Ja es gibt ihn – den definitiven Nachteil des Urlaubs mit dem Camper! Man ist irgendwie getrieben, immer „on the road“, vielleicht weil man denkt, das es hinter der nächsten Ecke noch schöner ist, neugierig, was dort noch auf einen wartet. Diesen Nachteil muss ich ausgleichen! Ich verordne mir einen Tag Pause. Kein km wird heute gefahren! Obwohl – im Vergleich zur Nationalparkroute in den Staaten fahre ich hier ja echt wenig… zumindest seit ich im Lande bin. Also: Ich bleibe noch eine Nacht.
Tatsächlich verlängere ich das erste Mal überhaupt auf einem Bezahlstellplatz. Der Mannix Point bei Cahersiveen (wie spricht man das bitte aus?) ist aber wirklich das Beste! Morgens öffnet hier ein freundliche Frau einen kleinen Wagen und verkauft Crepes mit unterschiedlichen Füllungen und Kaffee… Ich verspreche ihr: „I will taste it tomorrow!“, denn leider habe ich wieder mal schon gefrühstückt. Noch ein Grund zu bleiben.

Da ich so begeistert von diesem Ort hier bin gibt es auch gleich noch eine kleine Bildauswahl der liebevollen Details. Es wachsen oder stehen z.B. überall Blumen, so auch neben der Spüle in der Aufwaschküche, die auf vielen Zeltplätzen nicht gerade der appetitlichste Ort ist.



Die Küche ist freundlich und reichlich ausgestattet. Hier kann man mit vielen Freunden speisen.


Außerdem kommt der Campingplatzgehilfe abends immer und schmeißt den Kamin an. Wer mag darf dort seine Schuhe trocknen und bekommt, wenn gewünscht auch noch das Papier zum Ausstopfen gestellt.

Heute bat er mich, auch mal ein Foto davon zu machen, wenn ich doch schon andauernd fotografiere. Mach ich doch glatt und er schlurfte zufrieden seiner Wege.
Also, wer mal in der Gegend ist: Mannix Point ist der beste Campingplatz in ganz Irland und dann auch noch sehr schön gelegen. In Blickweite meines Stellplatzes liegt das alte Ballycarbery Castle oder was davon übrig ist. Ich will heute dahin wandern und bekomme beim Verlängern an der Rezeption auch gleich die passende Wegbeschreibung mit Karte in die Hand gedrückt.
Auf gehts. Vorbei an einer Pizzeria in Kirchenform. Da denkt man dort wird der Gottesdienst gehalten, dabei warten ab 16:00 Spagetti und Pizza auf dich:

Aber dann strömen sie doch wieder und zwar aus der echten Kirche heraus. Davon hat Cahersveen eine relativ neue, erst Ende des 19.Jhd. gebaute.

Innen sitzen noch einige Gottesdienstbesucher und schwatzen, beten, zünden Opferkerzen an und kurz vor dem Gehen, noch ganz im Gespräch mit dem Nachbarn drehen sie sich zum Altar und verabschieden sich mit Knicks und Kreuz schlagen. Spiritueller Alltag.



Und auch die Kirche muss sich auf die nervösen Mägen der Mitmenschen einstellen. Glutenfreie Oblaten darf man sich vom linken Tischlein nehmen. Wenn der Messdiener sie dann mal dort hin stellt.

Hier wir auch viel unternommen um die Schäflein wieder zum guten Hirten zu bringen:
„Hi Jesus here, let`s have a chat – call me – you know my number“ steht auf dem kleinen Zettel
„Kreativ!“, würde ich sagen. Solche Zettelchen gibt es hier reichlich und man kann sie neben den Fläschlein mit heiligem Wasser gern mitnehmen.

Ich setzte meinen Weg durch das kleine Städtchen fort und die Busse des Ring of Kerry Tourismus rollen wie an einer Schnur an den bunten Häuschen vorbei. Ich hab trotzdem gewartet, bis keiner mehr im Bild war.


Bekannt ist die Gegend hier für 2Dinge:
1. Sie gehört zum Dark sky resrve, einem Lichtschutzgebiet, in dem der Nachthimmel besonders schön sein soll – ohne Lichtverschmutzung.
2. Von hier aus wurden die ersten Transatlantischen Kabel verlegt. 1858 nach Neufundland von der kleinen Insel Valentia aus. „Lange Leitung“ nennt man das dann sicher.
Sobald ich von der Hauptstrasse abbiege, kehrt Ruhe ein. Die Ebbe hat gerade das Wasser aus der Valentia Bay herausgedrückt und das erste Fotomotiv stellt sich mir in den Weg – eine alte Eisenbahnbrücke über die Bay, die so langsam in sich zusammenfällt.


