Oh man, ich glaube, die sind wirklich sauer. Da hatten sie die Lücke nun genauso groß gemacht, dass weder davor noch dahinter viel Platz ist und schwupp habe ich doch noch reingepasst. „Die Deutschen mögen es wohl kuschelig?“, fragt mich die Holländerin schnippisch. Naja, es ist halt alles ziemlich voll, aber ich könnte nochmal wegfahren, wenn ich störe…, aber der Mann wiegelt ab, für eine Nacht ist es schon okay.
Nun liege ich aber seit 6:00 Uhr mit schlechtem Gewissen im Bett. Eigentlich bin ich ja wach und könnte starten, den schönen Morgen nutzen, aber was, wenn ich nicht so einfach rauskomme, rangieren muss und dabei Krach mache, vielleicht ecke ich irgendwo an… kennt ihr das, ich glaube der Fachbegriff ist „Gedankenkarussell“… „Shut up!“ sage ich mir selbst und gehe erst mal die Gassirunde mit Luna. Die stürzt sich natürlich gleich – wie auch schon gestern Abend – auf den Fressnapf des Nachbarhundes. Unfassbar, dass es Hunde gibt, die nicht auffressen. Überall liegen Grillteller mit Resten rum – da geht nur Leine.
Gestiefelt und gespornt starte ich um 7:15 den Motor so leise es geht und genauso leicht, wie ich reingeschlüpft bin, gibt mich die Lücke auch wieder frei. Wieder mal umsonst gesorgt!!!! Nun noch frisches Wasser tanken und los gehts in Richtung Glen Nevis.
Fazit: Wasser sparen und möglichst nicht wieder so schnell auf einen CP.
Trotzdem ist es hier am Loch Leven sehr schön, den ich am frühen Morgen noch umrunde.

Kinlochleven, an der Nordwestspitze scheint ein Ausgangspunkt vieler Wanderrouten zu sein. Hier sind schon einige Bergfreunde unterwegs. Ich kauf schnell noch das Nötigste und gondel dann weiter.

Fort William ist der Startpunkt vieler Ben Nevis Touren und augenscheinlich auch Ziel von Kreuzfahrern, die gerade mit kleinen Schiffen das Land entern.

Ben Nevis – größter Berg der Britschen Insel – ist Anziehungspunkt für Wanderer und Kletterer. Laut Reiseführer sterben auch jährlich ein paar Wagemutige, die die Nordwanderungen erklimmen wollen. Das will ich natürlich keines Falls, dafür schaukele ich gemütlich das Glen Nevis immer am Water of Nevis entlang, vorbei an frisch losgezogenen Wanderen, dem Visitor Center und manch wunderschönen Rastplatz am Fluss. Am Ende des Tals gibt es die Lower – und die Upper Falls. Ich möchte zu den Letzteren und überlege kurz, wie schwer ich bin… natürlich nicht ich selbst, sondern das Womo. Keine Ahnung… 3t bestimmt nicht – die Brücke hat gehalten. Und plötzlich steht auf der einspurigen Straße ein kleiner Rehbock. Auf dem Kopf ein kurzes Geweih und herrlich braun leuchtend in der Sonne schaut er uns verwundert an. Luna ist auch einigermaßen erstaunt und ein bisschen enttäuscht, als er schnell wieder im Dickicht verschwindet.

Schon 5 PKW stehen auf dem Parkplatz, aber es ist ja noch früh am Tag. Ein wildromantischer Weg schlängelt sich die Schlucht empor und nach 20 Min öffnet sich ein wunderschönes Tal, an dessen Ende die Upper Falls in die Tiefe rauschen. Herrlich.






Plötzlich ein Pfeifen in der Luft und ein großer Raubvogel dreht seine Runden. Alle bleiben stehen, Tücken die Fernrohre und Teleobjektive. Als ich einen Wanderer frage, welcher Vogel das sein, antwortet er, es könnte ein Eagle sein. Vorn auf dem Schild erfahre ich mehr.


Wir schlendern über die Wiesen und ich versuche trockenen Fußes über die Steine des Water of Nevis zu gelangen. Während Luna schon wieder einen wunderbaren Knochen gefunden hat, klettere ich die Steine am Wasserfall empor und genieße den grandiosen Ausblick.





