Zweimal Besuch an einem Tag

Es ist kaum zunfassen, aber nach einem total verregneten Tag weckt mich gegen 7:00 Uhr Sonnenschein und blauer Himmel. Da hält mich nichts mehr in Galway, die Kneipenmeile fand ich schön genug. Ich starte wieder mit dem Ziel, einen gemütlichen Platz zum Frühstück zu finden, denn hier im Hafen ist’s nun wahrlich nicht anheimelnd. Gestern Abend ist so ein junger Wilder mit seinem kleinen Auto genau neben meinem Stellplatz an der Bordsteinkante hängen geblieben und das Rad stand danach ab, wie ein verrenkter Finger. Nachts um 11 holten sie das verunglückte Teil mit viel Trara auf einem Anhänger heim. Und auch sonst kommt selbst bei gutem Wetter an den Docks keine richtige Urlaubslaune auf. So bin ich Sonntag 7:30 fast die erste auf den Straßen Galways.

Die Richtung steht fest, ich möchte in den Connemara Nationalpark, bei diesem Wetter bestimmt ein Traum! Das sind so 60km und ich rolle los. Kurz vor dem Örtchen Oughterard rechts ein Schild: Aughanure Castle. Das klingt gut, also schaukle ich 2km ein schmales Sträßchen entlang, vorbei am morgendlich verschlafenen Golfplatz…


bis zu einem schmucklosen Parkplatz. Dort ist ein großes Schild mit den Eintrittspreisen, aber die will ich nicht bezahlen. Ich such doch nur Frühstück mit Schlossblick. Ein kleiner Camper steht auch da, aber da zuckt noch nix. Plötzlich bekomme ich Besuch. Zwei reizende Hunde schwänzeln um mich herum, freuen sich über Streicheleinheiten und zeigen mir gleich den Weg zum Castle.


Sind die nicht knuffig?? Kein Herrchen in Sicht und so laufen wir zu dritt den wildromantischen Weg am Bach zum Castle hinunter.


Dann versperrt aber ein verschlossenes Tor das Weiterkommen und auch die Sonne steht für spannende Schlossfotos gerade ganz ungünstig, also traben wir drei wieder zurück,kommen noch an einer ziemlich verfallenen Hütte vorbei aber auch die lädt nicht zum Frühstück ein. Am Parkplatz ist das Pärchen erwacht und im morgendlichen Sonnenschein in innigster Umarmung vertieft, als wir drei angewedelt kommen. Sie lachen, meinen, dass die Hunde auch nicht ihnen gehören und erzählen, dass man hier ganz ungestört übernachten kann. Na dann lass ich die Beiden mal lieber wieder ungestört… Meine zwei tierischen Freunde muss ich allerdings auch da lassen.

In Oughterard führt ein kleiner Fahrweg nach rechts zum View Point Lough Corrib. Das ist ein relativ großer See und ein schöner noch dazu.

Ich finde den Aussichtspunkt und obwohl da ein Balken auf 2,10m hängt, ist davor noch genug Platz für mich und ich packe mein Frühstück aus. Super!

Ein paar Radfahrer, ein Vater mit kleinem Kind, ziemlich laute Franzosen und einige Ehepaare kommen vorbei und genießen mit mir die Ruhe, den Seeblick und knipsen mit iPad, Handy, Digitalkamera und was es sonst noch gibt den wunderschönen Morgen am See. Ich nehme mir viel Zeit. Dann gehts weiter und bald verändert sich die Landschaft. Connemara erinnert mich sofort an die schottischen Highlands, mein geliebtes Glen Coe… nur mit besserem Wetter.

Eigentlich würde ich die Bilder ja lieber nicht zeigen, denn zum Bearbeiten hat der Strom heute nicht gereicht, aber so eben „out of the box.“


Langestreckte Hügel, dazwische sumpfige Wiesen, rauschende Bäche und riesige Seen. Sogar ein Fjord ist dabei – der Killary Habour. Das Einzige was fehlt: Parkbuchten zum Anhalten und Fotografieren, die gibt es hier echt nicht genug! Man könnte das nämlich gut und gerne im Zweiminutentakt tun.

Jetzt suche ich was! Nämlich mein absolutes Lieblingsfotomotiv. Schon in der Vorbereitung der Reise kam mir das immer wieder zwischen die Finger… und dann heute bei dem Wetter.. da will ich hin. Die Pine Tree Island ist mein Ziel, nur finde ich sie nicht so richtig. Eigentlich soll die im Lough Shindilla sein. Aber nichts zu entdecken. Ich parke in der Nähe und laufe los. Nasse Wiesen, matschige Trampelpfade (da sind außer mir vorher nur Kühe und Schafe lang, vielleicht noch der Bauer mit dem Quad) Buckelgras, bei dem man nie weiß wo man hintritt… ich hab keine Ahnung was ich machen soll… ich finde meine Insel nicht. 😞

Da entschließe ich mich, matschig wie ich bin, da vorne in dem Hotel zu fragen. Ja, meint die junge Dame an der Rezeption, das Bild sei in allen Reiseführern drin, aber sie wisse auch nicht wo das ist. Hä?!?!

Na gut, also doch nochmal Google: und siehe da, ein netter Fotograf hat den richtigen See beschrieben. Derryclare Lough, einfach noch 5km weiter in die selbe Richtung und voilá – da ist sie, meine Insel.



Wunderschön gelegen vor den Bergen Connemaras stehen da alte windgegerbte Pinien und trotzen seit Jahren dem Wetter.



Man kann sogar über einen kleinen Steinwall auf die Insel kommen und sich dort durchs Dickicht an die verschiedenen Uferabschnitte kämpfen. Das sieht dann ungefähr so aus:

Aber am schönsten ist der Anblick vom Parkplatz aus mit dem Bergpanorama im Hintergrund oder aus dem Womofenster beim Mittag:


Und gegen Abend bekomme ich dann noch einmal Besuch.


Die laufen hier auf allen Straßen rum und werden auch manchmal angefahren. Aber die Kleinen sind wirklich zuckersüß, vor allem, wenn sie ganz traurig nach ihrer Mutter suchen. Die kommt dann auch entspannt angelatscht, gibt kurz Antwort und dann Milch 😊.

Die Sonne versinkt hinter den Bergen, ein zweiter CamperVan hat sich auch an den See gestellt und leise Musik klingt herüber. Ach hab ich ein Glück!

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