Zwangspause

Morgens hat man den Strand noch für sich… Die Fahne flattert im Wind, der Atlantik rauscht beruhigend vor sich hin, vereinzelte Hundebesitzer lassen ihre Lieblinge von der Leine.

Blick aus dem Alkoven gegen 5:00
… und gegen 8:00
Heute sogar mit persönlicher Flagge


Auf der anderen Seite schaue ich auf eines der Nationalheiligtümer der Iren.


Nein, nicht die Hütte! Der Berg! Das ist der Croagh Patrick, Irlands heiliger Berg, 765m hoch. Auf dem Gipfel soll angeblich im Jahre 441 der Heilige Patrick 40 Tage mit Fasten und Beten zugebracht haben. Anschließend hat er eine Glocke vom Berg geschleudert und die Schlangen und Dämonen aus Irland vertrieben haben. Stimmt! Ich hab noch keine gesehen!


Jedes Jahr am letzten Juliwochenende – am Reek Sunday, dem Tag des Berges –  ist hier die (heilige) „Hölle“ los und Tausende pilgern, zum Teil barfuß zur Kapelle auf dem Gipfel. Begleitet von Pfarrern, Bishöfen, Gebetsregeln und allerlei Verletzungen, Erschöpfungen und blutigen Füßen. Man kann von der Straße aus den mittlerweile extrem „ausgelatschten“ Pilgerweg sehen, der schon eher einer Geröllhalde gleicht. 

Ich wende mich allerdings dem Strand zu, der sogar ein kleines sauberes Toilettenhäuschen hat, allerdings auch in die ruhmlose Reihe der heißgeliebten Balkenparklätze aufgenommen wird. (aber wenn davor noch ein bisschen Platz ist, dann reicht das ja)


Frühstück fällt heute aus. Mein Tag war gestern so angefüllt, dass ich vergessen habe, Lebensmittel einzukaufen. Ich! Vergesse Essen zu besorgen!! ?? Krass!

Der Tag heute muss sein. Ich würde zwar gern nach Achill Island aber die Pflicht ruft… und zwar ziemlich laut. Über der Fahrerkabine haben sich zwei Schrauben gelöst und die Verkleidung klappert auf den kleinen Nebenstraßen des Wild Atlantic Way zum Haare raufen. Außerdem ist mir vor ein paar Tagen ein anderer Wohnmobilfahrer im wahrsten Sinne des Wortes zu nahe gekommen und das hat meinem rechten Außenspiegel nicht gut getan. 

Da der aber bei Linksverkehr essentiell gebraucht wird, ist heute Werkstatttag. In der ersten Werkstatt kommt mir ein etwas muffliger, max 1,55m großer, zahnloser Mann im Blaumann entgegen. Er schaut sich mürrisch mein Problem an, versucht an der Schrauben zu drehen und meint dann er sei zu busy, da hinten stehen noch zwei Autos… Seine liebenswürdige Frau allerdings kann das nicht so stehen lassen. 2km weiter gäbe es eine andere Werkstatt, dort könnte mir sicher geholfen werden. Und die Scheiben für den Spiegel, die bekomme ich in Westport in der Soundso Road. Perfekt auf gehts. 

Also zuerst auf nach Newport, nein nicht das mit Bob Dylan, das ist in den USA, sondern das mit den Brücken…

dem Problem mit dem Japanischen Staudenknöterich

Der Knöterich breitet sich wie eine Seuche hier aus und wird schon über kleine Pflanzenteile verbreitet.


und der Werkstatt, die nicht so busy ist. Der Typ braucht wirklich fast eine Stunde, um das Schraubenproblem zu lösen, nicht weil er so ungeschickt wäre, sondern weil es schwierig ist … Dafür sind 10,- doch ein fairer Preis. Die Werkstatt allerdings … OMG! sowas chaotisches hab ich wirklich noch nie gesehen…. Die Spiegel bei „Mayo Motor Parts“ sind zwar nicht vorrätig, können aber bis morgen 9:00 da sein. Perfekt! So machen wir das! 

Und jetzt hab ich Zeit fürs Frühstück und die kleine Stadt Westport. 2012 wurde sie von der Irish Times als „Best Place to Live in Ireland“ ausgezeichnet. Und es ist wirklich ein hübsches Örtchen.


Häuser in wirklich ALLEN Farben, Blumenkästen überall und nette Menschen wo man geht, steht und sitzt. So auch im „Chillis“, in dem ich mir ein fully Breakfast bestelle. Das muss jetzt sein! Aber wie man das morgens vor der Arbeit auf nüchternen Magen essen kann, ist mir nicht so ganz klar. Jetzt ist ja allerdings schon fast Mittag. Na dann guten Hunger!

Jetzt bunkere ich noch Lebensmittel im nahen „Super Value“. Das was in anderen Ländern manchmal lästig für mich ist, gestaltet sich hier erfreulich abwechslungsreich: die Brotfrage. Von wegen labbriges Weißbrot… die Auswahl in Irland ist da wesentlich besser. 

Und dann gönn ich mir für die Wartezeit mal wieder einen Campingplatz. Am Westporthouse ist einer. Na ja, es wird der teuerste bisher: 31,- boah! Nur weil nebenan so eine Art Vergnügungspark ist… Aber ich muss mein Grauwasser loswerden und brauche Strom… also beiß ich in den sauren Apfel und mache eine Auszeit auf dem truersten Platz meiner bisherigen Irlandreise, übe mich im Spiegel auseinander schrauben und gebrochene Alugussteile wieder fixieren…


leg mich in den Liegestuhl, editiere meine Bilder, zähle die verteufelten Flecken, die sich in den letzten drei Wochen auf meinem Sensor breit gemacht haben, komme bis 45 – nur im Himmel – und hoffe darauf, dass morgen die Spiegelscheiben passen…

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