Dann laufen wir das kleine Tal bis zur Brücke hinauf. Dort gibt es ein paar Ruinen alter Farmhäuser, aber sonst ist hier Stille.


Auf dem Rückweg bemerke ich noch die zweite Variante, den Fluss zu überqueren. Eine Art Brücke, auf der man neben zwei Seilen zum Festhalten ein Seil zum Balancieren hat. Vor allem die Kinder haben ihren Spaß.

Eine halbe Stunde später stehe ich wieder auf dem Parkplatz, der inzwischen aus allen Nähten platzt. Das hatte ich schon auf dem Rückweg vermutet, da mir sehr viele Menschen entgegenkamen. Mit Mühe bekomme ich mein Womo aus der nun sehr engen Parklücke, eine Deutsche hilft mir und achtet darauf, dass ich mit dem langen Heck nicht anecke. Geschafft! Aber die Herausforderung wartet am Ausgang des Platzes. Zwei Autos haben den Ausgang sehr eng zugeparkt. Da passt zwar ein PKW durch, aber ein Womo??? Ich schau mich um. Okay, ich bin das einzige Womo… Hilft nix, ich muss da durch. In Zeitlupe unter freiwilliger Hilfe verschiedenster Männer und natürlich unbedingtem Luftanhalten schlüpft der „Dicke“ gerade so durch. Ein Blatt Papier – mehr hätte da links und rechts nicht mehr reingepasst, aber ich habs unbeschadet geschafft. Applaus der Umstehenden – Erleichterung bei mir.
Nun gönnen wir uns erst einmal eine Pause am Fluss.

Nächster Stopp: Roybridge. das sind anschließende Glen Roy ist ein einsames, eiszeitliches Tal am River Roy. Da möchte ich übernachten. Nach ca. 5km gibt es einen Aussichtsparkplatz mit Erläuterungen.

Vor allem die „Mysterious parallel lines“, die sich links und rechts wie Parallelstraßen an den Hängen entlangziehen haben die Fantasie der Menschen angeregt. Laut gälischen Sage, hat hier der Riese Fingal Hand angelegt. In Wirklichkeit sind es die “Wasserstandsanzeigen” – also Uferlinien – eines eiszeitlichen Sees.

Auf der Plattform stehen schon drei Vans. Ein niederländisches junges Paar hat einen 6 Monate alten Aussie dabei. Was für eine Freude. Da der Jungster aber gar nicht zur Ruhe kommen würde, wenn Luna hier ihre Runden zieht, fahre ich weiter. Die kleine Straße zieht sich km-weit durchs Tal und auch hier überquere ich zwei Brücken möglichst schnell. Wenn da was bricht, bin ich wenigsten nicht mehr oben drauf 😆.

Mit weitem Blick ins Tal bietet sich ein wunderschöner Stellplatz an. Nur Steine, Wiese, Schafe, Wasser und ein bissl Wind – gegen die Mücken… sonst nichts. Was für eine Wohltat. Ich sitze im Windschatten des Womo und hab Luna an die Leine gelegt, nachdem sofort gnadenlos fünf arme Schafe „gehütet“ worden. Die verziehen sich dann auch alle aus unserem Dunstkreis und so können wir beide eine herrliche Runde ausruhen.


Viel passiert heute nicht mehr. Ich laufe noch mal zu den Häuschen da drüben. Verzichte aber auf nasse Füße, die ich bestimmt beim „Übersetzen“ bekäme.

Lieber stelle ich mir vor, wer hier wohl gelebt, geliebt, gehasst, geweint, sich gefreut und gearbeitet haben mag. Welche Geschichten könnte das Haus erzählen… oder ist es nur ein Schafstall? Rundherum zieht sich eine alte verfallene Mauer, aber Ansätze eine Brücke sind nicht zu sehen. Wer weiß…
Zurück im Womo koch ich mir noch was zum Abendbrot und säbel mir erst einmal herzhaft in den Finger. Mutsch, du weiß schon… mit dem weißen Gemüsehobel… nich schön!
Als der Himmel dunkel wird, fängt er wieder an, der typische schottische Landregen – die ganze Nacht – Kein Nachbar, dem man zu nah auf die Pelle rückt, völlige Stille, nur vereinzelt blöken Schafe, Natur pur, Grün, dass einem die Augen übergehen…. wunderbar, da schläft man herrrrrlich!
