Hundert Wasser

Ein Bagger, ein Bus, ein Handwerkerauto und ein Anlieferfahrzeug quälen sich am Morgen durch den engen Hafenbereich. Pech für die andern, die noch schlafen wollen. Am späten Abend hat sich noch ein VW-Bus aus Weimar dazu gestellt. Luna und ich sind aber schon mit unserer ersten Runde fertig, haben den Badeplatz begutachtet und einen morgendlichen Blick in die Schären geworfen.

Nun beobachten wir beim Frühstück neugierig das Getümmel. Jetzt kapier ich auch , wozu der Wind der letzten Tage so notwendig war: er hielt den Regen fern, und heute ist Windstille.

Wir lassen uns aber vom Tröpfeln nicht die Laune verderben und fahren los.

Der erste Stopp ist beim Nordiska Akvarellmuseet geplant. Das ist in Skärhamn auf Tjörn, der südlichsten der drei Halbinseln – Tjörn, Orust und Bokenäs – oberhalb von Göteborg. 

Übernachtet haben wir auf der nördlichsten und zuckeln nun gemütlich von einer Fähre zur anderen. Da sind aber zu dieser frühen Stunde auch noch Andere unterwegs. Ganz unbedarft schauen sie das Womo an und fressen dann fröhlich weiter. Den hier konnte ich von der Straße aus mal festhalten.

Auf dem Weg überqueren wir den Stigfjord und man kann auf der Abbildung sehr schön sehen, wie zerklüftet in dieser Gegend alles ist.

Im Aquarellmuseum ist immer eine andere Ausstellung und noch bis zum 12.September die Hundertwasser Schau – na prima, das wird bunt.

Luna pennt im Auto und ich stütze mich in die Welt der Friedensreich. Im Eingangsbereich ist ein ganze Wand mit Moos bepflanzt, nett anzuschauen, aber ich habe keine Ahnung wie das hält.

Wenn ihr Lust habt – hier ein paar Eindrücke.

Ein kleiner Text am Ausgang scheint wie für diesen Tag gemacht:

Besonders beeindruckt aber hat mich die Lage des Museums. Sieht es von der einen Seite aus, wie eine ganz profane Lagerhalle, so ist es doch in die Schärenwelt wunderschön eingebettet. Nach dem Museum drehe ich da mit Luna eine ausgiebige Runde und genieße die immer neuen Blicke bei aufklarendem Wetter.

Vom Museum kann man einen Blick hinüber in die eigentliche Stadt Skärhamn werfen und besonders schön finde ich die schmunzelnde Kirche.

Und da treffe ich – meine liebe Passion for Gospel Gabi – dein Abbild in schwedisch. Der Hammer, die Frau hat mich so an dich erinnert: ähnliches Alter, perfekter Kurzhaarschnitt, sehr, sehr gepflegt, ausgesucht gekleidet, groß, schlank und ausnehmend freundlich. Allerdings mit Dackel, den hast du ja nicht 😉 Sofort kommen wir ins Gespräch und sie erzählt mir im perfekten Englisch, das ich den Skulpturenpark in Pilane auf keinen Fall verpassen dürfte. Gar nicht weit weg von hier, open air, auf einem ehemaligen prähistorischen Grabfeld und wunderschön. Die Hauptfigur „Anna“ steht immer da, alle anderen Kunstwerke wechseln. Ich bin sofort begeistert und frage sie noch, ob es sich lohnen würde hinüber nach „Skärhamn-City“ zu fahren, aber sie schüttelt den Kopf. Da solle ich doch lieber noch einen Stopp in Sundsby säteri einlegen. Da bin ich vorhin vorbeigekommen, es sah nett aus, aber ich bin vorbei gefahren. Super! Zwei neue Ideen für den Tag und persönliche Empfehlung einer schwedischen Gabi, die können doch nur wunderbar sein!!!

In Pilane empfängt uns ein wunderschönes großes Areal, was auch schon ohne Figuren sehenswert ist.

Man wandert auf kleinen Wegen oder Planken auf kleine Anhöhen mit wunderschönem Weitblick und kann sich hier und da die Objakte anschauen.

Alles wird überstrahlt von „Anna“ des spanischen Künstlers Jaume Plensa. Immer wieder zieht dieser riesenhafte Mädchenkopf mit den geschlossenen Augen den Blick auf sich, erstrahlt in der Sonne und sieht aus verschiedenen Blickachsen wunderschön aus. 

Auch die Skulpturen der Spanier Coderch und Malavia gefallen mir sehr gut. „Giant of salt“

und  „Learning to fly“.

