Peaceful

Heute lass ich es mir gut gehen und gebe meinem geschundenen Knie mal einen Kick Verwöhnaroma in Form von 38 Grad warmen Wasser. „Nakusp Hot Springs“ ist das Zauberwort und ich gönne mir eine Stunde im herrlich warmen Wasser bei strahlendem Sonnenschein.

IMG_4379

Ein kleines Areal und ein paar wenige Badegäste frönen hier inmitten der Natur dem Genuss. Ich könnte mir vorstellen, dass es erstens schönere Hot Springs gibt und man zweitens hier besser im Winter badet, wenn ringsum alles verschneit ist… aber für mich, mein Knie und überhaupt ist das hier heute echt das Beste! Als die Kassiererin mich am Ausgang fragt, „Na, fühlen sie sich besser?“ musste ich wirklich sagen: „Na und wie!“  

Von Nakusp aus fährt man eine 12 km lange Stichstraße in den Wald hinein und nach dem Bade wieder zurück, die an sich oder wenn man einen Übernachtungsplatz sucht schon ein Tipp ist. Kurz vor den Hot Springs einer dieser wunderbar klaren Wasserfälle am Gardner Creek und hier hat man ihn komplett für sich allein, keine Ausschilderung, kein touristisches Highlight.

Und in der Nähe ein traumhafter Übernachtungsplatz, direkt am Fluss, gut mit dem Camper erreichbar und mit prima Feuerstelle. Nur brauche ich den jetzt leider noch nicht…

Weiter gehts 40km durch den Wald in Richtung Revelstoke … ab und zu ein Holzschild mit einer Nummer – 3456 oder so… das heißt dann irgendwo da drinnen im Wald steht ein Häuschen und da wohnt dann einer. Der  Begriff Hinterwäldler bekommt doch so ne ganz andere Bedeutung. Die nächste Ortschaft – nein Fährstation – ist Balena Bay. Dort gibts nichts als … na ja eben ne Fähre die hinüber zur Shelter Bay 20 min braucht und… Wow! … freies Internet am Anleger 😀 . #Telus hatte ich schon in zwei Cafes genießen zu können – ist annehmbar schnell –  und dann jetzt völlig überraschend hier – mitten im Wald. Prima!

Auf der Überfahrt genieße ich noch einmal die fantastische Aussicht auf den Columbia River / Upper Arrow Lake / später Lake Revelstoke… so viel Wasser!!!

_DSC0545
_DSC0547

Ich komme gegen 15:00 Uhr am Revelstoke NP an und möchte noch den Meadows in the Sky Parkway fahren. 30 Minuten dauert die Auffahrt und durchsteigt drei Vegetationszonen. Nur 3-4 Monate im Jahr ist der Weg befahrbar und ist auch im Sommer nur von 8:00 – 20:30 geöffnet. Den letzten Kilometer bis zum Plateau fährt ein Gratis Bus Shuttle oder man läuft halt – ich fahre lieber 😉 und die Fahrerin erzählt vom Grizzly. „Der hat hier vor 4 Wochen `ne Show abgezogen und ist dann wieder verschwunden, meint sie lakonisch.“ Leider hatte sie da gerade Dienst im Visitor Centre und ihn nicht live gesehen, aber er wäre durch den flachen See gewatet, sei den Besucherpfad entlang spaziert, hätte ein paar der gelb bühenden Blümchen geknabbert und habe dann das Weite gesucht. Im Übrigen soll er ruhig mehr der Blümchen knabbern, er trüge damit zu deren Verbreitung der kleinen Pflänzchen bei.

Schon Jörg – der Auswanderer – hatte mir erzählt, wie Bären im Sommer seine Pflaumen und Äpfelbäume plüdern. Das muss auch `ne Show sein, wenn der tollpatschige Bär da hochklettert und neben den Pflaumen gleich noch den ein oder anderen Ast mit abreißt. „Den Baum kannst Du danach nur nuch fällen 😉 „, meinte Jörg augenzwinkernd.

Drei Leute im Busshuttle. Woher wir kämen? zwei Australier, eine Deutsche. „Ah, meint sie, die ganze Welt sei hier… sie hätte heute erst einen einzigen Kanadier gefahren… Hm, vielleicht liegt das aber auch daran, dass die lieber laufen?

Was jetzt folgt ist wirklich ein Highlight. Auf den verschiedenen Loops kann man sich die schönsten Ausblicke auf den Columbia River, Revelstoke und die umliegende Bergwelt sehr leicht erwandern. Auf 1938 m stehen die Reste eines Feuerwachturms von 1927. Dort hat man eine der wie ich finde großartigsten Aussichten, allerdings ist der Sonnenstand dort nachmittags eher nicht so günstig.

_DSC0606

Stellt euch vor: Jetzt auf Großleinwand mit toller Musik… die Bergwelt im Revelstoke NP:

_DSC0570
_DSC0583
_DSC0589
_DSC0590
_DSC0592
_DSC0610
_DSC0615

Leider sind wir ein bisschen zu früh für die Himmelswiesenpracht. Noch nicht alle haben sich nach dem Megawinter mit – wie auch die Shuttelbusfahrerin  beteuert – 16m Schnee (kann ich mir das überhaupt vorstellen??? 16m !!! nach oben!! ) hervorgewagt. Vor allem aber die Gelben hier sind überall schon zu finden.

Ein paar Höhenmeter weiter unten kann man am Straßenrand allerdings einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie die Wiesen hier im August aussehen müssen:

_DSC0635

Ich genieße die Stille und lege mehrer Pausen auf der Rückfahrt. „Peaceful!“ stellt ein neben mir den Blick am Lookout genießender Vater mit seinem Sohn fest. Nur ab und zu rollen die letzten Autos vom Gipfel herab und erfreuen sich am abendlichen Licht. 

_DSC0639

Ich öffne die seitentür und hocke mich mit meinem Abendbrot einfach auf die Treppe. Das kannste im Hotel nich! 😉

IMG_4401

Einer der vielen Staudämme des Columbia befindet sich auch gleich hier in dem Städtchen Revelstoke.

_DSC0641

Gleich daneben ein kleines Plateau oberhalb einer Holzfabrik mit fantastischem Ausblick auf einen der verschneiten Berggipfel. Weiter hinten steht schon ein Camper und das wird also heute mein Übernachtungsplatz:

_DSC0646

Achso, und hier noch – speziell für meinen Paps – Details zum Camper: Ich habe den kleinsten genommen (19 Fuß oder so) und das ist gut so (ungefähr so wie unserer, nur kein Diesel, aber Ford). Die Megakisten, die hier so rumfahren, braucht mir keiner zu schenken, da ist man viel zu unflexibel. Eigentlich könnte er sogar noch ein bissel kleiner sein 😉 Genau die Bauart hatten wir in Californien hatten. Mit der Qualität bin ich total zufrieden. Der hatte gerade mal 14000 km runter und alles ist gepflegt und funktioniert.

Innen alles wie gehabt, aber lange nicht so hell wie unser gutes stück. Vielleich macht das neben den wenigen Fenstern auch der düstere Anstrich. Aber bei dem tollen Wetter bin ich eher lieber draußen. 

Und jetzt noch zum Schulss der 3. Teil der Tour, auf dem ich die 2000km geknackt habe … ohwei, ich mus weniger fahren!

Bildschirmfoto 2018-07-13 um 08.04.10

0 Gedanken zu „Peaceful“

  1. Was für wunderbare Bilder. Auf den Wiesen müsste man Kuh sein… Es ist gut, dass du deinem Knie ein bisschen Pause gönnst… Aber dass du viel fährst, ist verständlich. Es sind fast unendliche Weiten in Kanada… Hier zu Hause ist es unerträglich heiß. Jeden Tag 36°C… Wie heiß ist denn der Sommer in Kanada? Lass es dir weiter gut gehen, meine liebe Marion! 😘

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert