besonders fasziniert mich der „Architekt“ im Innenhof. Der demonstriert auf einer glatten Sandfläche, mit welchen einfachen Hilfsmittel die Baumeister damals konstruiert haben. Wie nahe hier Schönheit und Mathematik zusammenliegen, ist unglaublich. Hintem im Garten gibt es einen kleinen Pavillion mit 4 solcher Sandflächen. Dort üben sich die Kinder dann in kleinen Gruppen dann an eigenen Zeichnungen.

Auch zum Stein metzeln, Töpfern, Flechten, Konstruieren usw. gibt es solche Übungsräume für die kids.

Tiere sind ebenfalls zu finden und Luna freut sich vor allem über den Esel.

Alles – außer vielleicht der Stromdraht hier oben auf dem Bild- ist hier original Mittelalter: Kleidung, Werkzeuge, Technik, Transportmittel und sogar die Dachrinnen.

Nur die Wassermühle ist nicht zu besichtigen, da muss ich noch einmal kommen. Auf alle Fälle hat sich der Besuch hier sehr gelohnt und auch, wenn ich mir vorkam wie auf einer Klassenfahrt, so hat es doch ziemlich viel Spaß gemacht… und die Kinder gingen mich mal nichts an… auch schön.

Nun wenden wir unser Gefährt nach Westen und es sind genau noch 555km bis nach Medroux. Das schaffe ich mit 100km/h nicht an einem Tag und halte vorerst in Orleans. da war ich noch nie und statte der Jungfrau mal einen kurzen Besuch ab. Wir parken an der Loire, 20 Min. Fußmarsch vom Zentrum entfernt. Das tut nicht nur Luna gut und dann ist der Stadtbummel relativ schnell abgehakt, denn nach soviel Schönheit in burgundischen Dörfern, kann diese Stadt mich nicht für sich einnehmen. Ein kurzen Blick in die wunderschöne Kathedrale (hier nehme ich Luna einfach mit rein und keiner hat was dagegen) und wir sind schon wieder auf dem Rückweg.

Von Johanna gibt es hier ein Denkmal, eine Straße und ein Haus, in dem sie mal gewohnt hat.

Na ja, nochmal muss ich hier nicht her, zumal mir irgendwie die Gemütlichkeit fehlt.

Nun aber los. Morgen möchte ich in Medroux sein und mit Marietheres und Lucky und Ruth und Rosi Ostern feiern.

Wir flitzen gleich los und zahlen zum ersten Mal Maut. Bis bald, wir melden uns!

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