Letzteres ist wirklich sehr schön anzuschauen. da steht ein kleiner Junge mit selbstgebauten Flügeln auf dem Felsen. Der Wind lässt sein Haar herumwirbeln und barfuß, die Fersen schon angehoben, ist er ganz kurz vor dem Sprung. Jedes Detail zeigt seine Anspannung, er scheint die Luft anzuhalten und alles an ihm ist so einfach, selbst gemacht und naiv. Mir gefällt die Figur sehr gut. Artist of Residenz ist aber gerade Sean Scully aus Irland. Und jetzt bräuchte ich Hilfe. Was soll ich denn damit anfangen. Ich möchte es ja gern verstehen, den künstlerischen Wert ermessen, aber, meine lieben Kunstlehrerfreundinnen – was soll denn das? Weder handwerklich noch inhaltlich erkenne ich hier einen Mehrwert.

Titel: Aircage, Zink Tanks, Moor Shadow Stack

Keiner käme auf die Idee, auf dem „Giant of salt“ herumzuklettern, aber auf diesen seltsamen Baumarktgebilden sind Kinder und Erwachsene unterwegs… Also bitte, wer hier eine ansatzweise Erklärung hat, worin der künstlerische Wert dieser Skulpturen liegt – ich bin williger Leser, schreibt es bitte in die Kommentare.

Das folgende Objekt z.B. ist auch nicht gegenständlich, aber mit diesen tollen Formen oder dem Titel „Spring“ kann ich was anfangen.

Die Runde über das Ausstellungsgelände hat auch Luna sehr viel Freude gemacht, allerdings eher wegen der vielen sympathischen Hunderherren – und nun geht es zurück nach Sundsby säteri.

Eine Säteri ist ein Gehöft, dass steuerfrei gestellt wurde. Und dieses hier gibt es seit dem 14.Jhd. Besonders bedeutsam aber wurde es unter Magarete Huitfeld (1608-1683).

Diese war recht wohlhabend und erbte das Gehöft. Mit ihrem Mann konnte sie es noch erweitern und zählte zu den wohlhabendsten Menschen der Region. Allerdings verlor sie ihren Mann mit 43 und alle drei Kinder wurden nicht älter als 19. (2,8,19) Am Ende lebte sie sehr reich und allein auf dem Hof.

Allerdings nahm sie sich den letzten Wunsch ihres ältesten Sohnes sehr zu Herzen und spendete all ihren Besitz nach dem Tod an bedürftige Jungen und deren Ausbildung. Das war die zweitgrößte Spende die der schwedischen Regierung jemals anvertraut wurde. Ihr Hof ist heute ein traumhaftes Refugium der Erholung.

Man kann hier wandern, speisen, verweilen, kleine Butiken besuchen oder Konzerte verfolgen.

Es gibt einen Hausgarten mit Kräutern und Gemüse ein kleines Restaurant mit Garten und wunderschöne lauschige Pfade zum Bummeln im Grünen.

Nur leider darf man auf dem Parkplatz nicht übernachten. das hätte gepasst.

So gönne ich mir heute das erste mal ein Restaurant und bestelle das Tagesgericht von der Karte. So richtig weiß ich nicht, was mich erwartet, denn da stand es nur n Schwedisch, aber toll sieht es aus und geschmeckt hats auch. Gebackene Rote Beete mit Quinoa auf Blattspinat mit Ziegenkäse.

Nun ist es schon später Nachmittag und die Suche nach einer Übernachtung beginnt. Der Reiseführer empfiehlt das Naturreservat Brobacka im Umfeld von Göteborg. Bis dahin sind es 50km und ich werde schon etwas finden. Der Weg aufs Festland geht über die gigantischen Tjörnbro-Brücke, allerdings klappt es diesmal nicht mit einem Bild, weil an umkehren und fotografieren nicht zu denken ist. Eine kilometerlange Blechlawine quält sich über die Brücke auf die Halbinsel. Ist heute Anreise…

Auf halber Strecke Kungälv mit der sicher besuchenswerten Burgruine Bohus Fästning, die dem Gebiet hier (Bohulslän) den Namen gab. Aber heute schon geschlossen und ich fahre gleich weiter. Im Umfeld von Göteborg wird der Verkehr dichter, ich sehe zum ersten Mal in Schweden Industriegebiete und freue mich, als es bei Starrkärr wieder ländlicher wird. Am Hultasjön finden wir einen „Badeplats“ als schöne Übernachtungsstelle mit Blick auf den Seerosenteich. 

Die drei Schäreninseln haben mir sehr gut gefallen und sind sicher eine zweite Reise wert.

Nun aber Schluss für heute und liebe Grüße aus dem Land der „Hundertwasser“ 😉

1 Gedanke zu „Hundert Wasser“

  1. …..Schwedenurlaub beim Frühstück, liebe Marion!
    Deine wunderschönen Schwedenerlebnisse beim Frühstück zu lesen, ist das beste Mittel, den Tag mit einem bunten Kopfkino zu beginnen.
    Hab noch einen schönen Tag und knuddel Luna!
    Liebe Grüße, Ruth

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