Fischgebäck

„Smögen … einer der meistbesuchte Hafenorte der Westküste. Wer nicht vorher im Stau stecken bleibt, kann sich im Sommer mit den übrigen Besuchermassen über die zugegebenermaßen malerische Hafenbrücke drängeln. „

Das steht im Reiseführer des Michael Müller Verlag  und wenn ich so etwas lese, nehme ich normalerweise gleich Reißaus. Im Fall von Smögen ist das anders, denn dieses pittoreske kleine Fischerdörfchen möchte ich dann doch sehen. Fast jeder Reiseführer hat ein Bild des kleinen Hafens wenn nicht auf dem Titelbild, dann doch irgendwo auf einer Seite abgedruckt. Und ja… es ist einfach niedlich. Ich habe also einen Plan:

6:30 Uhr Aufstehen, Duschen, Frischwasser, los. 8:00 Uhr Ankunft Smögen. Der Plan geht auf. Eine Brücke mit fantastischem Blick verbindet Smögen mit dem Rest des Schärenzipfels.

Wir drehen die erste Gassirunde noch vor dem Frühstück durch das morgendliche Fischerdörfchen und nur vereinzelte Hundebesitzer sind unterwegs. Nun gönne ich mir ein gutes Frühstück auf dem Parkplatz mit Hafensicht. Einige andere Womos haben sich tetrisartig in der hinteren Ecke verschachtelt und hier augenscheinlich die Nacht verbracht.

Ich stelle mich dazu und dann genieße ich die Schärenwanderung rund um Smögen. Überall gibt es kleine Stege und Brücken. Auf der längsten, die sich einen langen Felshang entlanghangelt, stehen ein paar Angler.

Die Felsen hier erinnern mich an die Rosa Granitküste in Frankreich. Hinter jedem „Pfannkuchenstein“ eröffnet sich eine neue fantastische Aussicht in der Schären. Das hier ist übrigens das Skagerag, ein Teil der Nordsee. Und auch, wenn es hier immer wieder Badeplätze gibt und eine Frau, die gerade dem Wasser entstiegen ist, beteuert, es wäre gar nicht kalt, habe ich nicht die geringste Lust, mich in die Fluten zu stürzen. Luna dagegen schon.

Am Ende der Runde kommt noch das Städtchen dran und da entdecke ich doch tatsächlich so eine Art Bäckerei. Eigentlich ein Restaurant, aber sie verkaufen frisches Brot. Das habe ich hier noch nie gesehen. 

Verwinkelte kleine Gassen führen hinunter zum Hafen und das ist eigentlich die wirkliche Touristenattraktion und wie ihr seht, habe ich auch sehr oft auf den Auslöser gedrückt.

Gegen 12:30 steigen die Besucherzahlen deutlich und ich kratze die Kurve. Eigentlich hatte ich überlegt, auch eine Nacht auf dem Platz zu verbringen, aber ich weiß echt nicht, was ich den ganzen Tag hier machen soll. Shoppen? Nochmal die Schärenrunde wandern? Lesen? Also Smögen kann man mögen, aber mehr als 4-5 Stunden müssen nicht sein.

So überlege ich mir, einen Abstecher ins den Nordens Ark Tierpark zu machen. Das ist ein besonderer Tierpark, in dem ausschließlich vom Aussterben bedrohte Tierarten auf einem weitläufigen Gelände zu betrachten sind. Mehrere Stunden kann man hier Wandern mit Tierbeobachtung verbinden. Das wäre was. 

Bevor ich Smögen verlasse, halte ich nochmal am Bäckerei-Restaurant und kaufe ein Brot und eine Zimtschnecke. Leeecker. Das Brot sieht zwar fast aus wie Schokokuchen, ist aber tatsächlich Brot mit Nüssen und Rosinen, leicht süßlich. Ich erkundige mich bei dem netten Mädel hinterm Tresen, warum ich Schweden so weniger Bäckereien sehe und sie meint, Brot gebe es hier hauptsächlich im Supermarkt. 

Ja und eine Ahnung beschleicht mich noch und deshalb frage ich gleich nochmal und zwar,  ob sie weiß, wie das mit Hunden im Tierpark ist. Aber:“ Sorry, I don`t know.“ 

Naja, als ich ankomme, wird aus der Vermutung Gewissheit: Keine Haustiere erlaubt. Und ich möchte nicht 25,-Euro bezahlen und dann durch den Park hechten, weil Luna wieder allein im Womo sitzt. Nö, dann nicht und weiter nach Lysekil, einer kleinen Stadt auf einem Fjordarm, des Gullmarnfjords, Schwedens einzigen echten Fjords.

In Lysekil lassen sich verschiedene Wirtschaftszweige wie Fischindustrie und Tourismus „vereinbaren, was die hohen Besucherzahlen allsommerlich beweisen“ (Michael Müller Verlag)

Soweit der Eintrag im Reiseführer. Ich möchte aber eigentlich erst einmal in das Stångehuvud Naturreservat, das sich südwestlich des Zentrums befindet. Ein ehemaliger Steinbruch ist nun geschützt und die Granitklippen bleiben erhalten. Besonders gern würde ich die Strudellöcher sehen. Das sind kreisrunde Löcher, die harte Steine, bewegt und gedreht vom 2km dicken Eispanzer der Eiszeit, in den Granit geschliffen haben.

Weg hinunter zur Bucht

Ich umfahre die Stadt und finde etwas abseits einen netten kleinen Parkplatz mit Zugang zu einer herrlichen Bucht. Stünde oben nicht das Gesperrtschild… ich hätte meine Bucht für die Nacht erfunden. Zwei Jungs mit Zelt haben das bereits getan.

Und auch hier gibt es wieder wunderschöne Plankenwege am Wasser entlang.

Einer ist gerade neu entstanden und es wird den Helfern kräftig Respekt erwiesen. Der Weg ist auch wunderschön und passt sich hinreißend an die Granitfelsen ein.

Rechts „meine Bucht“ – links der Yachthafen

Erst laufe ich ihn in die eine Richtung zum kleinen Jachthafen und treffe auf die Shelti-Selbsthilfegruppe 😉

Dann in die andere Richtung Naturreservat. Auch hier gibt es wieder wunderschöne Wanderwege, nur die Töpfe, die finde ich irgendwie nicht.

Auf der ganzen Strecke sind mir absolut wenige Menschen begegnet und auch in Gamle Stan, dem alten Teil der Stadt, treffe ich fast niemanden.

Eigentlich wünsche ich mir das ja immer. Aber irgendwie ist es doch seltsam hier. Wo ist denn das Stadtzentrum? Irgendwo bei der Kirche sicherlich. Ich komme noch an einer Windmühle vorbei, aber Menschen, oder gar -massen sind weit und breit keine zu sehen. Nun ja, vielleicht weil heute Sonntag ist und die Läden geschlossen sind? Da versuche ich nun ständig Touristenströme zu vermeiden, aber wenn so gar keine da sind, ist auch irgendetwas nicht in Ordnung.

Nach 14km kommen wir beide etwas fußlahm am Womo an und ich überlege, ob ich jetzt 15:30 Uhr nochmal losfahre. Ach komm, der Tag ist ja noch jung. Also auf nach „Fischgebäck“ oder wie man es in Schweden nennt Fiskebäckskil. Ein kleines Dörfchen gegenüber von Lysekil auf der Halbinsel Bökenäs. Dahin kommt man über Umwege oder wie wir mit einer Fähre. Die ist kostenlos und drei Autos vor mir voll. Aber innerhalb von 10 Minuten ist die nächste da und wir überqueren den Fjord.

Ich fahre also los und plötzlich sehe ich: Touristen!!! Das gibts ja nicht! Die sind alle auf der anderen Seite. Da ist noch irgendein Hafen und zumindest mehr Trubel als im Naturreservat. Na zum Glück! Da war ich doch auf der richtigen Seite!

Fischgebäck ist nett, hat aber so gar keinen Stellplatz für meinen Dicken. Also tuckern wir weiter über Land nach Grundsund. Eine hübsche Kirche und natürlich ein wunderschöner kleiner Hafen empfängt uns, aber keine Übernachtungsmöglichkeit. 

Nun noch der letzte Zipfel unserer Schärenhalbinsel, sonst müssen wir zurück. Da hatte ich schon vielversprechende Hinweisschilder gesehen z.B. „Naturreservat“, „Klosterruine“. Meistens gibt es da Parkplätze und es ist ruhig. Aber Rågårdsvik lässt keine Wünsche offen. Wir stehen auf einem 24h-erlaubt-Parkplatz in einem stillen kleinen Hafen. Vor uns noch ein wunderschön ausgebauter französischer Transporter (die Tür stand auf und ich hab gesehen, wie wunderschön der ausgebaut ist :)) 

Am Kai gibt es eine Bank, rundherum die typischen kleinen Häuschen herrliche Stille und nebenan sogar noch einen viel besseren Stellplatz, aber um die Hausecke kriege ich den Dicken nicht unbeschadet herum… ich habs versucht 😉

Hier ist doch was schief…

Nun Beine hoch, den Tag resümiert und in die Schären geglotzt. Wunderbar!

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