Weltfrieden

Ich suche mir zum Kaffee dann doch lieber noch einen schöneren Platz als den hier in Brodick an der Hauptstraße. Ein Wanderparkplatz mit Blick ins Tal ist gerade richtig für eine heiße Tasse und die Wohnmobilbesatzung, die hier übernachtet hat, liegt um die Zeit noch gemütlich in den Federn. Wir sind ganz leise und stören nicht.

Neben der praktischen Park4Night-App habe ich in diesem Jahr einen neuen unentbehrlichen Begleiter gefunden. Auch wenn ich Stefan Loose Travel Bücher und die Reiseführer des Michael Müller Verlags genauso wenig missen möchte wie die Womo-Reihe, meine neuste Entdeckung füllt tatsächlich eine Lücke, von der ich noch gar nicht wusste, dass es sie gibt 😜.

Der Haffmanns-Tolkemitt-Verlag gibt „Wild-Guides” für verschiedene Länder heraus. Die sind mir neu und fassen in sehr kurzen Abschnitten wichtige Tipps geordnet nach Kategorien, wie Wasser, Land, Kulinarisches, Übernachten zusammen. Auf einer Übersichtskarte kann man schnell entdecken, was sich  in der Nähe befindet. Für Arran sieht das so aus:

Und so weiß ich auch genau, wo ich heute hinfahren möchte. Zuerst stehen die Glenashdale Falls auf dem Plan. Ein Rundweg führt von Whiting Bay hinauf und immer am Flüsschen entlang. Luna ist in ihrem Element. Aber ich auch, denn rechts und links blüht und grünt es: Mädesüß, Fingerhut, wilde Fuchsien, Weidenröschen … erfreuen den Blick.

Je höher wir steigen, umso schöner wird der Ausblick und auch von der Aussichtsplattform, die gegenüber des 42m hohen Wasserfalls angebracht wurde, kann man die Sicht genießen. 

Wir turnen noch ein bisschen auf der Spitze des Falls herum, immer im gebührenden Abstand zur Klippe und treten dann gemütlich den Rückweg an. Der führt z.T. durch die auf Effektivität getrimmten Kiefernwälder.Das Ergebnis ist auch hier, wie in Deutschland, Baumsterben durch Trockenheit und Schädlinge.

Unten in Whiting Bay hat man noch einmal eine schöne Sicht auf die Holy Isle. Täglich kann man mit Fähren hinüberschippern und im 1992 gegründeten “Centre for World Peace and Health” meditieren oder Yogakurse belegen. 30 Leute wohnen dauerhaft im Zentrum und auch Übernachtungen sind möglich. Gleich neben meinem Wohnmobil, ca. 10m von der Straße entfernt mit Blick zum Meer sitzen zwei junge Schweizer im Yogasitz und meditieren die Hände zum Gyan Mudra gefaltet. Hm, entweder ist das schon das erweiterte Level, hier so neben dem Verkehr, aber keine hundert Meter weiter, an dem kleinen Bach, den ich gerade hochgewandert  bin, hätte man dazu wahrscheinlich mehr Muse… aber was tut man nicht alles für den Weltfrieden…

Ich unterbreche die beiden mit dem Startgeräusch meines Womo zwar nicht gerne, aber sorry ich hab noch was vor: Hier in Whiting Bay kann man kostenlos Chemietoiletten leeren. Außerdem gibts einen Wolleladen und ein öffentliches WC. Worüber man sich nicht so alles freuen kann… Die alte Dame im Wolleladen ist sehr freundlich, nur ich kann mich nicht entscheiden… zumindest nicht für Wolle. Arran ist auch bekannt für sein leckeres Eis und die alte Dame bäckt hervorragende Hundekekse. Luna bekommt „Peanutbutter-Apple“ – nobel geht die Welt zugrunde!

Satt, verdreckt und müde schläft sie ein. Doch warte mal, halt… das Eis war doch für mich??? Keine Sorge, die Dose war leer, als sie die zwischen ihre Pfoten bekommen hat. 

Der „Eas Mor Forest mit einer umweltfreundlichen Bibliothek aus Sturmholz mit Rasendach“ (so mein Reiseführer) wartet. Na da bin ich ja mal neugierig. Wieder wandern wir bergauf und dieses Mal liegen auch die zwei Inseln in unserem Blick: Links Insel Pladda mit dem Leuchtturm und weiter hinten rechts die Felsinsel Alisa Craig. Der Wasserfall hier ist weniger spektakulär, dafür ist aber die Schlucht, die er gebildet hat, umso imposanter. Einmal rundherum führt der Wanderweg und auf dem Rückweg befindet sich eben erwähnte Bibliothek:

Genug Platz zum Klettern, Laufen, Matschen und Baden hat Luna hier ja und als wir unsere letzte Wanderung zu den Höhlen an der Küste unternehmen ist sie gleich bereit. Rußgeschwärzte Decke ein Kreuz im hinteren Bereich und das überraschende Flügelschlagen mehrerer Tauben lassen uns zusammenzucken. So ein bisschen unheimlich ist das hier schon.

Am frühen Nachmittag soll für heute Schluss sein und ich finde einen wunderbaren Traumstellplatz am Strand. Was tun, wenn man gern Kuchen hätte und kein Bäcker in der Nähe ist: man bäckt einen Apfelkuchen. Mit meinem wunderbaren Omniabackofen kein Problem. Und es fängt gerade an zu duften, da klopft es. Das nette Paar von der Fähre ist wieder da. Wie klein ist die Welt… äh die Insel. Auch sie wollen stehenbleiben und machen sich nach alter Tradition (sie ist Britin – er Franzose) einen Breakfast Tea. Na da bring ich doch gleich mal nen halben Apfelkuchen rüber – sie sind begeistert. 

Das Internet ist annehmbar und so schreibe ich gemütlich meinen Blog, genieße Kaffee und Kuchen und bekomme noch ein kleines Extra: 12 Pferde inclusive Reiterinnen besuchen den Strand. Erst wir gebadet, dann eine Galloppeinheit hingelegt. Herrlich.

Nun werden wir noch ein bisschen den ruhigen Abend am Wasser genießen – Hunde sind nämlich auch noch erlaubt… zu schön, um wahr zu sein … und dann den Tag ausklingen lassen.

Kommt gut durch die Nacht

🙋🏻‍♀️🐶

Nachtrag: Wir sind also unten herum gefahren:

Brodick – Lamlash Bay – Whiting Bay – Pladda Sound – Drumadoon Bay.

Morgen gehts zur Kings Cave… da soll sich Robert the Bruce mal verkrochen haben…

2 Gedanken zu „Weltfrieden“

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