Es gibt gute und schlechte Entscheidungen. Eine der besten war, ein Tarp zu kaufen. Das hat uns schon oft beschützt in den wenigen Tagen, die wir mit ihm unterwegs sind. Vor Regen, Sonne oder lästigen Blicken. Gerade sitze ich unter ihm und leiser Nieselregen tröpfelt aufs Dach. Klasse Timing. Der ganze Tag war heute ein echter Tag zum Wandern. Morgens 7:00 bedeckt.

Ich starte mit Luna zur Morgenrunde um den See gleich hinter der Abbay von Paimpol. Keiner unterwegs, Luna total begeistert und ich genieße die Stille. Nach den Tagen an der Leine durch Dörfchen und Städte scheint meine Hundedame die leinenlose Freiheit, den Wald, das Wasser, die Gerüche mit dem ganzen Körper aufnehmen zu wollen. Sie tobt durch die Gegend und freut sich des Lebens – es ist zum Piepen.

Rund um den See sind in Abständen Holzstege oder kleine Baumstümpfe zum Drübergehen angebracht. Wenn Luna darüberflitzt, klingt es, als liefe sie über ein verstimmtes Xylophon

An einigen Bäumen hängen beschriftete, hölzerne Etiketten. Darauf stehen die Namen der Bäume, verrät mir eine kurze Internetrecherche 😉

Und manche Rinde ist so abgegriffen, dass sie mich an Drachenhaut erinnert… nun ja, immerhin sind wir ja hier im Artuswald.

Rinde oder Drachenhaut?

Nur ein paar einsame Angler haben ihre Zelte am Ufer aufgeschlagen, sonst ist hier keiner von den gestrigen Touristen.

Nach 4km ist die herrliche Runde eigentlich viel zu früh beendet und ich beschließe das morgen zu wiederholen. Dann mit Handtuch und Badehose.

Nach einem gemütlichen Frühstück mit der Ququq-Box, die ebenfalls eine gute Entscheidung war, wühle ich in meinen T-Shirtbergen, auf die ich alle keine Lust und von denen ich wieder viel zu viele mitgenommen habe. Das war keine gute Entscheidung und ich schreibe das hier noch einmal hin: Nächstes Mal weniger Klamotten!!! Das nehme ich mir eigentlich jedes Jahr vor, aber geschafft habe ich es noch nicht einmal dieses Jahr beim Minimalismus-Experiment mit dem Caddy…

10:00 Uhr leicht bewölkt. Erster Stopp Le Pont du Secret in Beignon.Die geheime Brücke an der sich Lancelot und Gviniver ihre ersten Kuss gaben… na wenn das nix is.

Dort beginnt der Rundwanderweg durchs Tal der Aff. Aber wer nun, genau wie ich übrigens, falsche Vorstellungen hat… hier die neuesten Wasserstandsmeldungen:

Nix mit plätscherndem glasklaren Bachwasser. Trotzdem ist der Weg ganz nett und auch wenn ich mein sauteures Goldsucher-Equipment umsonst eingepackt habe 😜- ja in diesem Tal haben schon Leute Gold gefunden – macht die Runde Hund und Halter trotzdem Spaß. Besonders weil… naaaa …. der geneigte Leser ahnt es …. genau: kaum Leute unterwegs sind. Das werde ich heute auch noch ganz anders erleben. Einzig einer Reitergruppe begegnen wir am leeren Flussbett.

Vielleicht liegt ja hier in dieser Restpfütze mein Klumpen Gold…

13:00 sonnig, vereinzelte Wolken, windig. Der zweite Wanderstopp ist Trehorenteuc. Von dort startet die Wanderung ins Val Sans Retour – ins Tal ohne Wiederkehr. Die Fee Morgan, Halbschwester König Artus`und von ihrem Liebhaber betrogen, soll dort gehaust und das Tal mit einem Fluch belegt haben. Jeder Ritter der des Weges kam und mindestens einen Seitensprung auf dem Kerbholz hatte, sollte aus diesem Tal nicht mehr zurückkehren. Verdächtig, wie viele Ehepaare gemeinsam völlig arglos ins Tal hineinmarschieren ;).

