Frühstück im Sonnenschein ist noch drin und weil ich gestern an der Tankstelle diesen lustigen Waschsalon ignoriert habe
erledige ich das heute noch schnell per Hand, denn nach fast 5Wochen ist mein Sockenvorrat aufgebraucht. Dann zieht aber trübes Wetter auf und als ich den Hügel zur Burg hinauf steige, ist der Himmel schon zu.
Der Blick zurück auf die Abbey
und schon bin ich oben. Gerade hat eine Führung begonnen und die ist witzig, spannend und sehr informativ. Das gefällt mir.So erfahren wir, dass die Burg zuerst zum Streitgegenstand zweier Clans geworden war und wovon der eine sich mit Hilfe der Kirche die Rechte am Anwesen gesichert hatte. Seitdem residierten hier viele Erzbischöfe, wobei die Burg wohl kein besonders wohnlicher Ort war. So gab es z.B. nicht mal eine Toilette und die Anhöhe war nass, kalt und zugig. Im Ort Cashel entstand deshalb später ein neuer Bischofspalast, der heute ein Luxushotel ist. Der älteste Teil der Burg ist diese kleine Kapelle, eine der ersten romanischen Kirchen Irlands von 1127.
Und warum hat die zugemauerte Fenster? Weil das Dach auch komplett aus Stein gefertigt ist und damit zu schwer für eine Seitenwand mit Löchern wäre. Gerade vor kurzem wurde das Kirchlein saniert und erstrahlt in neuem Glanz.
Das mit den Steindächern ist übrigens auch für die irischen Rundtürme typisch. Auf dem Rock of Cashel gibts natürlich auch einen. Diese sind in Trockenbauweise also ohne Mörtel errichtet und weil sie kein tiefes Fundament haben, musste auch hier wegen des Gewichtes ein Kompromiss eingegangen werden. Die Eingangstüren sind nicht ebenerdig, da sonst die Mauer auseinander gedrückt würde. Aus diesem Grund befindet sich der Eingang in mehr als 3m Höhe.

Außer dem Speisezimmer mit schön geschnitzter Eichendecke ist hier nicht mehr viel komplett.
Aber an der Wand hängt die Replik der ersten „Kreditkarte“ der Welt:
Alle Mitglieder des Chores (8 und der Organist) bekamen dieses Medallion und durften damit auf Kosten des Erzbischofes shoppen gehen… so erzählt die Museumsfrau.
Ein anderes interessantes Detail: Das Stück Kirchenwand, was da auf der Wiese liegt, ist nicht etwa Resultat einer kriegerischen Handlung, sonder es brach in einer sehr stürmischen Nacht im 19.Jhd. aus Kathedrale heraus.
Noch ein letzter Blick vom Rock of Cashel zurück und da könnt ihr noch einmal die Abbey und sogar meinen „Dicken“ auf dem Stellplatz vom B&B sehen.

Das Wetter bleibt trübe und so fahre ich durchs Glen of Aherlow, aber dort regnet es und ich beschließe, mir eine lange Mittagspause zu gönnen. Über den Aussichtspunkt samt Christusstatue bei Newtown…


…gehts in Richting Kilkenny. Dort komme ich am späten Nachmittag an. Leider zu spät, um in die St. Canice’s Cathedral noch hinein zu kommen. Aber von außen gefällt sie mir auch schon sehr gut.



Zumal gegen Abend das Wetter wieder besser wird und wunderbares Licht alles umschmeichelt. Wie unschwer zu erkennen ist, hat auch diese Kirche den typisch irischen Rundturm, leider ohne Spitzdach. Und so überprüfe ich natürlich gleich, was ich heute morgen gelernt habe: Voila! Tür auf 3m 😊
Außerdem haben sie hier sehr schön die Entwicklung der Gebäude und der Stadt zwischen 1120 und 1650 auf Schautafeln veranschaulicht.




Ich laufe durch die Gassen Kilkennys und versuchte die schönen bunten Häuschen mal ohne Autos oder Mülltonnen abzulichten. Nicht immer gelingt es mir.
Kilkenny ist in Deutschland ja vor allem durch das Bier bekannt. Nur sucht man hier nach diesem Bier vergeblich, denn den Namen Kilkenny hat es nur für den deutschen Markt. Hier gibt es das Ale unter dem Namen der Smithwick Brauerei und im Experience Centre kann man seine Erfahrungen damit machen…


Ich schlendere weiter durch das schöne Städtchen und kann das Castel noch im Abendlicht bewundern.
Auf dem Rückweg komme ich noch an einem besonderen Denkmal vorbei, mit dem sich die Stadt mal bei jemandem Anderes bedankt, als bei Kriegern, Königen oder Industriellen..
Am blumengeschmückten Nore River entlang schlendere ich zum Parkplatz.



Nun sitze ich gemütlich im Womo beim Tagebuchschreiben. Aus dem Pub drüben tönt leise Live Music – warum spielen die eigentlich hier immer „An der Noordseeeküste..“ Ist das ein irischer Standard? Auf dem Platz könnte ich heute für 5,- Nachtgebühr stehen bleiben. Aber in 8km Entfernung gibts laut Womo-Führer ein kostenloses idyllisches Plätzchen. Das gefällt mir besser. Also drückt die Daumen, dass ich es noch finde!