Kaledonische Kiefern

Nach dem chilligen Tag bleibt noch ein bissl Kraft zum Fahren. Ehrlich gesagt halte ich es auch nicht länger an einem Ort aus, denn ich könnte ja was verpassen (ich weiß… ist auch ne Form von Getriebenheit…)

Also mal bildlich, weils so schön ist: Beim Kreuz am Loch Ness hab ich gechillt 😜, so lange, wie das bei mir eben geht und dann gings über Fort Augustus ( schnell durch bei den Massen) über Drumnadrochit in Richtung Cannich. (Ein Dorfname, der Mut macht, wenn man das C durch ein K ersetzt: Kann ich !)

Da befindet sich der Einstieg ins Glen Affric, einem wunder schönen Tal mit zwei Seen. Ich fahre die 18 km lange kleine Strasse erst am Loch Beinn a`Meadhain (meine Güte, diese Namen) entlang und stoppe zuerst an den wunderschönen Dog Falls. Mehrere kurze Rundweg führen hier um die über die Steine sprudelnden Ausläufer des Sees.

Aber hier gibt es einen Parkautomaten und ein großes ”NoCamping!!”-Schild mit ebenso deutlich durchgestrichenem Womo. Also mal schnell weiter. Der zweite Parkplatz hat zwar kein WC Zeichen, aber das Pfundzeichen fehlt – also ohne Bezahlung.

Kein Mensch ist hier zu sehen und der Platz ein Traum. Das wird unser Übernachtungsplatz, aber zuerst drehen wir noch eine Runde

Oben auf der Straße rappelt noch zweimal jemand überst Cattle Grid, aber ansonsten ist Stille, die ich genieße und den Liegestuhl ans Wasser stelle. Selbst die Midges halten sich zurück.

Allerdings muss ich mich nun doch noch einmal meinem Mittelfinger zuwenden. Das mit den drei Pflastern war wohl bei einer größeren Wunde doch keine so gute Idee, alles klebt fest und reißt wieder auf und so opfere ich den Sanikasten des Womo und versuche mein Bestes: Titel des Bildes “Der Kampf mit dem Erste-Hilfe-Koffer“

Ein wenig erinnert die Gegend an Schweden oder sogar Kanada. Das liegt an den Bäumen. Hier gibt es vorerst keine saftigen grünen Hügel, sondern wir befinden uns im Wald. Diese Gebiet ist ein Aufforstungsprojekt. Wie man oben auf der Karte lesen kann, hat die Schottische Forst-Kommision dieses Land hier in den 60ern gekauft und versucht nun, den Bestand der alten Kaledonischen Kiefer wieder aufzuforsten. Die Kaledonischen Waldkiefern (nach dem Reich der Kaledonier, was sich hier in der Antike befand) stammen von den ersten Kiefern ab, die sich nach der Eiszeit ansiedelten. Bis 5000 v.Chr. dehnte sich dieser Wald aus, und wurde dann durch Klimaveränderung und menschliches Zutun reduziert. Manche Forscher hatten schon die Befürchtung, dass durch mangelnde genetische Vielfalt ein Aussterben dieser beeindruckenden Bäume bevorsteht. Das hat sich allerdings nicht bewahrheitet. Hier also am Loch Affric hat man geholfen, die Befürchtungen zu vertreiben und aufgeforstet.

Wir starten den 12 Meilen langen Rundweg um den Loch Affric am nächsten Morgen gegen 9:00. Das Wetter meint es mal wieder gut, obwohl ich in der Nacht schon andere Vermutungen hatte – es regnete nämliche die ganze Zeit. Aber so ist das ja schon mal sehr prima.

Nach wenigen Kilometern, die vorerst auf einem Privatweg zurückgelegt werden, sieht es dann wirklich fast aus wie in Kanada. Die wunderschöne Affric Lodge liegt vor uns.

Sogar drei märchehafte Pferde – braun, schwarz, weiß – weiden mit wehenden Mähnen auf den grünen Inseln… fast kitschig 😆

Was für eine Lage. Natürlich alles safe und nicht mal über die schöne Brücke darf man gehen. Das ist nur denen erlaubt, die hier einchecken. Ich hab da schon mal recherchiert:

Und da ich den kleinen Film von deren Seite so geeignet fand, wenn man sich vorstellen möchte, in welchem Paradies ich so herumstapfe, da hab ich ihn euch mal kurz geklaut. Ein Traum!!

Der ca. 16km lange Rundweg ist auf der rechten Seite etwas holpriger, dafür aber viel schöner, als der Rückweg links.

Genau am Scheitelpunkt der Runde kann man im simplen Strawberry Cottage ohne viel Luxus übernachten und erreicht es sogar per Auto über den holprigen, ungeteerten Weg.

Den größten Teil des Weges laufe ich allein. Nur als wir eine Rastpause machen, werden wir von zwei Pärchen überholt. Ein Picknick habe ich auch mitgebracht, aber als ich Luna ein Stück Apfel anbiete, trifft mich ein strafender Blick:

Dieser Rückweg ist Teil eines Weitwanderweges: des Affric – Kintail – Ways. Wenn man am Ende des Sees also weiterläuft, kann man bis zur Westküste gelangen. Übernachtungen sind in der einsamsten Jugendherberge Schottlands da hinten in den Bergen möglich.

Gegen 15:00 kommen wir etwas müde, aber bei bester Laune am Womo an und starten nach kurzer Ruhepause in Richtung Ullapool. Dort ist es aber sicherlich besser, früh am Morgen aufzuschlagen, wenn die Touris noch schlafen und deshalb stoppen wir vorher an einem sehr netten Übernachtungsplatz, auf dem schon ein Womo steht. Der Ausblick ist gut und es gibt 4G. Den Rest habe ich an Board.

Kommt gut durch die Nacht.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert