Das Château Suscinio liegt ebenso auf der Halbinsel Rhuys wie das Kloster Saint Gildas. Der erste Stopp ist Saint Gildas und was ist heute in diesem kleinen Dörfchen? Markttag. Passt eigentlich und ich kaufe gleich einige notwendige Lebensmittel ein. Den Fisch verkneife ich mir, obwohl diese riesigen Teile hier persönlich filetiert werden. Der Kunde kann dann bestimmen, ob er auch Kopf und Gräten mitnehmen will.

Ich stelle mich an der längsten Schlange an – einem Gemüsestand. Frisch und mit Temperament wird hier Gemüse verkauft. Auch Apfelsaft, Cidre, Maemelade und Honig (ja Honig liebe Conny ;), sind im Angebot.

Als ich alles bezahlen will, fragt der fröhliche Verkäufer, ob ich noch Kräuter brauche. Als ich verneine, ruft er ganz enttäuscht, die seien doch gratis und greift mit großen Händen in eine Kiste aus der ein langer Lorbeerzweig ragt. Petersilie, Basilikum, Pfefferminz, Oregano, Schnittlauch… alles steckt nun zwischen seinen derben Fingern und wandert in meinen Beutel. Wie das duftet! Herrlich. Einen Far Breton – den typischen französischen Puddingkuchen mit Backpflaumen nehme ich auch mit, Käse, zwei Fleischspießchen und eine bretonische Wurst. Jetzt bin ich aber eingedeckt.

Nun aber zum Kloster, Wenn ich gehofft hatte, hier gäbe es etwas zu besichtigen, so sah ich mich getäuscht. Von außen macht die mächtige Abteikirche sicher was her, aber rein darf man nur mit Nonnentracht. Hier scheint noch klösterliches Leben angesagt zu sein.

Allerdings war dieses Leben nicht immer so abstinent, wie mich mein Reiseführer belehrt. Das hat nämlich mit der Geschichte von Abelard und Heloise zu tun. Die beiden waren ein heimliches Liebespaar und als das Tête-à-Tête herauskam, wurde Abelard vom Onkel der Schönen zur Strafe entmannt. Wie man das damals überleben konnte, ist mir zwar nicht so ganz klar, aber der Gute zog sich daraufhin zur Buße in bretonische Kloster, unter anderem das von St. Gildas zurück. Und so schreibt er über die Sitten im Klosterleben: „Die Mönche hier leben schlimmer als die Heiden. Ihre einzige Regel ist, keine zu haben, ihre Lebenswandel ist barbarisch, das Kloster zu einem wilden Freudenhaus verkommen. Blutige Jagdtrophäen zieren die Pforten der Abtei und nur das Gebell der Meute und der Klang des Jagdhorns können die geilen Mönche aus den Betten ihrer Konkubinen locken“ (Zitat nach Bretagne Michael Müller Verlag, 2019, 481)

Auch heute gibts wohl keine Mönche mehr, die hier was reparieren können, oder das Geld fehlt 😉

Ich fahre weiter zum Château und bin erst einmal begeistert: Auf meine Frage, wohin ich mit Hund hier gehen darf, bekomme ich die Antwort: Überall hin. Wow! Das hatten wir noch nicht! da bezahle ich natürlich auch die 10,50€.

Das Wasserschloss, einst als Sommersitz bretonischer Herzöge genutzt, verfiel bis in die 70er Jahre als Ruine. Dann baute man es wieder auf und versucht nun in der Innenräume auch Kinder an das Mittelalter heranzuführen. So sind auch viele Familien unter den Besuchern und ein kleines Mädchen fragt an der Kasse ihre Mutter, ob sie heute Prinz Charming hier trifft. Das ist doch mal eine gute Frage 😂

Auch Multimedia hat Einzug gehalten und in einer kleinen Animation wird der Alltag der Herzöge ganz wunderbar erklärt.

Besonders wertvolle Bodenmosaike aus ehemals über 30000 Terrakottafliesen und Teile alter Bleiglasfenster interessieren aber dann doch eher die Erwachsenen.

Im Keller wirds dunkel und gruselig. Lichteffekte, schauerliche Stimmen, seltsame Schattenwesen … das ist doch mal wirklich gut gemacht :). Auch Luna ist das nicht geheuer und sie strebt zum Ausgang

Ganz am Boden des Turms ist dann noch ein Spiegel angebracht. So kann man die hölzerne Dachkonstruktion betrachten, ohne sich den Hals zu verrenken.

Im Garten sind einige Zelte mit kleinen Aufgaben für Kinder aufgestellt und ein mittelalterlich gekleideter Mann erläutert den Familien die Hofetikette.

Unser nächster Halt ist La Roche-Bernard. Dieses Städtchen liegt am Fluß Vilaine, der einen direkten Zufluss zum Meer bietet und somit schon immer strategisch interessant war.

Wir erkunden zuerst die gegenüberliegende Seite, von der man einen schönen Blick auf unsere heutiges Ziel hat. Da stehen auch schon zwei andere Camper und genießen die Aussicht.

Neben den Resten einer alten Brücke fährt man heute über eine neuere in das kleine Örtchen und gelangt in den oberen Teil. Zauberhafte kleine Häuschen, wieder einmal viele Galerien und ein traumhafter Blumenschmuck empfangen den Besucher.

Kleine Wesen treiben hie und da ihr Unwesen.

Über dem Hafen stehen uralte Kanonen auf einem schroffen Felsen, der auch heute noch Zentrum des Interesses der meisten Touristen ist. Von da oben konnte man auch früher den vom Meer anrückenden Feind sicher als erstes sehen.

Von hier aus führt ein Zickzackpfad hinunter in den Hafen. Er ist wieder einmal mit großformatigen Fotografien bestückt. Vor einer musste ich mit Luna einfach stehen bleiben.

Wir bummeln noch ein bisschen weiter und haben eigentlich gar keine Lust, heute noch einmal ins Auto zu steigen.

Gemütlich und nicht zu viele Menschen… genau meine Kombination und direkt am Hafen ein kleiner Campingplatz, so mag ich das. Die beliebte französische Mittagspause ist noch in vollem Gang und damit man hier nicht sinnlos rumstehen muss, hängt ein Schild im Fenster, dass man sich einen freien Platz aussuchen soll – orange ist „occupes“- besetzt. Ich nehme die 53.

Nun aber raus mit den Köstlichkeiten! Luna ist k.o. und nimmt freiwillig den besten Platz ein: dreifach gefaltete Matratze und gut durchlüfteter Schatten – Essenszubereitung auch in vollem Gange und dann erst einmal so tun, als würde man es nicht bemerken…

Doch sobald meine Gabel in Richtung Mund wandert, habe ich wieder die volle hündische Aufmerksamkeit.

Nach einer kleinen Abendrunde im Abendlicht verkrümeln wir uns hinter unsere Hecke unters Tarp und schreiben, lesen, schnarchen … Auch euch eine geruhsame Nacht 😊

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