Gleich daneben das auffällige Tourismuszentrum – „The Barracks“ – sieht aus wie ein Schlösschen, war aber eine ehemalige Polizeikaserne und nun Touristeninfo mit Ausstellung und Café.

Dann gehts weiter zum nächsten Unikum. Auf meinem Wanderweg, der aufgrund der Ebbe recht gut am Ufer zu bewältigen ist, treffe ich zwei Männer (Vater und Sohn vielleicht?) die an einem sonderbaren Gefährt werkeln. Der ältere der beiden lässt sich bereitwillig auf ein Gespräch über sein Eigentum am Wegesrand ein. Das hätte er in Dublin bauen lassen und böte Ausflüge an. Nein, konstruieren musste er es nicht, sowas gäbe es auch schon am Mont Saint Michele und Frankreich, die müssten da ja auch mit Ebbe und Flut leben – also mal zum heiligen Felsen fahren und dann wieder schwimmen. Und das kann sein „Boat with wheels“ auch. Schwimmen und fahren! Ach nein, die Räder und Lager… sind mit Plastikummantelungen geschützt, denen tut das Wasser nichts. Das wäre ein perfekter Gesprächspartner für dich gewesen, Vati!

Ganz für mich und in aller Ruhe gehts den Strand entlang. Auf der einen Seite der Hafen von Cahersiveen.

… und hinter mir „The Barracks“ neben den schönsten Unkräutern, die man sich denken kann:

Langsam hab ich das Castle im Blick und versuche die Ruine ein bisschen in Szene zusetzen.


Dort angekommen sind dann doch einige Touristen vor Ort und erkunden die wilde Ruine. Hier darf man wirklich überall herum klettern. Perfekt für die Jugend, die das auch ausgiebig nutzt. Trotzdem mag ich sie nicht auf meinen Bildern, deshalb wieder eins ohne Menschen.

Ich begeistere mich da eher für die uralten verwachsenen Efeuranken. Wachsen die hier schon seit dem 15.Jhd.? Da wurde das Castle nämlich gebaut… aussehen tun sie fast so.




In der Nähe gibt es auch noch viel ältere Ringforts. Die besuche ich allerdings nicht sondern entscheide mich für den Aussichtspunkt auf dem Berg hinter dem Castle. Dafür geht es erst mal ein paar km bergauf… mäßig, anders hätte ich dazu ja auch überhaupt keine Lust – wer mich kenn weiß, dass ich lieber im Tal laufe 😉 . Aber der Anstieg lohnt sich wirklich. Man schaut auf das Castle und die Valentia Bay, dahinter mein Lieblingscampingplatz(ganz links am Bildrand).

Dann wird auch mal das neue Teleobjektiv aus der Tasche gezaubert und macht seine Sache doch ganz gut. Vorn rechts am Bildrand kann man die Rest des (von mir) verschmähten Ringforts erkennen. Und die Flut drückt langsam das Wasser wieder in die Bucht.

Auf der anderen Seite bietet der Viewpoint eine prima Sicht auf die Landzunge der Dingle Peninsula, davor die Blasket Islands und ganz links sieht man noch die Zipfel der Skellig Islands im Atlantik vor sich hin dümpeln.

Jetzt aber zurück, es ist schon fast 16:00 und ich hab natürlich wieder vergessen, Wasser einzupacken. Langsam bekomme ich Durst… und das soll bei mir was heißen! Eine Kiste voller Leckerein wird beim „Supervalue“ zusammengepackt und in meinem Küchentrack zaubere ich ein 2-Gänge-Menue: Gebratener Frischfisch (kenn ich nich aber schmeckt!) mit Gemüse und Kartoffelspalten und danach noch frische Him-Heidel-Erdbeeren mit Yoghurt. Meine Herren! das können die im ***** Hotel auch nicht besser! Und jetzt – ihr ahnt es, sitze ich in meinem Lieblingsaufenthaltsraum und schreibe gemütlich mein Reisetagebuch 🙂 . So ein Ruhetag ist auch mal wunderbar! Aber morgen, da gehts wieder los!!