Natur pur heißt auch: kein WLAN. Und mein O2-Netz reicht zwar für Nachrichten, aber Beiträge schreiben stellt meine Geduld auf eine zu harte Probe. Deshalb könnte es bis Montag etwas ruhiger werden. Jetzt sitze ich im frühmorgendlichen Sienna bei einem Kaffee mit WIFI und kann in stressfrei schreiben. Lunchen habe ich im gemütlichen Kuschelquartier gelassen, da ist sie wirklich besser aufgehoben und es ist ihre gewohnte Zeit allein zuhaus.
Aber von vorn.

Die erste Nacht in unserem neuen Quartier war fantastisch. Ruhig, bequem und auch Lunchen fühlt sich sehr wohl. Ich mach die Tür auf und genieße die Morgenluft. Ein Blick nach unten lässt mich stutzen: Ein Schuh? Wo ist der andere. ich hatte gestern meine nassen Turnschuh zum Trocknen vor der Tür gelassen. Das war augenscheinlich ein Fehler. Auf zur Gassi-Such-Runde. Nichts! Nirgends ein blaues Leuchten. Der Schuh ist weg. Ich beschließe nach dem Frühstück, den übrigen sichtbar hinzustellen. Vielleicht kann der Finder ja dann schlussfolgern.

Wandern möchte ich heute und das Wetter passt. Komoot schlägt mir eine Runde ganz in der Nähe vor und die Wanderschuhe habe ich ja noch. Wir parken den Caddy in Uopini und starten immer bergab. Ringsum sprießt alles vor sich hin: Veilchen, Schlüsselblumen, riesige Mariendisteln, Sternannemonen, Neapoletanischer Lauch, Günsel, Nieswurz, Hahnenfuß und riesiger Schachtelhalm… mein Pflanzenapp-App hat ne ganze Menge zu tun. Aber auch Blauregen und Tulpen blühen miteinander um die Wette.












Eine Autostrada und die Bahnstrecke nach Sienna durchschneiden die Landschaft, aber ansonsten ist es herrlich einsam, nicht ein einziger Wanderer kreuzt unseren Weg, nur ein paar Reiter sind unterwegs. Und plötzlich hat der Osterhase doch schon etwas für Luna versteckt… welche Freude.


Der Weg führt durch die Weinberge und als wir etwas abseits des Weges über eine Wiese laufen wollen, stürmen aus dem gegenüberliegenden Bauernhof neu riesige weiße Hütehunde auf uns zu. Da tritt selbst meine tapfere Luna den Rückzug an. Unten in der Senke am Bächlein halten sie inne und so bleiben wir von einer Umzingelung verschont.


Ein Stück laufen wir auf der Romea Sanese – einer alten Verbindungsstraße zwischen Florenz und Rom, die heute als Wanderweg mit 83 km Länge und vier Etappen genutzt wird.



Pause machen wir in Poggiarello auf einer Wiese und auch hier scheint alles wie ausgestorben. Oben auf dem Hügel liegt eine wunderschöne alte Villa – heute ein Lost Place, in dessen Innenhof nur noch ein altes Polizeiauto seine letzte Ruhe gefunden hat. Nicht weit davon in Basciano, einem Dörfchen, das auf einer zerstörten Burg errichtet wurde, die „kleinste Kirche der Welt“… würde ich vermuten…




Nach 11 km und ist die Runde beendet und pünktlich frisch der Wind auf, es zieht sich zu und beim Anblick dieses Tischs im Himmel bekomme ich Lust auf ein typisches toskanisches Gartenmahl unter Bäumen. Nun gut Garten, Bäume… lasse ich weg und koche mir zu Hause aus dem leckeren Schwarzkohl und den Hühnerbrüstchen mein eigenes Mahl.


Der Schuh ist nicht aufgetaucht und ich schreibe meiner Gastgeberin, ob sie nicht mal in der Umgebung fragen kann. 5 Minuten später klopft es und ihre 8ojährige Mama steht vor der Tür und bietet Hilfe an. Sie ist zuckersüß, vielleicht 150cm groß und spricht kein Wort Deutsch oder Englisch. Na ja und ich kein Italienisch, aber wir kommen zurecht ☺️. Nachdem auch diese Suche ergebnislos verlaufen ist, verziehe ich mit einem Buch ins Bett. Den Schuh kann ich wohl vergessen… ist nur ein Gegenstand…

Ich habe mir vorgenommen, pünktlich nach Sienna zu fahren und mein Körper denkt sich: „Ist 5:30 pünktlich genug?“ Kleine Gassirunde mit Luna, duschen und los.

Nicht nur die Touristen sind noch in ihren Hotels, auch die Parkplätze haben genug freie Fläche für meinen Caddy und ich erwische sogar einen kostenlosen gleich neben der Rolltreppe hoch in die Altstadt.

Ja genau, hier kann man hinauf zum Domberg mit der 5 oder 6 Rolltreppen fahren. Wie angenehm 😜 Nur zwei Fotografen sind schon da, ansonsten habe ich Il Duomo ganz für mich im schönsten Morgenlicht.





Ebenso ist es auf dem Campo, dem schönsten Platz der Toskana. Das Licht steht zwar etwas ungünstig genau hinter dem Palazzo Pubblico, aber die morgendliche Ruhe ist unschlagbar.




Ich bummle an den Cafes vorbei, die langsam ihre Stühle rausstellen, sehe den alten Siennesern beim Kaffeetrinken in der Sonne zu, buche mir online ein Ticket für den Dom und lasse mich gemeinsam mit zwei Müllmännern im Caffe Greco zum Frühstück nieder. Die freundliche Kellnerin verrät mir das WLAN-Passwort und so kann ich mir ein Stündchen meinem Blog widmen.

Nun aber… ich hab bis 10:00 noch ein bisschen Zeit zum Bummeln, dann öffnet der Dom und ich möchte pünktlich da sein… die Bänder zur Schlangenorganisation lassen Schlimmes ahnen…
Kommt gut durch den Tag und habt ein schönes Osterfest.