Kommissar Wallander und alte Steine

Nachtrag zu gestern:

Abends und morgens kommen auch die Hunde am Strand zu ihrem Recht und können Meerluft schnuppern. Und so gönne ich Luna noch ein entspannte Strandrunde.

Witzige bunte Badehäuschen und Rettungsschwimmerkabinen (wie heißen die Teile nochmal?) säumen den Weg und auch für den Umweltschutz machen sich die Schweden hier gleich doppelt stark:

Einmal mit einer Kunstinstallation – „Mensch auf Liegestuhlmüll“ würde ich das nennen.

Zweimal mit den Verottungszeiten verschiedener Wegwerfartikel, die man so am Strand findet. Cola-Dose 500 Jahre! Dazu sind die Gegenstände in einen durchsichtigen Würfel eingelassen und darunter steht die Anzahl der Jahre – selbst für Analphabeten verständlich. Doch unweit der Installation ein leergefressener Mac-Donalds Beutel mit Bechern und Schüsseln, Servietten und Besteck mitten auf dem Rasen. Wahrscheinlich müssen sie sich nun auch noch eine Installation für Blinde einfallen lassen und denen den ganzen Tag mit dem Megafon begreiflich machen, wo einer der vielen Mülleimer steht. ????

Schön anzuschauen dagegen ist der glänzende Oldtimer … wobei der sicherlich auch nicht unbedingt die Luft verbessert.

Heute:

Die Nacht ist ruhig, bis gegen 6:00 die Busse an der Haltestelle nebenan ihren Motor warm laufen lassen. Aber das stört nicht, denn Luna will auch raus.

Nach einer genüsslichen Dusche sagt mir mein Handy – besser die ParkApp – dass ich noch 20 Minuten Parkzeit zur Verfügung habe. Das reicht nicht und ich habe keine Lust auf Nachlösen. Also heißt es gegen 8:00: „Die Pferde satteln!“ Nach 15 Minuten finde ich einen gemütlichen Platz am etwas verhangenen Meer. Vereinzelte Tropfen verirren sich in meine Kaffeetasse, aber zum Frühstück im Freien ist es noch in Ordnung. Auch hier auf diesem kleinen Stellplatz ist Schweden fest in deutscher Hand. Links und rechts plaudert es leise in der mir so wohl bekannten Sprache und nur ab und zu mischen sich ein paar Einheimische und die reiselustigen Holländer unter.

Auf unserem Weg liegt Ystad, ein den Wallander-Fans unter uns bestimmt sehr bekanntes Städtchen. Der 2015 verstorbene Schriftsteller Henning Mankell hat sich dieses geruhsame Städtchen als Schauplatz für seine Krimis ausgesucht. Seit 2004 werden sie auch hier verfilmt, denn das 19000-Seelen Städtchen beherbergt die größten schwedischen Filmstudios. Die befinden sich gleich neben dem Willys-Discounter, in dem ich mich mit Obst und frischen Lebensmitteln eindecke :).

Der Tourismus hat reagiert: Es gibt ein deutschsprachiges Wallanderfaltblatt, eine Wallander App und einen „walk of film“…

Nun ja, ich finde die kleinen Fachwerkhäuschen schöner. Stockrosen wachsen aus der kleinsten Betonritze hervor und blühen in allen Farben. Am Hafen kann man nach Bornholm oder Polen übersetzen und ein wunderbar knallrotes, altes Feuerwehrauto bietet Stadtrundfahrten an. 

Zwischen Ystad und Nybrostrand kann man immer mal rechts in den Wald abbiegen und steht schattig unter Bäumen ganz nah am Wasser. Wunderbar weicher Sand und verschlungene Pfade in den Dünen laden zum Spaziergang ein. Obwohl Hunde wieder einmal per Schild verboten sind, halte ich mich mal nicht so genau dran und lasse Luna einfach an der Leine mitgehen. Super! Keiner meckert.

Wir gönnen uns einen Mittagsschlaf unter den Bäumen, denn es ist eh zu warm. nach einem Kaffee und einer Streuselschnecke gehts auf nach Ales Stenar, in der Hoffnung, dass es jetzt um 17:30 dort nicht mehr ganz so voll ist 🙂

Der Weg von Nybrostrand bis Kåseberga ist wunderschön. Die Kornkammer Schwedens im Abendlicht auf der linken Seite und rechts die Hügel zum Meer mit Dutzenden Gleitschirmen am Himmel. In der Provinz Skåne sollen sich laut Reiseführer im Herbst tausende Zugvögel versammeln. Der Himmel ist dann voller Finken und Amseln – was für ein Konzert. Aber auch Raubvögel und Kraniche machen hier immer wieder Rast. Jetzt sehe ich ab un zu ein paar Gänse am Himmel, aber die liebliche Landschaft ist wunderschön anzuschauen.

Der große Wiesenparkplatz vor dem 1000 Jahre alten Monument ist schon ziemlich geleert, allerdings steht an dem WOMO-Übernachtungsplatz ein „Full“. Das macht nichts, ich will eh weiterfahren und so trödeln mir mit ein paar anderen Späten in Richtung „Schiffssetzung“ – das ist ein Grab in Schiffsform. Oder hat es doch etwas mit den Gestirnen oder der Sonne zu tun?

Schon vor 5000 Jahren wurde diese erhabene Stelle über dem Meer als Grabstätte benutzt und manche sprechen sogar von einem schwedischen Stonehenge.

Nun ja, die Stimmung ist jedenfalls wunderschön: Die Sonnen taucht alles in goldenes Abendlicht, die Gleitschirme fliegen halsbrecherisch und doch wunderschön an der Küstenlinie entlang und die Steine werfen lange Schatten. Soll ich’s versuchen? Na klar lege ich die Hand auf einen Stein und schon höre ich das Rauschen – ach ne, das war doch nur der Wind… na dann wird’s nichts mit der Zeitreise. 🙂

Lieber schau ich noch ein bisschen den Gleitschirmen zu und Luna freut sich, weil hier so viele Hunde unterwegs sind.

Nun heißt es aber: Nachtlager suchen und im Womo-Führer, den hier so ziemlich alle Deutschen dabei haben, sind die Badeplätze wie an der Perlenkette aufgefädelt angezeigt. Nur leider steht überall ein Campingverbots-Schild. Beim dritten Badeplatz Mälarhusen ist das nur ein durchgestrichenes Zelt… kein Wohnmobil. Das warte ich erst einmal ab und packe meinen Strandrucksack mit Käse, Brot, Tomaten, Wein?… lieber nicht, im Fall ich muss noch fahren. Dann schlendere ich mit Luna am abendlichen Strand entlang und lasse mich an einem Fischerboot nieder. Die Wellen rauschen, die Dünen singen im Winde und die Sonne, ja die taucht immer noch alles in goldenes Licht. 

Gegen 9:00 schlendern wir zurück und ich finde ein Bank hinter den Dünen, an der ich nun sitze und schreibe. Leise rauscht das Meer, sanft weht der Wind, ansonsten Ruhe…………..

Gute Nacht

2 Gedanken zu „Kommissar Wallander und alte Steine“

  1. Gut, dass das mit dem Stein nicht geklappt hat. Wäre doch zu schade, wenn du ins 18. Jh. verschwunden wärst. Dann könnte ich deine Berichte nicht mehr genießen. Wünsche dir einen wunderbaren Urlaub. LG Barbara

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