Alle Parkplätze, Straßenränder besetzt, das ist mir fürs erste zu viel und ich fahre auf eine Wiese oberhalb des Dorfs zur Mittagspause. Hier ist es herrlich luftig und Luna verkriecht sich nach dem Picknick gleich unters Auto. Ich pack die Matte aus und leg mich daneben.

Ja das ist noch der Kräuterstrauß vom Markt 👍

Als wir wieder wach werden ist es 16:15 … und wolkig. … uuups, so gut schlaf ich auf keinem Zeltplatz. Das schreit förmlich nach Wildcampen.

Im Dorf kommen wir zuerst an der Eglise du Gral – also der Gralskirche vorbei. Eigentlich heißt sie Ste Onenne, aber dann hat der ehemalige Dorfpfarrer Abbe Gillard 1945 mit Hilfe von deutschen Kriegsgefangenen die alte Dorfkirche sanieren und mit Bildern, Altären, einem Kreuzweg und Fenstern nach Motiven der Artussage ausstatten lassen. Dabei verknüpften sie geschickt keltische Legenden und christliches Evangelium.

Neben dem Kirchlein hat ein mittelalterlicher Markt seine Zelte aufgeschlagen. Eine Harfinistin sitzt im Mittelpunkt und spielt und singt herrlich leise Weisen.

Nun aber ab ins Tal der Fee Morgan. Zuerst keucht man mit einigen anderen Wandern den Berg hinauf und schaut hinunter.

Dann gehts über Stock und Stein hinab an den herrlich orangefarbigen Bach. Auch das Wasser der Aff und sogar der hier vorkommende Schiefer haben diese rötliche Farbe. Der Grund dafür sind die riesigen Eisenerzvorkommen der Gegend. Diese wurden im 19.Jhd. abgebaut, heute lohnt sich das wahrscheinlich nicht mehr.

Am Ende des Tals liegt der klare Feenspiegel-Teich (Mirior de Fees) und der Goldene Baum. Er ist ein Mahnmal an die Ereignisse der Jahres 1990. Da brannte der Zauberwald, vermutlich durch Brandstiftung. Von 7000ha waren 10% nur noch Asche, unter anderem das Tal der Fee Morgan.

Der goldene Baum steht neben verkohlten Stümpfen und erinnert eindringlich an diese Katastrophe.

Dann gehts gemütlich über Nebensträßchen zurück zum Zeltplatz.

19:30, regnerisch, wir sitzen gemütlich unterm Tarp 😊

Und zum Schluss noch ein Bildchen vom Wegesrand für euch – passt auf euch auf!

0 Gedanken zu „Zurück aus dem Tal ohne Wiederkehr“

  1. Ganz tolle Geschichten. Und wir dachten das wir schon ziemlich viel kennen würden. Immer wieder neue Gedanken.
    Und viele liebe Grüße an Mithes in den nächsten Tagen. Es grüßen die Bretagneliebhaber aus Opherdicke/Westfalen

      1. Guten Abend nach France. Mithes ist unsere Marietheres Lippmann. Ich hätte noch einen Tipp zum Campen im Caddy. Ein kleines Vorzelt. Von der Firma Vaude. Drive Van heisst das Ding . Aufgebaut 3 x 3m. Dicht. Rückzug aufgestellt. Einfach mal Googeln. Ansonsten viel Spass in der Bretagne. Tolle Tagesberichte. Weiter so. Hier wird es sehr heiß. Einen schönen Abend.
        LG
        Gabriele & Detlev

  2. Liebe Marion,
    wieder ein schöner Tag, nicht ganz so farbenfroh wie gestern.
    Und, was habe ich da wieder gelesen.? Mittagsschlaf allein hinterm Auto….Luna unterm Auto…
    Deinen Mut und deine Unbekümmertheit möchte ich auch mal haben, liebe Marion!
    Da höre ich gleich die Stimme meiner Mutter: „Und dass du nicht….!“
    Passt schön auf euch auf und seid lieb umarmt!
    Ruth und Rosa

  3. Da haben die Freunde wirklich Recht, liebe Marion. Lieb, dass du uns das hübsche Holzherz geschickt hast. Aber du hast bei deinen Touren wirklich immer viel Glück gehabt und tolle Erlebnisse. Pass gut auf dich auf und nicht mehr alleine wild campen (auch wenn das seeehr verlockend ist)… Drücker und liebste Grüße von der Netti

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