Aus dem Milchstraßen bewundern wurde nix. Erstens war Vollmond, viel zu hell für den Rest und zweitens zog ein dicker Dunst in die Bucht. Dafür ist das Wetter am Morgen umso schöner. Ich beschließe auf die leckeren Crepes doch zu verzichten und zurre nach einer fünf Minuten langen und herrlich warmen Dusche (so lange darf man bei Mortimer für einen Euro duschen) alles fest zur Abfahrt. Tschüss Mortimer, dein Platz ist Spitze!!!
Das Ziel: einen genialen Frühstücksplatz im Morgenlicht finden.Auf der Nordseite meiner Iveragh Peninsula öffnet sich der Blick hinüber zum letzten Zipfel der südlichen irischen Landzungen: Dingle. Dann habe ich sie alle fünf. Erster Finger „Mizen Head“, zweiter Sheeps Head Peninsula, dritter Finger Insel Beara, vierter Iveragh mit dem Ring of Kerry und Dingle macht die „Hand“ komplett. Da könnt ihr nochmal gucken wie es auf der Karte aussieht. (aus Stefan Loose Traveler Handbuch)

Im morgendlichen Licht sieht man Dingle liegen – es wird ein toller Tag!
Jetzt brauche ich nur noch einen Frühstücksplatz und versuche es bei Glenbeigh am Rossbeigh Beach.
Auf einem kleinen Parkplatz ohne Querbalken vor dem großen Parkplatz mit Querbalken steht schon ein deutscher Campervan. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen, koche den schon herbeigesehnten Morgenkaffee und das Frühstücksei… das muss sein! Und dann genieße ich die herrliche Morgenstimmung, den irre weiten Strand und das Traumwetter, dass sich gerade auf den Weg macht, mir den Tag zu perfektionieren 😃


Nur ein paar frühe Badegäste sind schon da und das deutsche Pärchen im Campervan. Die haben zwei Kinder dabei. Eins so ca. 3 das andere noch nicht lange auf der Welt, schätze 4 Monate… Da kommt die junge Mutter etwas nervös rüber und grüßt ganz freundlich, ob ich denn eine Apotheke wüsste. „Unsere Große hat bestimmt eine Blasenenrzündung.“ „Owei, das im Urlaub!“ “ Ach na ja wir haben noch Zeit, wir müssen erst Ende Oktober zurück.“ Ich vermute Erziehungszeit… aber so richtig entspannt ist sie irgendwie nicht. Da hätte sie es mit zwei kleinen Kindern zu Hause sicher ruhiger. Ich empfehle ihr die Apotheke in Cahersiveen und Mortimers Zeltplatz gleich dazu. Vielleicht kann sie dort gemütlich vorm Kamin entspannen.
Dann entspanne ich erst einmal bei einem traumhaften Strandspaziergang mit viel Platz für Kinder…
und einem versandeten Schiffswrack …
… einer Schnecke 🐌. – juhu Schneckenfotos! – die schon einen weiten Weg hatte…
… und jemandem, der nochmal aufgeschrieben hat, wo ich gerade bin, damit ichs auch nicht vergesse:
Herrlich! Ich atme tief durch, genieße die frische Luft, die Ruhe, das Rauschen der Wellen und die endlose Weite.
Erst 3 Stunden später bin ich wieder am Womo, hole meine Karte raus und suche mir die nächste Bucht. Beach-hopping! Genau das mach ich heute!
„Hallo, wie gehts!“ Höre ich da nicht ganz akzentfrei neben mir. Ein Mann mit zwei Krücken zeigt sich daran interessiert woher ich komme. Er wohne hier in der Nähe und hätte gerade ein kleines Problem mit seinem Bein… alles halb so schlimm, in 6 Wochen sei alles wieder gut. Und so entspinnt sich der übliche liebenswert irische Smalltalk über meine Reise, wo denn mein Mann wäre und was ich noch sehen will. Er selbst hätte einen Vertrieb für Waschmaschinen und ähnliches… deshalb wäre er auch schon oft in Deutschland gewesen, Miele, Siemens, Liebherr… keine Marke sei ihm fremd… und übrigens, die Kirche in Caversheen, ob ich die kenne, ja? also die hat sein Urgroßvater gebaut (oder so!) … aber nun will er mich mal nicht länger stören er müsse ja noch seine Zeitung lesen. Sagts und setzt sich an den Nebentisch mit seiner Tagesgazette.

Ich weiß jetzt wo ich hin will: Inch Beach, der liegt zwar auch an der Dingle Bay, nur an der Nordseite. Da muss man ca. 46km fahren, weil die versandeten Ausläufer der Bucht weit ins Landesinnere reichen. Ich komme durch schmucke kleine Orte und sehe neben mehreren Pubs auch ein „Bee Cafe“ gleich an einem Kreisverkehr. Mehrere Menschen mit Kameras stehen um eine riesige Blumenpyramide und knipsen die augenscheinliche Gäste des Cafés-die Bienen 🐝
Inch Beach ist der Hammer! Ein 5km langer und seeehr breiter Strand auf den man … mit dem Auto fahren kann! Und sogar mit dem Womo. So ganz geheuer ist mir das anfangs nicht. Da hab ich Bilder im Kopf von feststeckenden Rädern im Sand …. aber das hier ist wirklich kein Problem, der Sand ist fest und der eine oder andere Pkw / Caravan steht auch schon da.

Ich fahre ganz beglückt ans Ende der Reihen und noch ein Stückchen weiter … da hab ich genug Platz für mich und den „Dicken“.
Kinder spielen, Erwachsene wandern, junge Leute preschen im VW Golf den Strand entlang und filmen sich dabei, Hunde genießen ihre Hundefreiheit und ich packe meinen Liegestuhl aus.

Da bin ich doch tatsächlich eingeschlafen …
Aber weil vermutlich das Wasser heute noch näher rankommen wird, mache ich mich wieder auf den Weg. Der Slea Head Drive, der die Spitze der Dingle Halbinsel umrundet soll mein heutiges Nachtquartier werden. Da gibt es einige schöne Plätze – sagt der Womo – Führer. Aber auch schon der Weg dahin verzaubert die Fahrerin.




Immer wieder tun sich wunderschöne Blickwinkel auf und die Möwen hier sind völlig angstfrei.
Dingle – die Inselhauptstadt – ist mir zu voll… überall Menschen, Hektik, Gedränge… oder kommt mir das nur so vor? Ich kaufe schnell noch etwas Wasser und dann gehts wirklich auf den Slea Head Drive. Das merkt man vor allem an der Straßenbreite:
Links gehts runter und ja, das ist nur eine Spur!! Aber man merkt es auch an der gigantischen Landschaft.
Das Nachtquartier ist erreicht: die Coumeenoole Bucht mit schroffen Klippen, türkisgrün schäumender Brandung und dunstigem Blick zu den Blasket Islands.
Ich suche mir einen guten Platz:
… kraxele mit der Kamera noch ein bisschen durch die Gegend …
und kann gar nicht genug von diesem wunderschönen Ort bei feinstem Licht bekommen. Da es draußen sehr windig ist, mache ich es mir drinnen gemütlich:

Die Gardinen flattern in der Atlantikluft…

und als müsste da einer sagen :“Das geht noch besser!“ segelt ganz hinten ein Zweimaster vorbei.
Könnt ihr ihn erkennen? Nein? Dann stellt ihn euch etwas größer vor. Ein bisschen Fantasie habt ihr doch bestimmt. Liebe Grüße vom Rand der Welt 😊