Luxusfrühstück und das Leben ist kein Ponyhof

Es ist kalt, mein Rücken tut weh und ich hab Hunger. Wenn ich die Heizung aufdrehe, wird Sarah von dem Lärm wach, wenn ich aufstehe und Morgengymnastik mache – sonderbare Vorstellung ge? – ist das auch nicht besser und frühstücken wollten wir doch im Kiva. Ich setze mich also leise hin, verkriech mich tiefer in meiner Decke und lese Meike Winnemuths „Das große Los“ über das Reisen und die Erfahrungen die sie dabei macht. Eigentlich die beste Bettlektüre zur Zeit und ich habe wirklich viel Spaß dabei, sodass ich alle Wehwehchen vergesse, bis Sarah gegen 8:30 auch etwas zerknirscht aus dem Alkoven schaut. „Kiva hat grad aufgemacht – Lust auf Frühstück?“ „Hmm…“ grummelts von oben „Muss noch Haare waschen!“ Und das bei der Kälte ohne Fön… 20min später fahren wir die 4km zum Kiva und fönen die Haare an der Klimaanlage des Autos.  Den Rest erledigt die wohlige Wärme hinter den großen Scheiben des Koffeehouse. Es gibt heiße Schokolade, einen Kaffee Latte für mich, South-Western Breakfast für Sarah und einen Burrito mit Ei, Gehacktem und Käse für mich. Ungewöhnlich aber lecker. Der Kaffee ist auch prima.

 

Das „Kiva“ ist ein kleiner Familienbetrieb mit Hausmannskost im selbstgebauten Gastraum. Vorn am Eingang sieht man Bilder des Baus, dicke Stämme trennen die großen Glasscheiben und man sitzt in einer Reihe am Halbrund der Fenster entlang. Im Übrigen kann mann hier auch übernachten. Die haben genau zwei Zimmer, je mit einem Kamin und ebenfalls herrlichem Blick auf den Canyon für je 170$. Da waren wir mit unseren 15$ für den Calf Creek doch viel besser dran, auch wenn es ein bisschen kalt war.

Wir verschaffen uns einen Überblick über die noch verbliebenen 13 Tage mit dem Wohnmobil und stellen fest, dass wir ganz gut in der Zeit liegen. Allerdings wird gemeinsam beschlossen, Capitol Reef  nicht genauer zu besuchen, sondern lieber direkt bis Arches NP durchzufahren.

Seid Ihr schon mal einen Hogback gefahren? Das ist eine Strasse die direkt auf einem Bergkamm entlangführt. Zwischen Escalante und Boulder kann man das machen und es ist ein bisschen aufregender als es das Foto oben wiedergibt, aber kein wirklicher Nervenkitzel.
 
Wenn wir schon mit der Hole-In-The-Rock-Road kein Glück hatten, so wollten wir doch den Burr Trail bis zum Long Canyon nicht verpassen. Man kann den Weg eigentlich bis zum Lake Powell fahren, aber für uns ist nur der kleine Abstecher möglich (siehe Karte unten, der winzige Ausrutscher am Beginn der Tour), das würde andernfalls erneut auf Waschbrettern oder Schlimmerem enden, wir müssen also wieder zurück. Die ersten km sind nett, aber wir landschaftsverwöhnten Touristen fragen uns nach 15min, was wir hier wollen. Doch dann – der Canyon, jeder Meter sehenswert.
 
Wir fahren hinunter und halten an einer kleinen Seitenspalte, in die man hineingehen kann. Sarahs Kletterlust wird natürlich auch gleich geweckt.
 

 

Am Ausgang des Canyons eröffnet sich der Blick in die Weite und die Ausläufer des „Capitol Reef“ NP. Ganz im Hintergrund der Mount Henry und davor die lange Erhebung die sogenannte „Waterpocket Fold“, die einen Haupteil des NP bildet. Für uns ist hier jetzt aber Schluss, wir fahren zurück und genießen den wunderschönen Canyon noch einmal.
 
 
Irgendwann muss es auch mal wieder sein: Kilometer „schrubben“. Wir klemmen uns auf die #12, die sich in den Boulder Mountains bis 3000m hochschraubt. Man kommt sich hier ein wenig vor wie in Sibirien: Schnee und eine Menge Birken – fehlt nur noch das Häuschen aus dem die Babuschka herausschaut und ein Märchen erzählt.
 
 
Es geht weiter bis Torrey, dann auf die #24 über Hanksville bis zur Interstate #70 und dort biegen wir  dann auf die #191 Richtung Moab ab. Sediment-Halden in allen Farben und Formen links und rechts der Fahrbahn. Manchmal denken wir, dass es auf dem Mond wohl ähnlich aussehen muss.
 
Vor allem zwischen Hanksville und der Interstate hat man dann den Eindruck, hier hat einer ne 44mi (70km) lange Schnur gespannt und daran entlang eine Strasse gebaut, im wahrsten Sinne des Wortes schnurgerade! und links und rechts nix weiter als kleine Sträucher und Steine. Und: Zäune!! 70km lange Zäune! Was zäunen die hier ein?? Hier in der Mitte von Nichts?? Dann ein Schild mit einer Kuh und die Unterschrift „Open Range“. Okay?! Ein Zaun für die Kühe? na ja, ich bin mir da noch nicht so ganz im Klaren darüber, was das soll.
 
Gegen 17:00 sind wir dann in Moab – 380km – ich hab auch keine Lust mehr, zwischen Halden herumzufahren. Allerdings wird hier die Landschaft wieder schöner. Wir beschließen, den etwas teureren RV-Platz zu nehmen – der hat WIFI 🙂 – und den Abend hier mit dem Blog und diversen anderen zivilisationsbedingten Angewohnheiten wie Whatsapp, facebook, Mails etc. zu verbringen, um morgen wieder in der Abgeschiedenheit der Natur zu verschwinden und uns die Bögen im Arches-NP anzuschauen. Ganz in der Früh soll man da auch noch einen Stellplatz auf dem wohl schönsten Platz Amerikas, dem „Devils Garden“ Campground bekommen. Von da aus gibt es gute Trails zu den schönsten Bögen des Parks. Wir sind gespannt.
 
 
 
Hier zum Abschluss noch unser einziger Ausblick auf den „Capitol Reef“ NP vom Goosenecks Overlook – man kann eben nicht alles haben!
 

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