In Belgien sind die Entfernungen nicht so weit. Zumal ich nur in Wallonien unterwegs bin, dem südlichen Teil des Landes. So ist mein nächster Wanderstart in Maissin nur knapp 30km entfernt und befindet sich gegenüber eines Supermarktes. Cool! Ich brauche noch Milch für den Kaffee, also gehts frisch geduscht (das Wasser wird langsam knapp) auf nach Maissin. Der Supermarkt öffnet in 10Min., Zeit genug für einen Abstecher zum Bäcker, der sich am Dorfeingang befindet. Schokocroissant und Baguette dürfen nicht fehlen. Doch wo zum Teufel steht im Supermarkt die Milch? Dreimal gehe ich die Reihen auf und ab, nichts! Schon zu Hause komme ich in diesem Megaverkaufstempeln nicht klar, aber hier kann ich noch nicht einmal fragen… Mist! Doch da, neben der Butter eine weiße Plastikflasche „Lait“ steht in großen Lettern drauf. Das muss sie sein! Super!

Alle des Französischen mächtigen schmunzeln schon mal 😊 Auf zum Frühstück… aber nicht an der Hauptstrasse! Gerade hatte ich ein braunes Hinweisschild zu einem deutsch-französischen Soldatenfriedhof gesehen. Ardennen-Offensive, genau, da war doch was! Aber nein. Hier geht es um den 1. und nicht den 2. Weltkrieg. Im August 1914 wurde hier blutig gemordet, fürs Vaterland. Fast 700 Franzosen und knapp 350 Deutsche liegen in französischer Erde begraben. Von einigen weiß man nocht nicht einmal den Namen. Unbekannter Soldat. Von diesen Friedhöfen gab es hier drei. Er ist der einzig noch bestehende.
Da kann einem das Frühstück vergehen. Aber weil ich eine Wanderung vor mir habe, braucht mein Körper Kohlenhydratzufuhr vom Feinsten, parke ich am nahen Wäldchen und gieße meine Milch in den Cafe… hmmm… irgendwie säuerlich im Abgang… ich koste pur… verflixt! Buttermilch 🤣🤣🤣 Im nächsten Leben lerne ich Französisch.
Auf gehts zur Wanderung nach Redu, dem belgischen Bücherdorf. In Norwegen hatten wir ja schon eins besucht.
Wieder umfängt uns herrliche Ruhe und Luna kostet frisches Regenwasser aus den Pfützen, schnuppert an Butterblumen und tappt über weiches Moos.
In Lesse hätte ich gern ein Foto mir ihr am Brunnen gemacht, aber fotografieren mag sie nicht unbedingt. Das geht nur mit Leberwursttube. Also hier der Brunnen, als Luna schon wieder weg war und dann Luna extra am Schild😜
Einen kleinen Abstecher zum Aussichtspunkt „Roche aux Chevaux“ empfiehlt mein Wanderführer. Dort gäbe es einen“schönen Blick ins wilde Lesse-Tal.“
Den hier hab ich gar nicht ernst genommen…
und folge dem Trampelpfad… bergab… bis ich merke, dass ich schon fast wieder im Tal bin 😡 Nicht euer Ernst!! Also wieder zurück, Luna keucht auch schon… aber tatsächlich soll das der Blick ins Flusstal sein. Okay, hier müsste aber mal der Blick frei geschnitten werden.
Nach weiteren 20 Minuten eröffnet sich links der Blick auf die Weltraumteloskope der ESA. Ein Schild erklärt kurz darauf den Zusammenhang… für die der fremden Sprache mächtigen 😜… für mich also nur begrenzt. „Naar de Sterren reizen, een Droom, die langzaam waar wordt.“Das geht ja gerade noch 😜
Schaut man nach rechts, kann man das Bücherdorf schon sehen. Na ja, fast gaaanz da hinten in grau.
So ist’s besser, mit Pferden davor.

Dort angekommen gibt es gegen den aufkommen Hunger einen Abstecher ins Freiluftlokal. Weil ich auf der Karte wieder mal nichts verstehe, nehm ich:
das heißt überall gleich. Die meisten Buchläden öffnen erst 14:00, das passt. Aber so richtig toll ist das hier nicht. Einige haben schon aufgegeben. Ab und zu sehe ich den Hinweis“Liqudation totale“
Und in denen die geblieben sind, finde ich leider keine deutschen Bücher.
Der Büchersturm scheint in Zeiten des e-Books vorüber, sodass wahrscheinlich Marmelade besser geht.
Ein Highlight für mich ist eine kleine Ausstellung im Dachgeschoss eines Handarbeitslädchens, die ich beinahe übersehen hätte. Hier stellen Filzkünstlerinnen ihre Werke aus. Da musste ich gleich an die Dori denken – wenn mal die Ideen ausgehen: hier kommt Nachschub 😜

Toll was die so herstellen. Der Flugdrache besteht aus einer Holzwurzel als Kopf und der Rest ist gefilzt.


Und einen Dorifisch gibts auch noch… äh, mehrere.
Der Rückweg ist sehr schön und geht an den Ufern der Lesse entlang, an denen wir Pause machen und am Wasser dem Rauschen lauschen.


Aber eine Frage beschäftigt mich schon den ganzen Tag. Was kann ich bloß gegen dieses blöde Pfeifsingen machen??? Das neerervt!!! Ständig macht sich mein Gehirn selbstständig, wenn ich so schön vor mich hinträume und beim Wandern im gleichmäßigen Schritt entspannen will. Da ist es schon wieder und ich kann nichts dagegen tun. Ich puste halblaut irgendwelche bekannten oder unbekannten Melodien im Grundschlag meines Schrittes vor mich hin, ohne, dass ich es will. So was Doofes! Ist das schon ein Zeichen von Altersschwachsinn? Im 3er Takt!!! So ein Blödsinn!!! Weiß denn mein Unterbewusstsein nicht, das das kein Wandertakt ist! Soll ich durch den Wald tanzen?! Heute hab ich versucht, ganz bewusst dagegen vorzugehen. „Ruhe da oben, hier wird nicht gepfiffen!“ Keine Chance! Sobald ich an was anderes denke, gehts wieder los. Also: Wenn jemand Tipps hat, her damit!!! Vielleicht ist es ja auch eine Strategie des Gehirns. Wenn es von 100 auf 0 schalten soll, beschäftigt es sich eben selber.
Der letzte Endruck der Wanderung ist diese uralte Brücke über den Fluss.
Dann kommen wir etwas zerknautscht nach 20km am Womo an und ich suche in meiner App nach einem Stellplatz mit Wasser, Strom und Entsorgung. Für 12 Euro werde ich in Han sur Lesse fündig. Da unten links auf dem schönen Faltplan.Echt nett hier. Nur Luna findet es irgendwie komisch, zwischen anderen Mobilen zu übernachten und bellt bei jedem Geräusch… ich hoffe das wird besser!! Guts Nächtle.