Ich hatte es ihr versprochen – wir schlafen im Urlaub auch mal aus. Und so drehte ich mich ab 6:00 Uhr möglichst leise von der einen auf die andere Seite, las noch einmal die nächsten Seiten im Reiseführer, rätselte, welcher Tag heute war und rechnete nach wie spät es wohl jetzt zu Hause ist… Um acht war Schluss. Möglichst leise ging ich Duschen oder besser: ich wollte es – da braucht man einen Code auf dem Luxusplatz in Las Vegas hinterm „Circus Circus – meine Güte so ein Circus – und warum sagt einem keiner, welcher Code das sein soll. Nach langem Suchen wurde ich fündig: eine Servicekraft antwortete mir 159 für die ladys und men 160 – falls jemand mal dahin kommen sollte… aber vielleicht ändern sie es ja bis dahin, weil es ja alles so geheim ist!
Mittlerweile gehen mir die kleinen Problemchen meines RV ein bisschen auf die Nerven. Es werden langsam genug für eine Liste an deren Ende der Wunsch nach „Schmerzensgeld“ steht. Nach Zigarettenanzünder, fehlendem Bedienerhandbuch, abgefallenem Abwasserhahn, abgelöster Bettverkleidung, die ich mit Hilfe eines geliehenen Schraubenziehers repariert habe (jep! wenn man will, kann man das!), fehlendem „Abwasserellenbogen“ – ja so was gibts und wird an manchen KOA-Plätzen verlangt, ich musste also einen kaufen – lockerte sich nun mein rechter Außenspiegel soweit, das man ihn einfach aus der Halterung heben konnte. Deshalb drehte er sich beim Fahren auch ständig im „Kreis“, sodass ich die Fahrer, die gern rechts überholen – und das sind so gut wie alle Amerikaner – nicht mehr sehen konnte. Das war nicht nett – eine Lösung musste her. Keine Ahnung welche, denn Werkzeug war auch nicht dabei.
Der Nachteil an einem Urlaub im Wohnmobil liegt klar auf der Hand: ist einer wach, hat der andere keine Chance mehr. Also gabs Frühstück und los in Richtung Nord-Osten.
Der kleine Schlenker durch das Valley of Fire hat sich wirklich gelohnt.
Felsformationen in allen erdenklichen Farben – natürlich rot aber auch grün, gold, gelb, braun, weiß – ein Fest der Farben. Am besten hat uns der Scenic Drive zur „White Domes Area“ gefallen. Am Ende dieser Sackgasse liegt ein kleine Picknickplatz und der Trailhead zum White Domes Trail.
Vor der Wanderung also Picknick und gleich wieder eine nette Bekanntschaft: „Was der Spiegel ist kaputt? Da muss man doch was machen!!!“ Ein nettes, pensioniertes Bikerpaar bot gleich Hilfe an, aber den Spezialschraubenzieher, den man dafür brauchte, hatten sie auch nicht. Dafür bekam Sarah tolle Bilder mit dem Bike…
Nun also auf zum White Domes Trail. Gleich zu Beginn die Überraschung – mitten in der Mittagshitze, oben auf dem Fels – ein buddhistischer Mönch beim Meditieren. Herrliche Ruhe ringsum – das hat dem sicher Spaß gemacht – aber ich würde Hummeln bekommen und nen Sonnenstich – jede Wette.
Der Trail schlängelt sich 45min durch eine wunderbare Felslandschaft mündet in einem prima Canyon, der Sarah auch gleich zu Kletterübungen anspornt und wurde ebenfalls schon in mehreren Filmproduktionen als location genutzt.
Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher zur Firewave, die unseren Lieblingsreiseführer ziert und angeblich von dessen Autoren bekanntgemacht wurde. Sarah zog eine Pause mit Buch vor, da ihr meine ständige Fotografiererei wahrscheinlich schon ein bisschen auf die Nerven geht 🙂 – aber wann bekommt man schon mal so etwas Schönes zu sehen…
Jetzt sind es noch ca. 300km bis zum Zion NP und kurz davor soll es eine – na ja fast Ghost City geben, nicht ganz verlassen, eher renoviert. Aber dort soll freies Campen geduldet sein. Doch stopp – dort eine Quad-Werkstatt: die haben sicher Spezialschraubenzieher. Nach gefühlten 30“ hatte ich einen festen Spiegel. Meine Bitte – in stotterndem Englisch vorgetragen – was weiß denn ich was Schraubenzieher heißt – Scrudriver oder so… wurde sogleich mit einem Lächeln erfüllt und das angebotene Trinkgeld abgeleht: „Have a good day!“ So langsam fange ich an, euch zu lieben, ihr ollen „Amis“!
Ab Hurrican wird die Landschaft atemberaubend. Ich kann das nicht beschreiben – fahrt einfach hin, es ist der Wahnsinn. Der Virgin-River schlängelt sich durch das Plateau und hat riesige Schluchten, weite Täler und dramatische Abhänge geschaffen. Im Hintergrund schon das Massiv des Zion NP, doch es ist spät und wir fahren in Rockville rechts ab nach Grafton der „Geisterstadt. Im Abendlicht sieht alles wunderbar aus und immer im Hintergrund das Massiv – der Wahnsinn!
Ein Pärchen mit so einer Art überdachten Pickup (keine Ahnung wie die Dinger heißen) ist schon da und fragt ob wir auch übernachten wollen… Wir beschließen gemeinsam das vor einer Meile gesehene Schild „No Camping beyon this point!“ übersehen zu haben und stellen uns beide neben den Friedhof der Geisterstadt und … haben eine wunderbare Nacht mit fantastischem Ausblick am Morgen – „It`s amazing“!