Rosa Flamingo vor türkis blauem Hintergrund

Gleich nach Lilloolet wirds wunderschön. Ich verlasse das Städtchen auf dem Highway #99 oder auch Duffey Lake Road genannt, die es bis 1991 nur als Schotterstrasse gab. Na zum Glück, sonst hätte ich diese Herrlichkeit nicht erleben können!

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Gleich nach der Ortsausfahrt liegt der Seton Lake, kurze Zufahrt, kaum ein Mensch da, nur zwei junge Leute die ihre Kajaks zurecht machen. Links eine kleine Badestelle und dahinter Power-Sation der BC Hydro. Die scheint auch den netten kleinen und vor allem kostenlosen Campground auf der anderen Seite der Strasse zu betreiben. Hier übernachtet man wildromantisch unter Bäumen am Fluss… das hätte ich mal eher wissen sollen 😉

Die Straße schlängelt sich die Berge hoch und der Cayoosh Canyon gibt noch mal alles her, was Kanada zu bieten hat: Berge, Bäume, Wasser… eine wahre Traumstrasse, was auch eine Menge Motorradfahrer so empfinden. So viele wie heute habe ich in den letzten Tagen zusammen nicht gesehen. Allerdings auch nicht so wenige Fotostopps, deshalb gibts nicht so viele Bilder 🙁

Am Weg gibt es immer wieder kleine Picknickplätze, die nachts auch als preisgünstige Campgrounds vergeben werden. Einer ist der Cinnamon CG, den ich als Pausenplatz mit Liegemöglichkeit im Schatten verwende. Am rauschenden Bach lässt sich gut relaxen und kein Mensch weit und breit. Auch das Womo ist kaum noch zu sehen.

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Ich fahre weiter durch diese Traumlandschaft und überhole einen Fahrradfahrer, oh der sieht aber fertig aus und schiebt… beim Weiterfahren mache ich mir Gedanken… vielleicht hätte der Hilfe gebraucht. Schon überhole ich den nächsten, ziemlich beleibten Radler, aber der fährt… Hm… vor lauter Überlegerei ist mir ein Fotomotiv durch die Lappen gegangen. Also doppelter Grund umzukehren. Zum Glück radelt der erste wieder und meine Sorgen waren völlig unbegründet, aber dafür kann ich diese urige alte Brücke nochmal in Ruhe betrachten.

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Weiter gehts – beide Fahrradfahrer sind okay 🙂 – bis zum Duffey Lake. Wunderschön liegt er im Sonnenlicht und am engen Ende hat sich wieder ne Menge Holz aufgestaut. Und als ich so verweile, kommen auch die beiden Radler frohen Mutes und legen ein Päuschen ein. Wenn die wüssten, dass ich mich um sie gesorgt hab!

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Nächstes Highlight der Joffres Lake. Nö Leute! Nicht euer Ernst! Nach 4 Stunden himmlischer Ruhe und nur wenigen Touris sind hier gleich 3 Parkplätze und der Straßenrand zugeparkt. Darauf hab ich ja jetzt sowas von gar keine Lust!!! Da komm ich heute Abend nochmal wieder. Aber dass das Wiederkommen zumindest für mein Gefährt anstrengend werden kann, merke ich schon auf den nächsten 200m. Der „Berg der qualmenden Bremsbeläge“, so werden die nächsten ca. 7 km von den Ureinwohnern hier genannt. Und tatsächlich riecht es die ganze Zeit nach verbranntem Gummi. Nein! Ich bin das nicht, denn endlich kommt mal mein Tow/Haul Knopf zum Einsatz – Motorbremse. Die stinkt nicht – die heult.

In Pemberton soll es eine kostenlose Dump-Station geben – naja, ganz kostenlos ist die nicht mehr: 5CAD. Aber so bin ich frisch und kann die Nacht evtl. am Joffre Lake verbringen. Die Zeit bis zum Abend möchte ich mir am Lilloolet Lake vertreiben. Hier gehts lang, rechts rein… ach ne! Weder ne Gravel Road und die Orte die auf dem Hinweisschild drauf sind liegen bis zu 80km entfernt. Wer fährt denn 80km Schotterstrasse? Ich versuche, ob ich vielleicht schon mal in max. 4km fündig werde und einen netten Platz für mich und meinen Camper finde, aber das wird hier wohl nix. Nicht nur Schotter, Waschbrettbelag und Staub erfreuen, die Fahrerin, auch dicke Steine und Single Tracks machen das Fahren zur Katastrophe.

