Das muss man erst einmal schaffen: 18 Stunden anhalten, weil das Hundeklo nicht den hygienischen Standards entspricht. Ein kleines, abgegrenztes Terrain ist teilweise mit grünem Kunstrasen ausgelegt (das soll jetzt nicht Hunden vorgaukeln, es sei Rasen… oder?!) auf dem sicher schon zig Hundedamen und -herren ihre Notdurft verrichtet haben. Da setzt Luna keinen Fuß drauf! Außerdem ist es es laut hier – einerseits durch den nahegelegenen Maschinenraum, andererseits durch die Schwingschleifer, die hier verrostete Brückengeländer entfärben… und an diesem schrecklichen Ort soll Madame Luna also… na ja ihr wisst schon.

Schwanz zwischen den Beinen, trübes Gesicht, so lässt sich der Ausdruck zusammenfassen, den sie von sich gibt, wenn wir immer mal wieder einen Versuch starten. Erfolglos! Ansonsten hat sie die Kabine akzeptiert und bleibt auch allein, wenn ich mich zum wunderbaren Buffet begebe. Abends wie morgens echt empfehlenswert und sehr lecker.



Gut ausgeruht starten wir am nächsten Morgen gegen 10:00 Uhr in Richtung Arran Insel, so ca. 300km.
Mein Gehirn wird allerdings auch gleich ziemlich überfordert: Links fahren, wie schnell sind jetzt mal 30 Meilen?, achso und wo müssen wir lang, überholen…, äh warte also dann rechts, während Luna in Höhe des rechten Außenspiegels liegt, den ich sonst ja eher selten brauche und wie war das im Kreisverkehr, wenn man linksrum fährt…
Whooo, jetzt stelle man sich das alles mal ohne Navi und ohne Beifahrer, nur mit Karte vor… welch Gnade der späten Geburt und die Heckscheibe voller Hilfsmittel: Navi und Rückfahrkamera, letztere ersetzt beim Überholen übrigens wunderbar den verdeckten Rückspiegel.
Nach einer Stunde habe ich mich eingegrooved und gönne uns einen Abzweig. Nach der tapferen „Zurückhaltung“ hat sich Luna eine ausführliche Gassirunde verdient. Dann fahren wir doch einfach mal links ab, mitten in Northumberland. Braunes Schild rechts: „Aydon Castle“ – verbinden wir doch gleich das Notwenige mit etwas Kultur.

Alte riesige Buchen säumen unseren einspurigen Weg und nach 6km kommen wir am Castle an. Ein kleiner Parkplatz neben weidenden Pferden ist schon mal sehr stimmungsvoll und ich beschließe erst einmal zu wandern. Durch eine kleine Schlucht hinter der alten Burg schlängelt sich ein Flüsschen zwischen verwelkendem Bärlauch, der noch immer seinen unverwechselbaren Knoblauchgeruch verströmt.





Der Weg zieht sich weiter über die gemütlichen Hügel und Felder der Gegend. Hier irgendwo hat der alte Römer Hadrian damals seinen Wall gebaut, der die „zivilisierte Welt“ vor den Barbaren schützen sollte. Den bekommen wir heute zwar nicht zu Gesicht, dafür aber ein paar Kühe, die uns den Weg versperren.
Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken und als Luna ihre Hütehundqualitäten dann an ein paar Schafen ausprobieren will, muss sie nun endgültig an die kurze Leine.




Nach ca. fünf gemütlichen Kilmometern kommen wir wieder am Castle an und da die hier sogar Hunde IM Schloss erlauben, kaufe ich ein Ticket und mache mit meiner Hundedame einen Rundgang durch die altehrwürdigen Hallen. 1290 kaufte dieses Land hier Robert de Raymes aus dem Süden Nothumberlands. Ihm schien die Gegend wegen der natürlichen Gegebenheiten geeignet, auch die Anbindung an die damals wichtige Ost-West-Verbindungsstraße war sicher vorteilhaft und so friedlich war es hier!!! Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass die Nähe zur englisch-schottischen Grenze in den nächsten Jahren ein Problem darstellen könnte, in denen sich beide teile des Königreichs bekämpften. So hatte das Castle eine wechselhafte Geschichte, mehrere Besitzer und verschiedene Aufgaben bis es 1984 unter den Schutz des English Heritage gestellt wurde und nun als Museum genutzt wird.




Verschieden Objekte werden in den schmucklosen Räumen ausgestellt. Am interessantesten finde ich den Fotoband des Designers Leon Maurice, der sich auf Details des alten Gemäuers konzentriert hat. Die Bilder kann man im Fotoband oder auf großen hängenden Textildrucken bewundern. Das probiere ich natürlich auch gleich mal aus.




Auch der große Blumenfries von Fiona Elliot beeindruckt mich. Digital-Druck und wiederverwendet alte Kleider sind hier in einer Arbeit wunderschön verbunden.

