Die Abendrunde geht zu den „Fallen Stones“, ein paar Steinen die sich in der letzten Eiszeit in Richtung Strand haben fallen lassen und ca. 2 Meilen vom Stellplatz entfernt sind. Und ich “fress nen Burger”, wenn das keine Bärentatze ist. Versteinerte Reptilienspuren hatten wir ja schon.



Links und rechts wachsen leckere wilde Himbeeren und ich bediene mich reichlich, während Luna am Wasser schnüffelt. Zurück am Platz stehen da doch wieder meine alten Bekannten aus Frankreich. Sie haben die Insel über den Norden umrundet und sind erneut auf dem gleichen Übernachtungsplatz gelandet. Welche Freude. Arran ist so klein, dass man sich immer wieder begegnet. Mit meinen beiden schweizer Yoginies vom Whiting Beach – ihr erinnert euch: Meditieren an der der Hauptverkehrsstraße – werde ich heute gemeinsam die Insel verlassen. Aber der Reihe nach.
Mein französischer „Freund“ erzählt mir, dass sie im Zentralmassiv im Süden Frankreich zuhause sind und vier Kinder haben, alle schon um die 40. Er selbst war Englischlehrer und beide sind in Rente. Außerdem tauchen sie gern und er zeigt mir seine Webseite.
Dort hat der Fotografiebegeisterte vor allem seine Unterwasserfotos gesammelt.
Dann bekomme ich am Morgen noch mehr Besuch, diesmal allerdings Freunde meines Hundes. Rotschöpfige, rotznäsige und fröhliche Schottenkinder aus dem Nachbarzelt. Sie holen Luna zum Spielen ab und wollen natürlich mal mein rollendes Hotel begutachten.

Gegen 9:00 verabschiede ich mich von allen und fahre die 2 km bis zum Startpunkt des Wanderweges ins Glen Sannox.
Am Einstieg ins Tal versprüht ein alter Friedhof seinen morbiden Scharm.

Unter ein paar knorrigen Buchen haben Wanderer gezeltet und auch hier erinnert ein Schild mit einem Strauß roter Rosen an ein viel zu früh Verstorbene.
Ich versuche ein Bild von der niedlichen kleinen Holzbrücke zu schießen, gehe einmal durchs Farn – zack, Hose pitschnass. Ist aber egal, es fängt gerade an zu regnen. So im Regenwaldmodus: sanft aber stetig. Macht nix, bin ja eh schon nass…



Und nun wird’s richtig schottisch. Grüne saftige Hänge, tiefhängende Wolken, rauschender Sannox… einfach herrlich.





Der Regen nimmt zu, als wir am Talende umdrehen und den Rückweg antreten. Einmal durchbewegt klemme ich mich wieder hinters Lenkrad und zuckele gemütlich in Richtung Lochranza. Letzter Stopp vor der Fähre die Arran Destillery. Eine Führung hab ich nicht auf dem Plan, aber im Shop gibts schon mal die ersten Mitbringsel zu entdecken. Und übrigens – Her Majesty die Queen war auch schon hier…



Auf den Punkt erreiche ich die Fähre um 13:11 Uhr – ankommen – drauffahren – los. Das passt wieder.

Für 14 Pfund setzt sie in ca 45 Minuten zur Halbinsel Kintyre über… ihr wisst schon:
„… oh mist rolling in from the sea – My desire is always to be here…“
Der Paul McCartney soll hier mal eine Farm gehabt haben, sagt der Reiseführer.
Ansonsten regnet es immer stärker und ich fahre am Loch Fyne entlang in Richtung Oban. Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher zum Loch Awe machen und eine empfohlene Wanderung anhängen, aber bei dem Regen entscheide ich mich für Mittagsschlaf. Am Parkplatz einer alten Wikkingerausgrabung wird bei herrlich gleichmäßigem Tröpfeln aufs Womodach erst einmal geruht, bevor es weitergeht.

Am späten Nachmittag komme ich in Oban an und finde den ersten schottischen Lebensmitteldiscounter – Lidl. Bisher kam ich nur an kleinen ”Tante-Emma-Läden” vorbei. da gibts auch alles, nur nicht von jedem alles dreifach.
Ruhig gehts erstaunlicherweise auch in dieser Tourihochburg zu. Immerhin haben die ein Amphitheater und eine Destille. Aber der Rummel hält sich in Grenzen – zum Glück. Versorgt mit neuen Lebensmitteln schaukeln wir durch den Ort und finden 5km nördlich einen idealen Stellplatz für eine Nacht. Direkt am Strand, hundefreundlich (wie bisher alle schottischen Strände!), WC am Platz und bis 9:00 kostenlos. Ich bin happy und klatsch mir den Fisch in die Pfanne, der mich bei Lidl aus dem Kühlregal angelächelt hatte.

„Viele Grüße nach Leipzig!“ rufst im tiefsten Ostdeutsch über den Platz und ich wundere mich, denn keines der Nummernschilder war ein deutsches. Das Pärchen – ungefähr in meinem Alter – ist nämlich zu Fuß hier und übernachtet im B&B in Oban. Sie sind mit zwei Motorrädern unterwegs und habe in Abständen eine Übernachtung gebucht. Wie denn das mit dem Regen und Motorradfahren sei, frage ich natürlich gleich. Da hat er den passenden Spruch parat, der in Schottland meistens passt: „If you don`t like the weather just wait a minute.“ Und tatsächlich hat der Regen aufgehört und ich hatte es noch nicht mal registriert…
Beinahe wäre der Fisch verbrannt, ich schwatz halt gern, aber mit Meerblick schmeckt es danach natürlich doppelt so gut.

Gemütlich sitze ich nun hier, beobachte das Kommen und Gehen abendlicher Strandgäste trocken im Womo, Luna freut sich über jeden Hund und flitzt ab und zu zum Spielen raus, so geht ein schöner zu Ende. Schlaft gut und bleibt fröhlich 😃
