Die Nacht war unruhig. Stellplätze sind nix für Luna, vor allem nicht bei so engen Parkbuchten. Immer wenn nebenan einer hustet, fängt sie an zu knurren – im Idealfall!! Manchmal bellt sie auch. Okay, da sind dann alle wach 😫 Im Wald kann das nicht passieren und da wir frisch gewässert sind, werden wir die nächsten drei Tage wild campen. Ansonsten bin ich auf meine Luna richtig stolz. Jaaa, das sage ich nicht so oft, aber die ist sowas von cool. Wandert wie ’ne Alte, ohne Leine läuft sie super 👍 Das entspannt auch mich. Nur einmal ließ sie sich mitreißen, aber davon später.
Rucksack packen die Vierte. Heute starte ich vom Bahnhof in Gendron an der Lesse. Ach ihr kennt das nicht? Dann klick:
Zwei Schlösser liegen am Weg und beide hätte ich beinahe verpasst. Es geht also wieder entspannt am Ufer der Lesse entlang, allerdings sind heute mehr Leute auf den Beinen. Der Kajakverleih wird auch gerade geöffnet und die Plastikjollen rutschen über eine Rollrutsche in das Flüsschen. Gute Idee! Entfällt das Kunden aus dem Wasser fischen, die zu blöd zum Einsteigen in wackelige Kajaks sind.
Ich hoffe ihr erkennt es: das blaue ist die Rutsche. Und so rutscht einer nach dem anderen bis es auf dem Wasser lautstark wimmelt.
Da ist ganz schön was los heute! Aber wir wandern weiter durchs herrliche Lesse-Tal
vorbei an großen Bäumen,
werden auf engen Wegen fast zerquetscht von den vielen Reitern



und genießen trotzdem die herrliche Gegend. Zwei Eisenbahnbrücken müssen wir überqueren, die zweite hatte ich vergessen☺️, weil mich dieses einsame Häuschen in seinen Bann zog:
Und plötzlich gehts bergauf. Hä? Eigentlich steht das Château de Walzin doch am Fluss. Als ich das denke, bin ich schon fast oben… beim Ausguck Les aiguilles de Chaleux. Mist! Falsch abgebogen, ich will doch das Schloss sehen. Das blöde an der Aktion: jetzt kuller ich den Berg wieder runter, den ich später wieder rauf muss 🙄
Unten im Tal dann noch ein paar Minuten und wir stehen vor, nein, nicht dem Schloss, sondern vor kilometerlangen Stacheldrahtzäunen, die deutlich machen, dass man dem Château bloß nicht zu nah kommen soll. Das ist echt nervig, aber auch von weitem sieht es einigermaßen schön aus.


Herrlich liegt das Schloss auf einem steil zum Wasser abfallenden Felsen, nur dass man das Wasser vom Stacheldrahtzaun aus nicht so gut sieht. Also näher ran. Erste Bauten lassen sich hier schon im 13.Jhd. nachweisen, aber das älteste Teilchen, der Eckturm stammt aus dem 15.Jhd. Der Rest wurde in den frühen 1930ern nachempfunden, ist also sozusagen nagelneu und außerdem in Privatbesitz… deshalb der Stacheldraht. Wir lassen uns davon nicht abhalten und kommen noch näher ran. Die Hose, die schon in Irland vor zwei Jahren beim Sprung über ebensolchen Mörderdraht ein Loch bekam, habe ich heute auch an.
Zurück zum Anstieg, Schwamm drüber und durch. Oben angekommen, hat sich zwar meine leidgeprüfte Jeans schlussendlich verabschiedet, aber der Ausblick ist bezaubernd.
Auf die Schleife der Lesse schauen auch zwei Niederländerinnen mit feudalem Picknick. Luna zeigt großes Interesse und wird freundlich heran gewunken. Ich mach derweil Fotos und als ich mich den beiden zuwende, sehe ich, dass sie auch ein Hündchen dabei haben. Der liegt ganz friedlich zwischen Käse und Äpfeln… ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Aus dem Tierschutz hätten sie den Mix. Er sei erst 8 Monate alt und aus Griechenland.
Wandern mit zerschlissener Hose ist doof! Außerdem habe ich heute wirklich das Gefühl, halb Belgien ist unterwegs. Und überall die komischen orangen Klebzettel:
Da treff ich zum zweiten Mal einen Wanderer, der mir schon beim verfehlten Aufstieg den richtigen Weg und zwar in … tata! Englisch ! tata gewiesen hat. Das spricht hier wie zu erwarten war keiner über 40, der schon. Und nun bereichert er mein Wissen noch um den Fakt, dass er an der orangen Tour teilnimmt. Les Fougnans
Mit Kontrollpunkten, Verpflegung und allem Pipapo!
Und dann muss der Aussie doch noch einmal aus der Deckung kommen. Kommt auf den letzten Metern nicht eine komplette Familie – Mutter, Vater, Kind – auf drei wunderschönen Pferden den Berg hinauf gallopiert… ich bin kurz unaufmerksam und Madam Luna rennt bellend auf die drei zu. Oh wei, wenn jetzt eins scheut, ich rufe sie schnell zu mir, klappt nicht gleich, aber beim 3.Mal… alle lächeln, alles gut! Zum Glück!
Luna wäre dann erstmal durch:
Deshalb gibt es eine Pause und erst dann gehts weiter nach Dinant. Wenn Mademoiselle Luna bisher ihren Platz im Womo wählen durfte, so ist die Eingewöhnungsphase nun vorbei und sie fährt ab jetzt sicher im Kindersitz. Begeisterung sieht anders aus!
Scheinbar möchte sie lieber hinten liegen, aber da gibt es keine Anschnaller.
Dinant überfordert uns mal wieder wegen der vielen Menschen und so gibts nur einen kurzen Panoramabummel.
Bald wird hier ein Jazzfest gefeiert und die die Dinantner zelebrieren das jetzt schon sehr.
Der Plan ist, an der Lesse bis Namur hoch zu schippern und dann ab ans Meer. Mit oder ohne Lille, weiß ich noch nicht.
Heute brauchen wir erst einmal einen Platz für die Nacht. Den finden wir an den Gärten von Annevoie. Das scheint ein Park zu sein, allerdings interessiert mich zunächst der Parkplatz. Ich frage ein freundliches Mädchen der Europageneration (spricht fließend englisch 😊)… äh obwohl… die Briten wollen ja raus… ich schweife ab…. also na klar darf ich hier stehen, kostenfrei und weil das Bistro gleich schließt macht sie mir noch schnell ein Abendbrot zum Mitnehmen.
Salat mit Lachs und parkeigener Forelle, dazu ein hessischer Wein aus meinem Kühlschrank und danach ein Eis aus dem Bistro. Mega! Luna kann grad mal wieder nicht gucken, ist auch mit Kauen beschäftigt und macht dann noch einen kleinen Verdauungsspaziergang auf der Wiese vor dem Car du Camping.
Traumhaft. Kein Luxus aber doch irgendwie luxuriös!
Achso: das wirklich verpasste Schloss… Meine Hose war nach 15km so durchgewetzt, dass wir abkürzen mussten und das Château de Vêves nur von der Straße aus gesehen haben. Deshalb mal wieder ein geklautes Bild:
