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Am angeblichen Grab eines Literatur Nobelpreisträgers beginnt mein Tag in Drumcliff. William Butler Yeats (1865-1939) hat nämlich einen solchen bekommen und gilt als Irlands Nationalschriftsteller. Er hat sich für die alten irischen Sagen interessiert und eine Wiederbelebung der nationalen Literatur angeregt. Als er 1939 in Frankreich starb, war sein letzter Wunsch, in seiner Heimat begraben zu werden. Ob die Gebeine, die 1949 hierher gebracht worden sind, wirklich seine sind, gilt allerdings heute als sehr umstritten. Das Grab an sich ist äußerst schmucklos, keine Blumen, nur der Stein aber der Friedhof gefällt mir gut.

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Prinz Charles und Camilla haben hier sogar einen Baum gepflanzt… ist noch nicht lange her (2015), das Ding ist noch etwas verkümmert.

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Der dünne hinter dem Schild ist es, nicht der dicke 😉

Außerdem gibt es noch ein Denkmal. Erst dachte ich, es soll den Dichter darstellen, aber so richtig bin ich nicht hinter die Symbolik gestiegen. Frage des Tages: Wer ist des Englischen mächtiger als ich und kann mir erklären, was ich da sehen soll.

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Und ohne Erklärung aber sehr eindrucksvoll – ein altes keltisches Kreuz, dass hier ungefähr seit 1100 Jahren rumsteht.

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…das rechte Kreuz ist das alte.

Ich fahre weiter und die Gegend hier bei Sligo wird von beeindruckenden Hochplateaus dominiert. Das beeindruckendste davon ist der 552m hohe Benbulben, den schon unser Nobelpreisträger Yeats ins Herz geschlossen hatte.  Die Sage geht, dass oben auf dem Plateau ein wilder Eber haust, da steige ich heute lieber nicht rauf.  Der Berg ist recht schwer auf ein Bild zu bannen, man muss schon irgendwie sehr weit weg sein, um alles drauf zu bekommen. Im kleinen Hafen von Mullaghmore habe ich eine Chance.

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In der Ferne erscheint ein altes Castle. Das Classie Bawn Castle bei Cliffony  ist heute ein Hotel. Auf dem Weg zum besten Fotoausguck kommen mir noch ganz gemütlich ein paar Reiter entgegen.

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Da das Wetter nicht so richtig mitspielt, entscheide ich mich für Donegal. So ein richtiges Städtchen mit allem drum und dran. So langsam muss ich auch mal wieder irgendwie unter Leute und Donegal ist immerhin die Hauptstadt des Counties. Na dann los. Schon 2 km vor dem Zentrum Stop and Go. Meine Vorfreude sinkt. Im Zentrum kaum Parkplätze und wenn, dann mit Balken. Nach ein bisschen Sucherei finde ich aber etwas Passendes und mach mich auf den Weg ins Zentrum. Aber wie in allen irischen Kleinstädten die ich bisher kennengelernt habe, scheint der ganze Durchgangsverkehr über den zentralen Marktplatz zu laufen. Das geht zwar in aller Geduld und Ruhe vonstatten, aber den gewöhnlichen Touristen nervt`s und mir wird es auch schon langsam zu viel. Also verflüchtige ich mich ins Castle. Das liegt am River Eske und stammt aus dem 15.Jhd. Außer mir noch drei Leutchen. Wo sind denn auf einmal alle Touristen?

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Nachdem auch ich ein paar Souvenierläden besucht habe,  hält mich nichts mehr und ich fahre zum Lough Eske, der von den Blue Stack Mountains umgeben ist und sehr idyllisch sein soll.

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Die Berge finde ich jetzt nicht so imposant, aber der See ist wirklich schön. Hier in der Nähe soll es noch ein Castle geben – auch das ist heute ein Hotel. Ich finde die Einfahrt, will aber nicht mit dem Womo am *****Sterne Hotel vorfahren, deshalb parke ich außerhalb und mach mich zu Fuß auf der Asphalteinfahrt auf den Weg. Links ein Schild: Forrest-Walk. Na dann, durch den Wald ist es eh schöner. Aber mit so einen wilden, sumpfigen und vermatschten Wald, bei dem der Weg gegen Ende auch noch durch umgefallene Bäume versperrt wird, hatte ich nicht gerechnet.

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Mitten im Wald, ganz einsam steht ein Keltenkreuz. Hier ist ein Major 1906 beerdigt worden. Das Kreuz sieht aber so voller Moos fast älter aus als das beim Yeats Friedhof

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Ich stelle mir vor, dass ich so, wie ich jetzt aussehe an der Hotelrezeption aufschlage, auf den Teppich tropft der Matsch von Schuhen und Hose und frage, ob die Suite noch frei sei… Nach einer halben Stunde trete ich aus dem Gestrüpp und es begrüßt mich der Hausdrache:

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Keine Ahnung, welches Seil der aus der Erde zieht. Und dahinter das Nobelhotel mit großem Spa-Bereich. Irgendwie fahren da nur Autos hin, die von Männern in weißem Hemd und Schlips chauffiert werden. Wer weiß, welche große irische Firma hier gerade ihre wichtigen Führungskräfte schult..

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Zurück wähle ich den Weg am See entlang und da hat sich der Hotelgärtner mal was einfallen lassen, das ist super und die Schuhe bleiben sauber.

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Nun gehts weiter in Richtung Slieve Leagues – auch das sollen die höchsten Klippen Irlands sein. Erster Stopp Killybegs. Dort befindet sich Irlands größter Fischereihafen und auch Angeltouren können gebucht werden.

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Wenn hier die „Fish&Chips“ nicht frisch sind, dann weiß ich auch nicht mehr… also gönne ich mir meine erste Portion in diesem Urlaub am kleinen Stand direkt am Hafen.

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Kaum setzte ich mich auf die Hafenmauer und greife nach den ersten Chips, machen die Möwen schon mit viel Geschrei auf sich aufmerksam und wollen was abhaben. Die Portion ist echt zu viel und so wird die ein oder andere Pommes im Flug geschnappt. Es wird Abend. Ich fahre weiter. Und die Coastroad ist wieder einmal der Knaller. Im Abendlicht zieht ein Gewitter auf, aber über mir ist noch Sonnenschein und unter mir der unglaubliche Wild Atlantic Way mit immer wieder neuen wunderbaren Aussichten:

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Hier hat jemand Plüschtiere auf die Bänke genagelt… Grund nicht ersichtlich
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Bevor das Regengebiet mich erreicht links ein Schild: „DerryLahan Independent Hostel & Camping“. Na das ists doch! Independent – unabhängig… so fühle ich mich schon seit fast vier Wochen. Ein schönes Gefühl, machen zu können, was man möchte, die schönsten Gegenden hier zu erkunden, keine Stunden und Minuten zu zählen und es niemandem recht machen zu müssen. Ich genieße die Zeit hier wirklich aus vollen Zügen und bange schon dem Ende entgegen. Jetzt rolle ich aber erst einmal auf einen recht unorthodoxen Stellplatz. Außer mir noch ein Wohnwagen und ein Traktor. Die junge Frau an der Rezeption ist super freundlich, führt mich gleich einmal durch alle Räume und im angeschlossenen Hostel sind lauter fröhliche Leute. Wenn ich aus meiner Womotür schaue, sieht es so aus:

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Schaue ich aus der Frontscheibe dann so:

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… und der Aufenthaltsraum mit WLAN und Strom neben der Küche und der Rezeption sieht so aus:

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Es lebe die Unabhängigkeit! Schlaft gut!

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