Yellow, Red, Black and Gold

Der Tag war unschlagbar! Am Morgen lasse ich es langsam angehen, schnappe mir meine Walkingstöcke und mache mich auf den 8km Rundweg im Vogelschutzgebiet. Herrlichstes Wetter und der See voller Schwäne – was will man mehr!

Ein Graureiherpärchen wartet auf Beute, doch eh ich meine Kamera gezückt habe, sind sie schon auf und davon. Wie immer! Zu langsam! 😜 Aber das gelbe Blumenmeer fasziniert mich auch heute und hält still!

Kleine Wasservögel mit ihren Jungen schippern übern Teich und einige Sportler sind joggend oder mit dem Fahrrad unterwegs. 

Ich laufe rechts herum. Zur Insel Inch gelangt man über einen Damm und auf halber Strecke gibt es eine Akürzung, den Tidal Pathway, einen Pfad, der nur bei Ebbe zu begehen ist.


Na das probiere ich doch mal aus und tatsächlich, als ich am Pathway angekommen bin, ist Ebbe gerade in vollem Gange. Ich muss zwar noch meine Schuhe ausziehen, aber Lust darauf zu warten, dass die Gezeiten in Arbeit vollständig verrichten, hab ich nicht. Also los!

Da werden die Hosenbeine noch ganz schön nass und die Steine im See zwicken an den Fußsohlen, aber es geht und macht ziemlich Spaß, denn das Wasser ist warm.

Der Rest des Weges ist schon mit trockenen Schuhen gut zu begehen und ich habe wunderschöne Aussichten auf die herrliche Gegend in yellow!

Nun ist es Zeit für den Aufbruch und  mein Ziel ist der Giants Causeway. Allerdings möchte ich nicht zu zeitig da sein, denn das Abendlicht soll an den Basaltsäulen gigantisch sein. So nehme ich mir Zeit auf meinem neuen Weg, denn erstens ist der Wild Atlantic Way hier in der Nähe zu Ende, er wird zur Causeway Coastel Route. Zweitens bin ich seit Derry in Nord Irland und drittens brauche ich neues Geld. Nicht nur dass hier überall der Union Jack gemeinsam mit der Flagge Nordirlands gehisst ist, überall muss auch mit Pfund Stirling bezahlt werden. 

Aber erst einmal liegt ein weiteres Highlight an meinem Weg. Downhill, ein kleiner Ort am Meer, in dem hoch oben auf einem Plateau 1774 der Bischof von Derry einen großen Palast und einen Mussenden Tempel hat errichten lassen. Der Palast ist heute nur noch eine Ruine. Der Tempel allerdings hat es in die Serie „Game of Thrones“ geschafft.

Am Eingang des Parkplatzes wird Geld kassiert und ich habe nur Euro, entweder 50 oder 5 und weil der Wächter auf 50 nicht rausgeben kann, erlässt der freundliche Mann mir 2 Euro und ich darf trotzdem rein.

Zuerst läuft man auf dem Plateau an einem kleinen alten Häuschen mit gutem Fernblick vorbei, hinten noch die Küste von Donegal.

Dann kommt man zum geschundenen Palast, der zwar mehrere Brände und die IRA nicht aber den 2Weltkrieg überlebt hat.

Und nach Überqueren einer großen Wiese sieht man dann den berühmten und recht spektakulär gelegenen Tempel. Der Bischof hatte hier seine Bibliothek oder seine Mätressen untergebracht, je nachdem welcher Quelle man traut.


Auch ein motorisierter Gleitschirmflieger schaut sich den Tempel an und dreht ein paar Runden über das Areal.


Und auf dem Rückweg treffe ich dann noch die „Lady in red“.

Ein Fototeam hat sich auch hierher auf den Weg gemacht und ich bin Zaungast beim Shooting.

Weiter gehts auf dem Causeway Drive. Ich halte am Super Value, weil der einen EC-Automaten hat. 30Pfund müssten reichen und so gönne ich mir einen Salat und ein Stück Quiche am supermarkteigenen Buffett. Hinterm Tresen ein altes Mütterchen in der auf jung getrimmten Buffett-Uniform. Sie ist so langsam, dass ich schon fast wieder gehen will aber als alle anderen vor mir aufgeben, bleib ich dann doch stehen. Was in meinen Salat soll? Tomato, Onion, Egg… aaand, oh i forget the name… this green one… Gurke auf Deutsch. Ich frage nach dem englischen Begriff… sie hat ihn auch vergessen 😊. Hinter mir die Schlange wird länger. Mein Salat ist fertig. Das alte Mütterchen sagt: „Wait a minute!“ und rennt zum Gemüseregal. Stolz kommt sie zurück: „Cucumber! Thats the name!“ das hatte sie dort auf dem Schild wohl gelesen…

Weiter gehts durch Portrush dem Touristenwahnsinn schlechthin. Bilder gibts nur von fern, denn dort konnte ich wirklich nicht anhalten.

5km weiter trohnt die Ruine des Dunluce Castel auf den Klippen. Mann kann sie nur schwer erkennen, da sie augenscheinlich aus dem selben Material ist wie die Klippe unter ihr.

Nun sind es nur noch wenige km bis zur Hauptatraktion, dem Giants Causeway.  Der Sage nach hat der irische Riese Finn McCool die sechseckigen Basaltsäulen aufgetürmt, um mit dem schottischen Riesen Bennandonner zu kämpfen. Beim Kampf ging der Causeway in die Brüche und übrig blieben die beiden Enden hier und auf der schottischen Insel Staffa

Aber vor den Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt und so muss auch ich erst noch was tun. 10Pfund soll ich bezahlen, um hier zu parken? Da ist der Eintritt ins futuristische Erlebniszentrum zwar dabei, aber da will ich ja gar nicht rein. Geologische Erklärungen interessieren mich nicht, ich glaube an FinnMcCool! Außerdem finde ich, dass die Säulen in black des Erlebniszentrums eher an ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus erinnern, auch wenn manche Basaltsäulen wirklich tiefschwarz sind.

Ich wende, fahre wieder raus aus der Touristikfalle und parke 2km weiter mit anderen Geizigen am Strassenrand.

Der Wanderweg zurück eröffnet schon vorfreudige Ausblicke und in einem Café mit Strom und meinem Bildbearbeitungsprogramm warte ich auf besseres Licht.

Und das kommt auch. Hier ein paar Eindrücke von diesem wirklich magischen Ort.

Jetzt sind es noch 2Stunden bis zum Sonnenuntergang und 18km zu Dark Hedges. Das ist zu schaffen und bei dem Wetter wird das ein tolles Abendlicht, also los. Beim Weg zum Womo noch zwei Schnappschüsse: Oben auf den Klippen sucht mancher Fotograf das perfekte Bild.


Und da ist sie nochmal: meine „Lady in red“. Auch ihr Team pilgert von Highlicht zu Highlight.


Ich komme bei herrlich goldrotem Schein der Abendsonne an den knorrigen verschlungenen Buchen von Dark Hedges an. Auch sie haben es in „Game of Thrones“ geschafft:


Aber heute kleiden sie sich golden:

Nur die Menschen stören. Anfangs stehen da sogar noch Autos, denn man darf diese Straße ganz regelkonform befahren. Die Fotografen sind allerdings in der Überzahl, stehen sich aber trotzdem ab und zu im Weg rum. Da muss eben Photoshop ran, um der Schönheit Raum zu geben.


Gleich um die Ecke ein großer Parkplatz an einem Hotel. Ich frage, ob ich hier über Nacht stehen kann und bekomme die freundliche Erlaubnis. Super! Da kann ich morgen in der Dämmerung gleich nochmal hin. Jetzt erstmal ab ins Bett. Träumt was Schönes!

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