Der Designer des Familienwappens der Schlossbesitzer, welches über dem Kamin prangt, neigte da wohl eher zum Minimalismus: zwei Balken, drei Kreise – fertsch!
Magisch hingegen ist der Apfelbaum im Burggarten: Früchte und Blüten gleichzeitig… da hat doch sicher der Burggeist seine Hände im Spiel.

Nachdem ich mir ein kleines Mittagsmahl in der Bordküche gezaubert habe, muss jetzt noch einmal tapfer das letzte Stück bis in den Hafen von Ardrossan gefahren werden. Das zieht sich über die Autobahn und viele kleiner Straßen dann doch ganz schön und gegen 17:30 sind wir da. Vor der Küste Ayrshires liegt im Wasser der „Sleeping Warrior“ – der schlafende Krieger. Ein sehr phantasievolle Umschreibung der Profils der Insel Arran. Am Schalter vor uns freut sich gerade ein älteres Paar – ebenfalls mit Womo – ,dass gleich ein Fähre startet und ich stimme in den Jubel ein. Für 20 Pfund setzen wir nach einer halben Stunde über und ich kann mein Glück gar nicht fassen. So schnell und für den Preis – Spitze, so kann’s weitergehen.


Die Insel ist laut Reiseführer „Schottland im Kleinformat“: Berge, Glens, Meer und Inseln, grüne Hügel und steile Klippen, Whisky, wilde Tiere, Steinkreise, Moore, Castle… alles da, auf einer Insel, die nur 32km lang und 16km breit ist.
Wenige Kilometer vom Hafen entfernt empfiehlt meine App einen kleinen ruhigen Stellplatz am Wasser mit Blick auf die kleine Holy Isle. Neben seltenen Schafen, Ziegen und Ponys leben dort im Norden buddhistische Mönche in einem Kloster, denen die Insel heute gehört.
Ich fahre los und merke, dass das Internet sehr schwach ist. Prompt führt mich mein Handy auch völlig in die Irre und ich lande nach 15 Minuten in der Mitte der Insel. Der Ausblick ist schon mal phantastisch – die Richtung aber falsch.

Gegen 20:00 dann ergattere ich die letzte Stelle auf dem kleinen Parkplatz und bin zufrieden. Luna legt sich noch mit einem Schwan an und als ich gegen 22.30 meinen Text hier beende ist es immer noch ziemlich hell – kommt gut durch die Nacht und diesen Text gibts erst morgen bei mehr Netz…

6:30 ist die Nacht zende, Madame Luna möchte raus. Ein ruhiger Morgenspaziergang mit schnatternden Graugänsen, Mutter-Kind-Idylle bei den Robben und einem kleinen Gedenkort an einen lieben Menschen neben einer Quelle eröffnet den Tag.



Gegen 7:00 such ich mir einen Frühstücksplatz mit 4G und komme mir vor wie ein Schmetterlingsfänger mit dem Käscher: da – weg – da – weg… doch in Brodick werde ich fündig und kann Frühstück mit Bloggen verbinden. Luna pennt, der Tag ist bedeckt, nach der Hitze eine Wohltat. Liebe Grüße aus der Ferne 🙋🏻♀️🐶
Deine Zeilen lesen sich einfach wunderbar,Geschichte, Zeitreise, Unternehmungen ..geschrieben mit so viel Liebe zum Detail, Witz und Humor. Ich wünsche euch beiden Weltenbummlern weiterhin eine tolle Zeit mit vielen neuen Eindrücken.
Seid gegrüßt von Angela
Danke, liebe Angela und ganz liebe Grüße nachhause. Schön, dass es dir Freude macht. Dann drück mal die Daumen für regelmäßigen Internetempfang 😂
Fertsch!
Mensch neee, wot heb wi gröhlt!
Lese ich dieses Wort, so höre ich es von dir, liebe Marion….
Nun ist es doch endlich wahr geworden: du bist da und wir hängen an unseren Geräten, um wenigstens etwas dabei zu sein.
Aber wie jeder deiner Reiseblogs versetzt mich auch schon dieser wieder in das Gefühl, als führe ich als blinder Passagier mit euch.
Ich freue mich schon auf heute Abend! Dir und Luna einen wunderschönen Tag!
Liebe Grüße, Ruth und 🐶
Fertsch!
Ach wie schön, das zu hören. Ich freu mich über jeden der dabei ist und wenn es auch noch Freude macht, dann ist das doch umso besser. Liebste Grüße ind die Ferne 🙋🏻♀️🐶🏴
Du bist eine wunderbare, fleißige Schreiberin, liebe Marion. Und dazu die phantastischen Bilder. Schön, dass Luna auch mal mit in ein Museum durfte…. Seid ganz lieb gedrückt von Netti
Danke meine Beste 🥰❤️