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Und eigentlich darf ich das laut Autovermietung ja auch gar nicht. Als mir dann noch ein Abschlepper mit einem kaputten Pickup im Schlepptau entgegen kommt, nehme ich das mal als Hinweis aufzugeben. Ich wende in waghalsigem Manöver am steilen Abhang auf dem Singletrack und fahre zurück. Am Ende der Straße steht der Abschleppmann – voll tätowiert, langes graues Haar, knittriges Gesicht und grinst. Als ich abwinke und zurück lache ruft er mir irgend etwas Unverständliches zu. Vom Tonfall her könnte es sowas heißen wie: „Ach Mädel, dich hätten wir da auch noch raus geholt.“

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Nun fahre ich also gegen 5 nochmal hoch zu Joffre Lake, dem unteren. Es gibt davon drei, wovon die beiden oberen mit Wanderungen und der ganz obere mit Zelten verbunden sind. Die Campgrounds allerdings sind schon ausgebucht und auch der Parkplatzandrang ist nur wenig abgeebt. Ich laufe also mit vielen anderen Neugierigen zum unteren Lake und er ist wirklich sehr schön. Man schaut über den türkis grünen See, die Sonne liegt im Schilfgras und hinten türmt sich der Matier Gletscher zu einer 2700m hohen Spitze auf.

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Herrlich, wenn nur die vielen lauten Leute nicht wären. Der Aussichtspunkt ist auch wirklich eng und die Menschen stehen auf vielleicht 6 Quadratmetern. Ich verziehe mich lieber an die Seite und fotografiere ein bisschen ungestört aus dem „Unterholz“ – mit sehr schlechtem Gewissen, weil ich ja die ein oder andere Pflanze umknicke und man das auch wirklich nicht machen soll – siehe Schild! Aber, was ist das:  Da sehe ich doch mitten auf dem See drei Tiere: Einen rosa Flamingo und 2 dusslige Wachteln…

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Sorry, aber das verstehe ich nicht. Schleppen die in diese herrliche Oase ihr riesiges Aufpusteding. Dort wo eh schon kein Platz ist und alle sich drängeln, lassen sie das Ungeheuer in pink zu Wasser und versauen allen die ein schönes Foto haben wollen im besten Licht das Motiv… und vor allem zerstören sie die Unberührtheit des Ortes. Aber irgendwie ist das hier sowieso anders als in den bisher besuchten Naturreservaten. Es wird gebadet, mit Steinen geschmissen, laute Musik dröhnt aus einer Box, rosa Aufpusteflamingos werden zu Wasser gelassen… hä? … irgendwie passt das nichtzusammen? Hab ich was verpasst? Okay, ich will ja tolerant sein und meine Toleranz zeigt sich darin, dass ich so schnell wie möglich verdufte. An den Duffey Lake. Da kann man nachts sicherlich auch frei stehen und ich hab da vorhin auch keine Unmassen beim Steine schmeißen gesehen. Ich schaukel also gemütlich, fast allein zurück über diese wunderbare Strasse und genieße die Natur… da… am Straßenrand ein brauner Schatten. Versucht doch gerade ein kleiner Braunbär den Fahrdamm zu erklimmen und als ein mein großes Gefährt erblickt, zieht er seine Tatze zurück und verschwindet im Gebüsch. Eine Minute später hätte er genau auf meiner Fahrspur gestanden.

Am See genieße ich die letzten Sonnenstrahlen, die die Berge mit einem zarten Rosa belegen,  betrachte die Fotoausbeute des Tages und schreib Euch diese Worte hier…

ä Dräumschn! 🙂

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Nachts spiegelt sich der Vollmond strahlend gelb im glatten Spiegel des Sees und morgens ist das um 5:30 mein Blick aus dem Alkoven… zum Glück ganz ohne rosa Flamingo!

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Da muss ich doch gleich mal raus:

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Morgenstimmung am Duffey Lake

Neben mir hat noch ein PKW mit zwei Kajaks auf dem Dach übernachtet, innen kann man die Umrisse eines Fahrrads erkennen und dann schlafen da auch noch 2 Leute drin.. okay aus dem Alter bin ich raus… aber meinen Respekt haben sie!

Genauso der Mann der gegen 7:00 mit seinem Motorrad am See hält. Das sieht seltsam aus, hat drei Räder und irgendwas Unförmiges hinten drauf geschnallt. Er steigt nicht ab und macht ein paar Fotos, dann fährt er gemütlich weiter. Als ich ihn wenig später überhole, erkenne ich das unförmige Ding – ein Rollstuhl. Und gerade eben hat er sich bei MC Donalds „vorgedrängelt“. Scherz! Er hat einfach nur schneller gecheckt als ich, wo die Bestellschlange für den Kaffee ist. Zehn Minuten später hat er getankt und sich und seinen Stuhl wieder auf dem Motorrad verstaut und auf gehts! Respekt!

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