Was quiekt denn da? Ein seltsames, noch nicht gehörtes Geräusch lässt uns beim Frühstück aufhorchen. Auch Luna spitzt die Ohren??? Nach einer gewittrigen und regennassen Nacht ist der Morgen zwar trüb, aber trocken. Irgendwie hatte ich Respekt vor der geweihten Erde und bin nicht direkt neben der Kirche stehen geblieben. Vielleicht übernachtet man dort auf alten Gräbern… unter dem großen Baum gefiel es mir dann doch besser.

Den ganzen Abend und in der Nacht ist niemand hier vorbeigekommen. Keine 5km vom Huelgoat-Trubel die himmlischste Ruhe und Abgeschiedenheit… nur eben morgens dieses Geräusch. Und als ich beim Frühstück genauer hinüber zum Wassertümpel schaue sitzt da gemütlich ein Nutria … oder ist es eine Bisamratte … und lässt es sich ebenfalls schmecken.

Zum Glück hatte mich Marietheres am Abend daran erinnert, dass hier in der Gegend noch eine kleine Attraktion auf mich wartet: Das Vallee de Saints. Mehr als 120 über 4m hohe Granitfiguren stehen auf einem Hügel über Carnoet. Jeden Monat kommen neue dazu und das Ziel ist nicht weniger als 1000 Steinfiguren. Über kleine Landstrassen nähere ich mich meinem Ziel. Zum Glück gibt es Navi, denn Ausschilderung ist hier Glückssache. Das Valle des Saints selbst ist erst ab 200m vor dem Ziel ausgeschildert, aber auch die Ortsschilder sind rudimentär und vom Sonnenstand abhängig.

Nordseite – gut lesbar.
Ostseite etwas verblichen

Auf dem Shild was gen Süden blickt ist absolut nichts mehr zu sehen, es ist einfach nur noch weiß. Diese landkartenähnlichen Verkehrsschilder stehen hier immer dann, wenn die Dörfer weniger als 10 Einwohner haben also auch bei Marietheres in Medroux.

Nun aber zu den Heiligen. Für 2 Euro öffnet sich die Parkschranke und außer ein paar Womo-Übernachtern bin ich gegen 10:00 die erste Besucherin.

Und da stehen sie, die riesigen Heiligen. Seltsam anmutend, weil sehr unterschiedlich in der Art und Qualität der Ausführung , irgendwie neu und doch altertümlich… man weiß erst einmal nicht viel damit anzufangen.

Scheinbar zusammenhanglos stehen hier die verschiedensten Figuren nebeneinander auf dem weiten Feld verstreut. Etwas Ähnliches hatte ich im Vigelandpark in Norwegen gesehen. Da hatte aber alles einen Zusammenhang, erzählte eine Geschichte oder war Themenkreisen zugeordnet. Hier erscheint das Ganze irgendwie wahllos. Doch so langsam nehmen die Figuren mich doch in ihren Bann und neugierig betrachte ich die einzelnen Darstellungen. Und wen entdecke ich da…

Der kleine Prinz und sein Fuchs

Nach kurzer Recherche erfahre ich, dass hier eigentlich nur Heilige der bretonischen Sagen dargestellt werden sollen (dazu zählt ja nun der kleine Prinz schon mal nicht). Außerdem müssen die Steinbildhauer das Monument in einem Monat erstellen. Dabei kann man hier sogar zusehen.

Ziel ist es alle 1000 bretonischen Heilgen darzustellen, die hier vor 1500 Jahren angefangen haben, von England kommend die Bretagne zu christianisieren. Aufgrund der großzügigen Gaben eines privaten Mäzens entsteht nun hier etwas, worüber sich die Menschen in wiederum 1500 Jahren bestimmt wundern werden.

Als die nächsten Touristen anrollen, mache ich mich schon wieder auf den Weg nach Faoet. Dort gibt es eine kleine Kapelle, die an einen Abgrund gebaut wurde. Wenn man auf dem Marktplatz parkt, fällt aber zuerst die riesige alte Markthalle auf.

Mit ihren fast 1000m2 ist sie eine der schönsten Hallen dieser Art in der Bretagne aus dem 16.Jahrhundert. Wer weiß wie oft hier schon Obst, Gemüse und Fisch verkauft wurden…

Ein kleiner Wanderweg führt vorbei am Bienenmuseum durch einen kleinen Wald hinauf zur Chapelle St. Barbe am Abgrund.

Alte steinerne Treppen und gepflasterte Wanderwege lassen mich den Weg nicht verfehlen und führen direkt zum um 1500 erbauten gotischen Kirchlein. ALs würde es sich an den Abgrund klammern, so steht es eingeklemmt zwischen den Steinen und hat eine interessante Entstehungsgeschichte aufzuweisen.

Ein junger Edelmann kam hier in ein Unwetter und drohte von Steinen erschlagen zu werden, so erzählt die Mär. Als e r durch heftigstes Flehen und Beten an die Heilige St.Barbe verschon wurde, errichtete er daraufhin dieses hübsche Kirchlein.

Gleich nebenan gibts auch was Hübsches: ein Bistro mit kühlen Getränken und Eis. Das freut nicht nur mich, sondern auch Luna.Sie macht sich begeistert über die riesige Wasserschüssel her… es ist heiß ohne Atlantikwind.

Nun haben wir nur noch ein Etappenziel, das letzte bevor wir Marietheres einen Besuch abstatten. Guemene sur Scorf, ein letztes kleines Städtchen von der „Charakter-Liste“. Ums kurz zu machen… nach Rochfort en Terre kann man sich das sparen. Da war der Intermarche wichtiger. So kaufe ich ein paar Zutaten für den Wok, denn den wollen Marietheres und ich heute Abend anwerfen. Ich freue mich, sie wieder in die Arme schließen zu können und ein bisschen ist das schon wie Nach-Hause-Kommen. Die Hitze ist unerträglich und wir sitzen unter dem alten Scheunendach neben der steinernen Wand. Da kann mans aushalten. Viel gibt es zu erzählen und als es kühler wird, holen wir den Wok raus.

Wie genieße ich Dusche, Küche, Bett und Bad. Schön, dass ich hier so liebevolle Aufnahme finde. Auch meine Wäsche wird in die Waschmaschine verfrachtet und so fühle ich mich am Abend wie neu geboren. Nun kommen noch zwei Tage Rückfahrt auf mich zu, da ich die Strecke teilen werde. Vielleicht melde ich mich noch einmal aus Orleans, denn um Paris mache ich morgen einen größeren Bogen.

Vielleicht nimmt dann Luna auch wieder ihre Lieblingsposition beim Fahren ein und ich muss sehen, wie ich an den Gangknüppel komme…

Kinn auf Oberschenkel und dann pennen …

Schlaft schön 🙂

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