Ich muss nicht alles verstehen!

Wie schön wäre es, mit frischen Scones und bei einem heißen Kaffee den noch ausstehenden Tagebucheintrag zu schreiben… Da auf Sallys Gap weder Scones noch eine 3G Verbindung zu bekommen sind, mache ich mich auf den Rückweg zum Powerscout House. Unterwegs gibts ’nen Bäcker und einen wunderschönen Regenbogen.


Der Riesenparkplatz an der Touristenattraktion ist noch recht leer. So gönne ich mir ein bisschen Zeit beim Blogschreiben und starte erst gegen 11:00 die Besichtigung. Für 10,- Euro darf man in den Gärten lustwandeln, einen Film über die Geschichte des Hauses sehen und die verschieden Räumlichkeiten des kaufmännischen Gewerbes benutzen.
Das Haus selbst hat eine wechselhafte Geschichte. Nachdem es 1741 erbaut und im 19.Jhd. erweitert wurde, strebte man in den 60er Jahren unter neuen Besitzern die umfassende Sanierung an. Dann aber, am Vorabend der Eröffnung 1974 brannte es bis auf die Außenmauern nieder. Die Besitzer waren am Ende und gaben auf. Eine reiche Familie aus der Sportindustrie kaufte das riesige Anwesen. Heute gibt es hier die wundervollen Gärten, ein Nobelhotel, einen Golfclub, mehrere Geschäfte, ein Gartencenter, in dem man die gerade bewunderten Pflanzen erweben kann… ein florierendes Unternehmen.
Aber das Tolle sind die Gärten selbst und hier ein paar Eindrücke:


Besonders beliebt ist der japanische Garten:


Überall gibt es lauschige Plätze…


…. klassische Statuen (sogar die berühmte Lakoon-Gruppe habe ich in einer Ecke gesehen)


und Springbrunnen sorgen für das beruhigende Plätschern.

Besonders skurril ist der Friedhof der – nein nicht Kuschel- sondern Haustiere. Die haben über Jahre ihre eigenen Grabsteine und Widmungen bekommen, was vor allen Dingen die jüngeren Besucher interessiert.

Aber auch lebenden Tieren begegne ich im Park.

Hier kann man die Zeit vertrödeln und das herrliche Wetter genießen. Gegen Mittag gönne ich mir ein Stück Carrotcake im angeschlossenen Avoca-Café. Die haben super leckere Sachen zu nicht ganz billigen Preisen. Man kann auch gleich Lebensmittel hier mitnehmen… krasser Geschäftssinn:

Die Innenräume sind außer in der Ladenpassage im Erdgeschoss nicht zu besichtigen und entspannt verlasse ich mein Schloss für einen Tag.

Das zweite Highlight der Gegend ist Glendalough, ein Tal mit zwei Seen und einem uralten Mönchskloster. 


Im Jahre 498 kam nämlich ein junger Mönch auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit in das Tal. Er lebte angeblich sieben Jahre nur vom Wasser des Sees und den Wildpflanzen um sich herum, bis er einige Mönche um sich scharte und die Mönchssiedlung gründete. Heute  ist er als der Heilige Kevin bekannt und man kann hier noch den 33m hohen und 1000 Jahre alten Rundturm besichtigen. 

Nur das Dach musste 1876 nach einem Blitzeinschlag erneuert werden, dafür ist heute ein Blitzableiter drauf…

Außerdem gibts die Ruinen einer Kirche aus dem 10.Jhd…. und – wie ich finde besonders „knuffig“ – „St.Kevin Kitchen“, eine kleine Kirche komplett aus Stein, deren Turm aussieht wie ein Schornstein… daher der Spitzname.

Morgen will ich zu den beiden Seen, die heute etwas abseits, damals direkt am Klostergelände lagen, wandern. Jetzt gehts aber erst einmal auf zum Wicklow Gap, einem anderen Pass der Wicklow Mountains. Dort möchte ich übernachten. Am Weg liegen die Ruinen einer alten Blei-Zink Mine. Von der Mine ist nicht mehr viel übrig, aber die Aussicht ist gut!

Noch 4km weiter habe ich mein Nachtquartier erreicht. Ein Riesenwomo steht schon da und Platz ist genug. Besonders schön ist die weite Sicht.

Doch während ich meine duftenden Tomaten und das superleckere Brot aus dem Avoca-Laden aufschneide, ziehen schwarze Regenwolken auf. Der Regen peitscht, der Wind pfeift und ich bin froh so gemütlich im Trockenen zu sitzen. Da kommt ein kleiner irischer Opel, ein junger Mann steigt aus, baut sein Mountainbike ab und fährt in Richtung Gipfel. Gerade eben, nach zwei Stunden Sturm und Unwetter, jetzt als die Sonne noch die letzten Strahlen herabschickt, kommt er völlig verdreckt, kein bisschen außer Atem und glücklich wieder angeradelt, scherzt mit den neben ihm parkenden Jungs, die hier zelten wollen und packt sein Fahrrad wieder ein. Manche Dinge werde ich wohl nie begreifen.

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